
Wer war Pharao Echnaton?
Pharao Echnaton (geboren als Amenophis IV./ Amenhotep IV.) regierte Ägypten um 1351–1334 v. Chr. Im Laufe seiner 17-Jährigen Herrschaft erhob er den Gott Aton in der Gestalt des Sonnenkörpers zum einzigen Gott und verbot die Huldigung anderer Götter. Echnaton begründete damit die erste monotheistische Religion der Menschheitsgeschichte. Er weihte Aton die von ihm neugegründete Hauptstadt Achet-Aton, die damals größte Stadt Ägyptens. Nach Echnatons Tod wurde sein Andenken von seinen Widersachern getilgt und das traditionelle Glaubenssystem der alten Götter wiederhergestellt. Echnaton war verheiratet mit Nofretete. Der berühmte Pharao Tutanchamun war sein Sohn.
Was ist der Sonnengesang des Echnaton?
Der große Sonnengesang des Echnaton, auch Aton-Hymnus, ist die Bezeichnung für einen altägyptischen religiösen Text aus der Zeit des Pharaos Echnaton. Der Text wurde vermutlich vom Pharao selbst verfasst und beschreibt in poetisch-lobpreisender Sprache das Wirken Atons, des einzigen Gottes. Der Sonnengesang existiert in zwei Versionen, einer langen und einer kurzen Variante. Die lange Version ist nur aus dem Grab von Eje II. bekannt, der Mitglied des Hofes von Echnaton war und später selbst Pharao wurde. Die wandausfüllende Inschrift im Grab von Eje II. wurde um 1890 teilweise zerstört, ist aber durch eine zuvor durchgeführte Abschrift überliefert.
Ehe wir denken konnten, wurden wir gedacht. Ehe wir lernten zu lieben, wurden wir geliebt. Wir verdanken uns nicht uns selbst. Leben heißt vor allem, empfangen zu haben
Originaltext der Atonhymne
Die vorliegende Übersetzung aus dem Englischen basiert auf der Übersetzung von Norman de Garis Davies aus dem altägyptischen Text, der in seinem Werk 'The Rock Tombs of El-Amarna Part VI, Tombs of Parennefer, Tutu and Aÿ, Chapter IV Hymns and Prayers' von 1908 veröffentlicht wurde und bezieht sich auf die lange Version aus dem Grab von Eje II. (Aÿ). Der Originaltext von Norman de Garis Davies Übersetzung ist in der englischen Version dieser Seite nachzulesen.
Eine Anbetung an Re-Horachti-Aton 1, der für immer und ewig lebt, der lebendige und große Aton, der während des Sedfestes 2 anwesend ist, Herr über alles, was Aton umgibt, Herr des Himmels, Herr der Erde, Herr des Hauses von Aton in Achet-Aton 3, des Königs von Süd- und Nordägypten 4, der in Wahrheit lebt, Herr der beiden Länder, Nefer-Kheperu-Ra-Ua-En-Ra 5, der Sohn der Sonne, der in Wahrheit lebt, Herr der Diademe, Echnaton, groß in seiner Dauer. Und der Hauptfrau des Königs, die er liebt, Herrin der beiden Länder, Nefer-Neferu-Aton 6, Nofretete, die ewiges Leben, Gesundheit und Jugend hat.
Der Träger des Fächers in der rechten Hand des Königs, Aufseher über alle Pferde Seiner Majestät, die Zufriedenheit im ganzen Land verschafft, der Liebling des guten Gottes, der Vater des Gottes, Aÿ 7 sagt:
Dein Aufgang ist schön am Horizont des Himmels, o lebender Aton, der Leben spendet. Wenn du am östlichen Horizont aufgehst, erfüllst du jedes Land mit deiner Schönheit. Du bist prächtig, groß, strahlend, erhebst dich über jedes Land. Deine Strahlen umarmen die Länder bis ans Ende von allem, was du erschaffen hast. Du bist Ra, du lenkst sie nach ihrer Anzahl und machst sie deinem geliebten Sohn untertan. Fern bist du, doch auf der Erde sind deine Strahlen. Du bist auf ihren Gesichtern, und sie schauen auf deinen Lauf.
