Leonardos Finanzen
Wieviel Geld hatte Leonardos Familie?
Die Familie Leonardo da Vincis väterlicherseits war wohlhabend, aber nicht außergewöhnlich reich. Sie besaßen Land in Vinci, das sie an die Bauern der Umgebung verpachteten. Die Erträge brachten genug Geld ein, um davon leben zu können.
Was arbeitete Leonardo?
Leonardo arbeitete nur wenige Jahre als selbstständiger Maler. Die meiste Zeit war er Mitglied adeliger Höfe und bezog ein Grundgehalt (Apanage). Er wirkte dort als Berater und ausführender Unternehmer zu allen Fragen der Stadtentwicklung, des Ingenieurwesens, der Wissenschaft und der Kunst. Außerdem nahm er Schüler auf, die eine Lehrgebühr entrichteten.
Wieviel hat Leonardo verdient?
Leonardo war die meiste Zeit an adeligen Höfen beschäftigt und bekam dort zwischen 1000 und 2000 Golddukaten pro Jahr (3,5-7kg Gold). Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von ca. 1,7 - 3,3 Mio Euro. Dazu kamen Landschenkungen und sonstige Handelsgüter.
Wie reich war Leonardo da Vinci?
Als Leonardo da Vinci starb hatte er in Florenz ein Bankvermögen von 400 Golddukaten (1,4kg Gold). Dazu kamen erhebliche Barmittel und Grundstücke in Mailand und Florenz, die jährliche Pachterträge abwarfen. Auch hatte ihm der Herzog von Mailand Rechte am Schöpfen von Wasser am Kanal St. Christoph übertragen, die ebenfalls regelmäßige Einkünfte einbrachten.
Der Familienbesitz der Vincis
Die männlichen Vorfahren Leonardos waren seit Generationen wohlhabende Notare in Florenz. Es war zu der Zeit modern, dass sich die gutverdienenden Bürger der italienischen Städte ein Haus auf dem Land kauften und dort die heißen Sommer verbrachten. Auch Leonardos Familie begann so Land in und um Vinci zu erwerben, einem Dorf unweit von Florenz. Über die Jahrzehnte wurde dies ein recht ansehnlicher Besitz. Dazu gehörten einige Häuser und Bauernhöfe, die an die Menschen der Umgebung verpachtet wurden.
Bezahlt wurde die Pacht meist in Naturalien wie Getreide, Olivenöl oder Wein. Die Erträge aus der Verpachtung sicherten der Familie Vinci genug Einkommen, um finanziell unabhängig zu sein. Außerdem bauten sie ihre Besitztümer über die Jahrzehnte stetig aus. So war es einigen Familienmitgliedern möglich, keiner regulären Arbeit nachzugehen und ausschließlich die Familiengüter zu verwalten. So taten es Leonardos Großvater Antonio und Leonardos Onkel Francesco.
Leonardo ist vermutlich auf den Besitztümern der Familie in Vinci aufgewachsen. Auch wenn das Leben dort auskömmlich war, war es dennoch karg, ländlich und einfach. Die Familie in Vinci lebte nicht im Luxus.
Leonardos harte Anfangsjahre
Leonardo zog im Alter von 12-16 Jahren von Vinci nach Florenz und begann dort auf Vermittlung seines einflussreichen Vaters eine Malerlehre bei dem damals sehr berühmten Künstler Andrea del Verrocchio.
Obwohl Leonardo 1472, also mit 20 Jahren, als Meister in die Malergilde von Florenz aufgenommen wurde, arbeitete er noch weitere sechs Jahre unter seinem alten Lehrmeister Verrocchio. Erst im Jahr 1478 macht sich Leonardo als Maler in Florenz selbstständig und gründete eine Künstlerwerkstatt. Leonardo war zu diesem Zeitpunkt 26 Jahre alt. Er hatte von Beginn an eigene Pferde, Diener und auch schon einige Schüler.
Leonardo hatte anfangs große Schwierigkeiten an lukrative Aufträge zu kommen. Überhaupt nur auf Vermittlung seines Vaters, eines stadtbekannten und bestens vernetzten Notars, erhielt Leonardo einige wenige Aufträge, z.B. sollte er das Altarbild für die Kapelle des Florentiner Stadtparlaments anfertigen. Jedoch gab Leonardo das Projekt später an einen ehemaligen Mitschüler ab.
