Am 13.1.1490 findet am Hof von Ludovico Sforza die von Leonardo inszenierte "Festa del Paradiso" statt (ital. 'Paradiesfest'). Das Fest wurde so legendär, dass Leonardo es 25 Jahre später für den französischen König Franz I. erneut inszenieren musste. Anlass des Festes war die ein Jahr zuvor geschlossene Ehe zwischen Isabella de Aragón und dem noch minderjährigen Gian Galeazzo Sforza, rechtmäßiger Herzog von Mailand. Von dem Fest selbst sind nur sehr wenige Details überliefert.
Das Fest war angelegt als ein gewaltiges Theaterstück. Die Gäste wurden in einer vorgegebenen Reihenfolge zu ihren Plätzen geführt. Alle Diener waren als Sterne verkleidet. Den Raum dominierte eine große Bühne, die sich anfangs hinter einem Satinvorhang verbarg. Bei Einbruch der Dämmerung sprach ein Engel, und zu den Klängen eines Chores fiel der Vorhang, hinter dem sich das Paradies verbarg. Es hatte die Form eines halbierten Eis, dessen Innenseite ganz vergoldet war, mit unzähligen Lichtern als Sterne und einigen Nischen, in denen sich die sieben Planeten befanden, je nach ihrem Rang oben oder unten. Den Rand des oberen Halbkreises entlang waren die zwölf Tierkreiszeichen mit Lichtern, die in Glas eingeschlossen waren, was galant und schön anzusehen war. In diesem Paradies waren viele Gesänge und süße, sanfte Klänge zu hören.
Die sieben Planeten waren als Götter personifiziert. Sie standen auf einer gewaltigen Maschine, die sie wie in einem Riesenrad bewegte. Jupiter in der Mitte, um ihn herum Merkur, Venus, Mars, Saturn, Apollon als Sonne und Diana als Mond. Die jugendlich schönen Darsteller standen in einer halboffenen Kugel und waren vollständig mit weißer Farbe bemalt und mit nur wenigen weißen Stoffen verhüllt, dazu hielten sie eine große, weiße Wachskerze und das jeweilige Attribut der Götter, die sie repräsentierten. Jedes Mal, wenn sich ein Planet der Braut Isabella näherte, trat das zugehörige göttliche Wesen aus der Kugel hervor und sang die vom Hofdichter Bellincioni gedichteten Verse. Diese Verse waren göttliche Loblieder auf die Vermählten, so preiste die Venus die Schönheit der Braut und Apollon ihre Begabungen. Zu den Versen tanzten anmutige Grazien. Schließlich verließ die Braut das Fest auf einem Weg aus Kerzen, die nach und nach hinter ihr erlöschten.
Insgesamt stellte die Bühne also ein stilisiertes Auge dar: die äußere Form entsprach einem halbierten Ei und in der Mitte gab es ein riesenradartiges Gebilde. Das Paradiesfest ist nicht das einzige Fest das Leonardo inszenierte, aber das bekannteste. Aus seinen Notizbüchern ist bekannt, dass er zu anderen Anlässen einen mechanischen Löwen, ein aufziehbares Automobil und einen mechanischen Ritter entwarf. Leonardos Erfindungen dieser Art sollten das Publikum erheitern und in Erstaunen versetzen.