Wenn du untergehst am westlichen Horizont, ist die Erde in Dunkelheit, dem Tode gleich. Sie liegen in einer Kammer mit verbundenen Köpfen. Kein Auge sieht das andere. Auch wenn all ihr Gut, das unter ihren Köpfen liegt, ihnen genommen wird, merken sie es nicht. Jeder Löwe kommt aus seinem Versteck und alle Schlangen beißen, denn die Dunkelheit ist deren Hinterhalt. Stille liegt über dem Land, denn der, der sie erschaffen hat, ruht in seinem Horizont.
Wenn das Land heller wird, gehst du am Horizont auf und leuchtest als Aton am Tag. Du vertreibst die Dunkelheit. Wenn du deine Strahlen sendest, wird gefeiert in den beiden Ländern. Die Sterblichen erheben sich und stellen sich auf ihre Füße, denn du hast sie erhoben. Sie reinigen ihre Glieder und legen ihre Kleidung an. Ihre Arme sind erhoben im Lobpreis deines Aufgangs. Das ganze Land verrichtet seine Arbeit. Tiere aller Art ruhen auf ihren Weiden, Bäume und Gras wachsen grün, Vögel flattern in ihren Nestern und ihre ausgestreckten Flügel lobpreisen deinen Geist. Alles Vieh ist auf den Füßen, alle Arten von fliegenden und flatternden Wesen sind mit Leben erfüllt, wenn du für sie aufgehst. Ebenso die Schiffe, die den Fluss hinauf- und hinunterfahren, denn jede Straße öffnet sich bei deinem Aufgang. Die Fische in den Flüssen gleiten, um dich zu begrüßen.
Deine Strahlen dringen in die Tiefe des Meeres. Sie erzeugen Leben in Frauen, bringen in der Menschheit Samen hervor, geben dem Sohn Leben im Mutterleib, beruhigen ihn mit dem, was sein Weinen besänftigt, nähren ihn im Mutterleib, hauchen Atem ein, um allem Leben zu geben, was du erschaffen hast. Kommt er aus dem Mutterleib, öffnest du seinen Mund in der richtigen Weise und sorgst für seine Bedürfnisse.
Das junge Vogelküken im Ei, das zirpt in seiner Schale, du gibst ihm etwas im Inneren, um ihm Leben einzuhauchen. Du gibst ihm seine volle Form, so dass es die Schale von innen nach außen durchbrechen kann. Wenn es aus dem Ei kommt, kann es schon kräftig zirpen und es rennt auf seinen Füßen, wenn es daraus hervorkommt.
Wie vielfältig sind die Dinge, die du geschaffen hast! Sie sind vor den Augen verborgen, o einziger Gott, dem kein anderer ebenbürtig ist. Du hast sie für dein Herz geschaffen, als du allein warst. Menschen, Vieh, alle Arten von Tieren, alles, was auf der Erde geht, und so viele, die in der Luft mit ihren Flügeln fliegen, die Länder von Syrien, Nubien und das Land Ägypten. Du ordnest jedem Menschen seinen Platz zu. Du erfüllst ihre Bedürfnisse, indem du jedem Menschen seine Nahrung gibst und berechnest seine Lebensfrist.
Ihre Zungen sind verschieden in der Sprache, ihre Natur und sogar ihre Hautfarben sind unterschiedlich. Denn auf diese Weise unterscheidest du die fremden Völker.