Der Knebelvertrag zur Anbetung der Könige
Wie sehr Leonardo anfänglich auf die Unterstützung seines Vaters angewiesen war, zeigt das Zustandekommen des Vertrages zum unvollendet gebliebenen Gemälde "Anbetung der Könige". Die Bedingungen waren sehr unvorteilhaft für Leonardo. Er bekam zwar Land im Wert von 300 Florin (1,05kg Gold), dass er allerdings erst in 3 Jahren verkaufen durfte und nur mit Zustimmung des auftraggebenden Klosters. 150 Florin davon musste er einer Dame aus dem Umfeld des Klosters spenden, noch dazu sofort. 150 Florin waren eine hohe Summe, die Leonardo nicht aufbringen konnte. Daher lieh ihm das Kloster den Betrag. So war er bereits hoch verschuldet, noch bevor er die Arbeiten begonnen hatte. Die Farben und Materialien für das Gemälde musste Leonardo auch selbst bezahlen. Noch dazu kam der fortlaufende Unterhalt seiner Werkstatt.
Erfahrungen wie diese könnten dazu beigetragen haben, dass Leonardo drei Jahre später nach Mailand aufbrach, um für den Herzog von Mailand tätig zu werden (ca. 1482).


Leonardos Einnahmen
Leonardo malte nur sehr wenige Gemälde. Gleichzeitig hatte er stets Diener, Mägde, Schüler, Pferde und ging zahlreichen Tätigkeiten nach, die auf den ersten Blick kein Geld einbrachten. Da kommt die Frage auf, wie er seinen Werkstattbetrieb finanzieren konnte.
Einnahmen durch Lehrgebühren
Es war üblich, dass Malermeister Schüler aufnahmen und dafür eine Lehrgebühr von den Eltern erhielten. Die Höhe der Gebühr variierte mit dem sozialen Hintergrund des Schülers. In einigen Fällen verzichtete Leonardo auf die Gebühr. Zu der Ausbildung zählten nach damaligen Verständnis auch Hilfstätigkeiten in der Werkstatt, so dass Schüler nicht nur direkt durch Lehrgebühren die Kosten der Werkstatt senkten, sondern auch indirekt durch das Verrichten einfacher Hilfstätigkeiten. Leonardo hatte daher stets mehrere Schüler um sich.
Freie Kost und Logis
Die Künstlerwerkstätten waren nicht an einen festen Ort gebunden. Vielmehr waren sie ein mobiler Personenverbund. Waren die Aufträge weiter weg und konnten nur vor Ort ausgeführt werden (z.B. bei Wandgemälden) war es üblich, dass die Auftraggeber für die Unterbringung und Verpflegung der Künstlerwerkstatt aufkamen. Als Leonardo beispielsweise den Karton zur Anna Selbdritt anfertigte, stellten die Mönche des Florentiner Servitenordens Kost und Logis für ihn und die Mitglieder seiner Werkstatt.
Vielfältige Werkstattaufträge - Leonardos Arbeitsaufgaben
Haupteinnahmequelle der Künstlerwerkstätten waren sicherlich die zahlreichen Werkstattaufträge. Gemälde waren die neue Mode der Zeit und beliebte und teuer bezahlte Statussymbole der reichen Oberschicht. Auch Skulpturen waren sehr beliebt. Doch waren das nicht die einzigen Arten von Aufträgen. Künstler der Renaissance verstanden sich als universale Talente. Das gilt nicht nur für Leonardo, sondern für alle Künstler dieser Zeit. Sie malten, musizierten, dichteten, unterhielten, organisierten höfische Feste, entwarfen Gebäude und Maschinen und manchmal war auch nur ihr Rat oder Forschen zu allerlei Dingen gefragt. Demnach übte Leonardo nicht nur einen sondern gleich mehrere Berufe aus.