Du machst den Nil in der Unterwelt und bringst ihn hervor nach deinem Belieben, um der Menschheit Leben zu geben, die du für dich erschaffen hast. Ihr aller Herr, der sich abmüht an ihnen, sowie der Herr jedes Landes. Der für sie aufgeht, der Aton des Tages, der große Ehrfurcht verdient. Selbst die fernen Länder erfüllst du mit Leben. Du hast einen Nil im Himmel erschaffen, der zu ihnen hinabfließt und auf den Bergen Wellen schlägt, wie das große Meer und der ihre Felder in ihren Siedlungen bewässert. Wie ausgezeichnet sind deine Wege, Herr der Ewigkeit!
Du bist ein Nil im Himmel für die fremden Länder und für alle wilden Tiere, die auf Füßen gehen. Ein Nil, der für Ägypten aus der Unterwelt entspringt.
Deine Strahlen nähren jedes Feld: Wenn du aufgehst, leben sie und gedeihen für dich. Du hast die Jahreszeiten erschaffen, damit sich all das entwickeln kann, was du erschaffen hast: den Winter, um sie abzukühlen, und die Sommerhitze, damit sie dich kosten können. Du hast den Himmel weit entfernt gemacht, von dem du scheinst und von dem aus du auf alles blickst, was du erschaffen hast.
Du bist eins. Aber du erstrahlst in deinen wechselnden Gestalten als der lebendige Aton, der aufgeht, glänzt, sich entfernt und wieder näher kommt. Du hast Millionen von Gestalten aus deinem einzelnen Selbst geschaffen – Städte, Dörfer, Felder, Straßen und Flüsse. Alle Augen sehen sich dir gegenüber. Du bist Aton hoch oben über dem Tageslicht.
Wenn du gehst – und alle Männer, deren Gesichter du geschaffen hast, damit du nicht allein dich selbst siehst – auch dann bist du in meinem Herzen. Es gibt keinen, der dich kennt, außer deinem Sohn. Du hast ihn in deinen Wegen und deiner Macht geschult.
Auf dich stützt sich das Land, so wie du es erschaffen hast.
Wenn du aufgehst, leben sie,
wenn du untergehst, sterben sie.
Du selbst bist die Länge der Tage,
von dir kommt das Leben.
Die Augen sind auf deine Schönheiten gerichtet, bis du untergehst,
dann werden alle Arbeiten beiseite gelegt.
Du gehst auf der rechten Seite unter 8
Bei deinem Aufgang bringst du dem König Glück. Und allen, die auf ihren Füßen laufen.
Seit du die Grundlagen der Welt festgelegt hast, hast du dich für deinen Sohn erhoben, der aus deinem Körper hervorging, der König des Südens und des Nordens, Nefer-Kheperu-Ra 5, der in Wahrheit lebt, der Herr der Diademe, Echnaton, groß in seiner Dauer. Und für die große Frau des Königs, die er liebt, die Herrin der beiden Länder, die ewig lebt und erblüht, für immer.
1 Re-Horachti-Aton
Re [oder Ra, der Sonnengott im ursprünglichen Vielgöttersystem der Ägypter],
Horachti [Unterform des Gottes Horus, in der Verehrung als Gott des Lichts],
Re-Horachti [spätere Zusammenführung der beiden Götter zu einem neuen Gott],
Aton,
also etwa "Re und Horachti, die Aton sind"
2 Sedfest, wichtiges Zeremoniellfest für ägyptische Pharaonen, um ihre Herrschaft zu feiern, ihre Eignung unter Beweis zu stellen und auf ihre göttliche Abstammung zu verweisen. Meist nach 30 Jahren an der Macht durchgeführt, seltener früher. Wie sein Vater vor ihm, feierte Echnaton das Sedfest alle drei Jahre
3 Achet-Aton, heute Amarna. Von Echnaton gegründete neue Hauptstadt Ägyptens, nach seinem Tod verlassen
4 Die Teilung in Nord- und Südägypten bezieht sich auf die unterschiedliche Geographie des Landes am Nil. Im Norden fächert sich der Nil zum fruchtbaren Nildelta auf, bevor er in das Mittelmeer fließt. Der Süden hingegen ist geprägt von felsigen Wüstenland, das nur in einem schmalen Streifen um den Nil herum fruchtbar ist. Historisch lassen sich in beiden geographischen Regionen kleinere Königreiche nachweisen, die erst unter dem dem ersten Pharao Narmer vereinigt wurden. Der Pschent, eine der traditionellen Pharaonenkronen erinnert an diese Zusammenführung der beiden Landesteile und setzt sich aus zwei Kronen zusammen, die rote Krone des Nordens und die weiße Krone des Südens. Ebenso die Symboltiere Geier (Süden) und Kobra (Norden), deren stilisierte Köpfe an der Stirnseite der Krone angebracht wurden