Hofkünstler
- Porträts und Gemälde für die Hofgesellschaft (z.B. waren "Die Dame mit dem Hermelin", "La Belle Ferroniere" und "Das letzte Abendmahl" Aufträge des Mailänder Herzogs)
- Anfertigen von Statuen und Standbildern
- künstlerischer Leiter der höfischen Feste, unterhaltsame Spezialeffekte allerlei Art, Entwerfen fantasievoller Verkleidungen und Bühnenbilder
- Entwurf von Springbrunnen
- Konstruktion von Hebebühnen für Theateraufführungen
- musikalische Unterhaltung der Gäste: Leonardo spielte diverse Instrumente, die er teilweise selber baute und sang wohlklingend dazu, er war bekannt dafür gut improvisieren zu können
- Erheiterung der Gesellschaft durch interessante Rätsel und lehrreiche Geschichten
- Sonderanfertigungen: ein mechanischen Roboterritter, der von alleine laufen konnte; ein Automobil, dass von alleine fahren konnte, indem es wie ein überdimensionales Aufziehauto von einer mechanischen Zugfeder angetrieben wurde; anlässlich eines Besuchs des französischen Königs wurde ein mechanischer Löwe angefertigt, der über eine Aufziehmechanik ein paar Schritte laufen und sein Maul aufreißen konnte
Architekt
- Unterstützung bei allen Angelegenheiten des Städtebaus
- Betreuung von Bauprojekten, z.B. Um- oder Neubau von Villen, Palästen und Kirchen
- Ausbau der Kanalisation
- Entwässerungsprojekte
- Vermessungsprojekte, Erstellen von Landkarten
- Ausarbeiten von Plänen für Festungsbauten
Ingenieur
- Entwurf von Maschinen aller Art zur Arbeitserleichterung
- Entwürfe und Pläne für Kriegswaffen, Belagerungswaffen und mobile Brücken
Gelehrter
- Leonardo war Ansprechpartner und Berater des Hofes in allen Fragen der Wissenschaft
Das breite Spektrum an Aufträgen zeigt, dass Leonardo auf vielen Gebieten tätig war und das Anfertigen von Gemälden nur eine von vielen Aufgaben war.
Höfische Apanage
Mitglieder eines adeligen Hofes bekamen ein jährliches Grundgehalt zur Deckung ihrer Ausgaben, eine Apanage. Leonardo war größtenteils an solchen Höfen angestellt. Die Zahlungen erfolgten nicht immer regelmäßig und so sind Briefe Leonardos an den Herzog von Mailand erhalten, indem er ihn auffordert, die ausstehenden Zahlungen zu leisten. Einer beginnt so: "Durchlaucht, da ich noch den Lohn für zwei Jahre zu bekommen habe ...". Der Herzog von Mailand war für seine eiserne Haushaltsdisziplin bekannt.
Apanage in Mailand
Dennoch wurde Leonardo außerordentlich gut bezahlt. Er wurde einmal von einem ihn besuchenden Kardinal gefragt, welchen Lohn er vom Herzog bekomme. Leonardo erwiderte, er bekomme gewöhnlich zweitausend Dukaten im Jahr (7kg Gold), dazu zahlreiche Geschenke und Gaben, mit denen ihn der Herzog höchst freigiebig jeden Tag überschütte. So schenkte der Herzog 1499, kurz vor seiner Vertreibung durch die Franzosen, Leonardo einen Weinberg in der Nähe von Mailand.
Apanage in Amboise
Als Leonardo zum Schluss seiner Karriere am Hof des französischen Königs lebte, bekam er als "Maler des Königs" 1000 Golddukaten pro Jahr (3,5kg Gold), also nur noch die Hälfte des Gehalts in Mailand. Allerdings bekam der höchste königliche Beamte exakt dieselbe Summe. Die Höhe des Gehalts war also eine hofpolitische Entscheidung. Zusätzlich wurde Leonardo das Schloß Château du Cloux, 500m entfernt vom Königsschloß zur Verfügung gestellt.
Der Florin
In der Neuzeit war die Grundwährung für den europäischen Handel Gold. Es wurde zu Münzen gegossen, welche nahezu aus reinem Gold bestanden. Die Größe der Münzen war europaweit genormt. Ihr Gewicht lag bei 3,5g Gold. Für diese Goldmünzen gab es je nach Land verschiedene Namen, die aber alle das gleiche meinen. Dukaten (Byzantinisches Reich), Gulden (Heiliges Römisches Reich), Écu (Frankreich), Scudo (Genua) und Florin (Republik Florenz) sind dabei nur einige Beispiele. Aufgrund der enormen Handelsmacht der Florentiner und ihres stark ausgeprägten internationalen Bankwesens, das sich über ganz Europa erstreckte, war der Florin die verbreitetste Münze. Der Florin zeigte auf der Vorderseite eine Lilie, das Stadtwappen von Florenz, und auf der Rückseite Johannes den Täufer, Schutzheiliger von Florenz.
Wie wurde Leonardo bezahlt?
Leonardo da Vinci wurde in Florin bezahlt. Daneben gab es für kleinere Beträge im alltäglichen Handel noch Silbermünzen von geringerem Wert und in verschiedenen Größen. Die Bezeichnungen und Einheiten der Silbermünzen variierten stark innerhalb Europas. Für Leonardos Wirkungsbereich in Norditalien gab es folgende Einheiten.
Werteinheit | Gewicht | Material | Umrechnung |
---|---|---|---|
1 Denaro | 1,25g | Silber | kleinste Werteinheit |
1 Quattrino | 5g | Silber | 4 Denari |
1 Soldo | 15g | Silber | 12 Denari |
1 Lira | Keine Münze, Nur Recheneinheit | 20 Soldi | |
1 Fiorino (Florin) | 3,5g | Gold | 4 Lire |
Neben goldbasierten Währungen waren auch Tauschgeschäfte zur Bezahlung üblich. So passierte es, dass Leonardo für die Reparatur einer Kirchturmglocke einen Karren mit Brennholz bekam. Das konnte er selbst verbrauchen, eintauschen oder auf einem Markt verkaufen.
Welchen Wert hatten die Münzen?
- 2 Hühnereier kosteten einen Denaro
- 15 Florin reichten für den jährlichen Lebensunterhalt einer Person, die weder reich noch arm war
- Ein sehr guter Maler konnte je nach Größe des Gemäldes zwischen 100 und 300 Florin verlangen
- Ein kleines Landgut mit einem Kaufwert von 250 Florin brachte Pachterträge, die eine vierköpfige Familie ernährten
- der zweitreichste Bürger von Florenz war 1457 Amerigo de' Benci mit einem Vermögen von ca. 26.000 Florin (91kg Gold)
- als der französische König 1494 in Florenz einmarschierte, verlangte er 120.000 Florin für seinen Abzug (420kg Gold)
Das Amerigo de' Benci mit einem Vermögen von gerade mal 91 kg Gold die zweitreichste Person von Florenz sein konnte, ist heute kaum zu begreifen. Denn 91 kg Gold entsprechen ca. 5,5 Mio Euro (Stand 05/22).
Lässt sich der Wert des Goldes auf heute übertragen?
Der damalige Wert des Goldes lässt sich nicht auf heute übertragen. Folgende Punkte sind dabei zu beachten
- Es gab damals weit weniger Menschen auf der Welt (nur 6% von den heutigen ~8 Mia.)
- Gold war in geringerer Menge als heute im Umlauf
- Die Anzahl verschiedener Produkte und Dienstleistungen war geringer als heute
- Die Mehrzahl der Menschen lebte auf dem Land. In diesen Regionen wurde hauptsächlich über Warentausch gehandelt
Werden diese Punkte untereinander in Bezug gesetzt, hatte Gold im Vergleich zu heute eine höhere Kaufkraft.
Wieviel verdiente Leonardo nach heutigen Maßstab?
Der heutige Gegenwert von Leonardos Einkommen lässt sich näherungsweise ermitteln, wenn er ins Verhältnis zu weiteren damaligen Jahreseinkommen gesetzt wird.
Einkommen pro Jahr | Florenz 1500 | Deutschland 2020 (nach Steuern) |
---|---|---|
Durchschnittlicher Bürger (weder reich, noch arm) | 15 Florin | 25.000 Euro |
Handwerksmeister | 30 Florin | 50.000 Euro |
Leonardos Einkommen | 2000 Florin | 3,3 Mio Euro |
Demnach hätte Leonardos damaliges Jahreseinkommen heute eine Kaufkraft von 3,3 Mio Euro. Allerdings war das nicht das persönliche Einkommen Leonardos, sondern vielmehr der Umsatz seines Werkstattunternehmens. Von diesem Betrag musste er die angestellten Diener und Gehilfen bezahlen und auch andere Maler oder Handwerksmeister, die ihn bei seinen Aufträgen unterstützten. Dazu kamen Kosten für Materialien und sonstige Ausstattung. Doch auch nach Abzug der Kosten blieb genug übrig, so dass Leonardo seinen aufwändigen Lebensstil finanzieren konnte.
Leonardos Ausgaben
Als Leonardo 1519 starb, hatte er in Florenz ein Bankvermögen von 400 Florin (1,5kg Gold). Das ist auffallend wenig, wenn diese Summe den jährlichen Einnahmen Leonardos entgegengehalten wird. Denn bereits in seiner Mailänder Zeit hat er nach überlieferter Aussage einen jährlichen Lohn von 2000 Florin erhalten (7kg Gold). Aus diesem Ungleichgewicht wird häufig geschlossen, dass Leonardo nicht mit Geld umgehen konnte. Das soll auch die Zahlungsaufforderungen einiger Gläubiger erklären, die sich bis heute erhalten haben.
Lebenswandel
Leonardo bewegte sich zeitlebens in den höchsten Kreisen der Gesellschaft und übernahm zum Teil deren Lebensweise. So bevorzugte er bequeme Kleidung aus edlen Stoffen. Er war sehr großzügig und stattete auch die Mitglieder seiner Werkstatt aus. Dennoch wäre es übertrieben, sein Leben als luxuriös zu beschreiben. Vielmehr neigte er seinen Aufzeichnungen nach zur Bescheidenheit und propagierte einen reduzierten Lebensstil.
Leonardos Werkstattbetrieb
Leonardo führte eine Künstlerwerkstatt zur Zeit der Renaissance. Der Begriff Künstlerwerkstatt ist jedoch zu kurz gegriffen. Vielmehr waren diese Werkstätten handwerkliche Unternehmen, die je nach Fähigkeit ihrer Meister auch zahlreiche andere Tätigkeiten ausführten.
Zum Beispiel war Leonardos Lehrer Verrocchio als Bildhauer für die Gestaltung der goldenen Kuppel mit Kreuz verantwortlich, die sich noch heute in einer Nachbildung auf der Kathedrale von Florenz befindet. Es war damals selbstverständlich, dass Verrocchio auch die Maschinen und Kräne konstruierte, die die ca. 1m große Kuppel in die Höhe hoben.
Leonardos Werkstatt war also vielmehr eine Firma mit mehreren Schwerpunkten:
- Erzeugung von Kunstprodukten
- Planung und Durchführung von Festen und Umzügen
- Beratung, Planung und Durchführung ingenieurtechnischer Dienstleistungen
- Erstellung wissenschaftlicher Gutachten
Auftrageber der Firma waren vermögende Bürger, der Hochadel und die Kirche.
Kosten des Werkstattbetriebs
Leonardos Firma hatte ein Grundpersonal. Dazu gehörten Diener, Mägde und freie Spezialisten, die je nach Auftrag hinzugezogen wurden (z.B. Spiegelbauer, andere Maler). Die Firma benötigte auch eine Grundausstattung, wie Arbeitsmaterialien, Pferde und Kutschen. Die Materialien, die Leonardo verwendete, waren stets von hoher Qualität. So verwendete er z.B. keine herkömmlichen Farben, sondern stellte sie aus kostbaren Mineralien selber her. Auch für die Bauteile seiner Maschinen verwendete er spezielle Legierungen und Hölzer. Seine vielseitigen Interessen führten zu zahlreichen kostenintensiven Experimenten, die der Werkstatt erstmal nichts einbrachten und lediglich Versuchszwecken dienten.
Leonardos Einnahmen gingen also nicht direkt in sein Vermögen über, sondern beglichen größtenteils die laufenden Kosten seiner Werkstatt. Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass Leonardo zum Zeitpunkt seines Todes ein im Vergleich verhältnismäßig geringes Bankguthaben besaß. Die Summe von 400 Florin (1,4kg Gold) lässt aber auch darauf schließen, dass Leonardo sicher keine Geldsorgen hatte.
Diebstähle
Ein anderer Grund für den stetigen Abfluss von Geldern war, dass das Bankwesen im Alltag noch nicht besonders gut ausgeprägt war. So musste Leonardo einen Teil der Goldmünzen in seiner Werkstatt aufbewahren. Es sind vom 1.4.1499 Notizen mit einer Art Kassensturz erhalten, in denen er sich seine Verstecke notierte. Sie geben einen anschaulichen Eindruck davon, wie Leonardo sein Barvermögen aufbewahrte:
"[...] 20 Dukaten in der Ecke, wo die Nägel sind, in weißem Papier
28 Dukaten neben der Ecke, wo die Nägel sind, in blauem Papier.
97 Dukaten in der Ecke bei dem Schränkchen über den Eisenringen.
In weißem Papier in der entgegengesetzten Ecke über den Eisenringen 17 Doppeldukate, 1 Doppeldukat, 25 Grossoni
In einem Tuch in der Kasse, 140 Ambrosini
in der Tasche 206 Grossoni"
Grossoni und Ambrosini waren zu dem Zeitpunkt veraltete Silbermünzen, die jedoch weiter im Umlauf waren. Leonardo listet hier ein Barvermögen von etwa 170 Dukaten auf. Das war eine enorme Summe. Zum Vergleich: Leonardos Lohn für das großformatige Gemälde "Felsgrottenmadonna", an dem er laut Vertrag 20 Monate arbeiten sollte, betrug 200 Dukaten.
Leonardo hat sich in seinen Notizen öfter über seinen Schüler Salai beschwert, weil der ihn bestiehlt. Es ist denkbar, dass dieser nicht der einzige war, der eines der Verstecke plünderte, zumal die offenbar leicht zugänglich waren. Es ist auch vorstellbar, dass das ein oder andere Versteck in Vergessenheit geriet.
Schulden
Das unzureichend entwickelte Bankwesen ist auch ein Grund für die häufig genannten Schulden Leonardos. Er war nie unfähig sie zurückzuzahlen, aber Geld konnte im Spätmittelalter nicht einfach überwiesen werden. War er zum Beispiel für einige Wochen nicht in der Stadt, was vor allem nach 1500 vorkam, brauchte es Geduld der Gläubiger, um den Betrag dann später bei seiner Rückkehr einzufordern. Daraus erklären sich Mahnbriefe dieser Art.
Außerdem war Leonardo selbst häufig Gläubiger. Werke wurden meist erst nach Abschluss bezahlt und die Zahlungsmoral war nicht besonders hoch. Selbst seine adeligen Hofherren wie der Mailänder Herzog machten da keine Ausnahme und zahlten manchmal über Jahre hinweg keinen Lohn.
Andere Schulden entstanden aufgrund von juristischen Auseinandersetzungen. Leonardo glaubte sich im Recht, gewisse Beträge aufgrund von Vertragsauslegungen nicht zahlen zu müssen. Bis zur Klärung dieser Sachverhalte, blieb er die Beträge schuldig. So zu sehen am 20 Jahre währenden Rechtsstreit zur Felsgrottenmadonna.
Abschließend kann festgehalten werden, dass Leonardo einerseits sicherlich ein finanziell sorgenfreies Leben hatte, und dass es scheint, dass er das Geld mit vollen Händen ausgab. Andererseits notiert er peinlich genau Ausgaben auch kleinster Beträge. Und zieht vor Gericht, wenn es um hohe Geldbeträge geht. Geld schien insgesamt für ihn Mittel zum Zweck gewesen zu sein, ohne aber verschwendet zu werden.
He, schätze mich nicht gering, ich bin nicht arm. Arm ist, wer zu viel begehrt.
Quellen
Frank Zöllner, Leonardo, Taschen (2019)
Martin Kemp, Leonardo, C.H. Beck (2008)
Charles Niccholl, Leonardo da Vinci: Die Biographie, Fischer (2019)
Besonders empfehlenswert
Marianne Schneider, Das große Leonardo Buch – Sein Leben und Werk in Zeugnissen, Selbstzeugnissen und Dokumenten, Schirmer/ Mosel (2019)
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