5 Nefer-Kheperu-Ra-Ua-En-Ra, der Königsname Echnatons.
Nefer [schön, vollkommen]
Kheperu [Erscheinungen, Verkörperungen],
Ra [oder Re, der Sonnengott im ursprünglichen Vielgöttersystem der Ägypter],
Ua [sein, ist],
En [der, des],
Ra [oder Re, der Sonnengott im ursprünglichen Vielgöttersystem der Ägypter],
also "Die vollkommene Verkörperung des Ra, ist er, [der des] Ra"
6 Nefer-Neferu-Aton, der Königinnenname von Nofretete
Nefer [schön, vollkommen]
Neferu, Plural von Nefer
Aton
also "schöne Schönheiten Atons"
7 frühere Schreibweise für Pharao Eje II. aus dessen Grab die Atonhymne stammt. Er war Mitglied des Hofes von Echnaton und nach dem frühen Tod von Echnatons Sohn Tutanchamun selbst Pharao
8 Der fruchtbare Nil war der Lebensmittelpunkt der Ägypter. Ihr geographisches Weltbild war der Blick vom Nildelta auf das Landesinnere, daher geht die Sonne rechts unter, also im Westen. Und sie geht links auf, also im Osten
Echnatons Familie
Um die Aton-Religion Echnatons zu verstehen, ist es von Bedeutung, seine Familiengeschichte zu kennen, da seine Vorfahren einen großen Einfluss auf sein Denken hatten. Insbesondere sein Vater Amenhotep III. ließ sich als Sonnenscheibe verehren, die im altägyptischen mit "Aton" übersetzt wird. Echnaton entstammte einer altehrwürdigen Pharaonendynastie, die Nordägypten von der Fremdherrschaft durch die Hyksos befreit hatte und sich danach vor allem durch militärische Erfolge im Nahen Osten und durch religiöse Pracht hervorgetan hatte. Eine Besonderheit dieser Dynastie war die zunehmende Vergöttlichung des Pharaos noch zu seinen Lebzeiten und eine stetige Zunahme der Verehrung des Sonnengotts Ra, die in Echnaton ihren Höhepunkt fand.
Echnatons Großvater
Echnatons Großvater Pharao Thutmosis IV. erschien der Sonnengott Ra in einem Traum, nannte ihn seinen Sohn und befahl ihm, die vom Sand bedeckte Sphinx bei den Pyramiden von Gizeh freizulegen. Zum Andenken errichtete Thutmosis IV. eine Steintafel zwischen den Pranken der Sphinx, die sich noch heute dort befindet (sogenannte Traumstele). Thutmosis IV. vermied in der Folge die Erwähnung von Amun, dem damaligen "König der Götter". Die von Thutmosis IV. errichteten Bauwerke ließ er mit Ra gewidmeter Sonnensymbolik verzieren.
Echnatons Vater
Echnatons Vater Amenhotep III. verstärkte den Sonnenkult um Ra, den er in seiner Erscheinungsform als Sonnenscheibe verehrte. Sein Wirken hatte maßgeblichen Einfluss auf Echnatons neue Religion.
Der größte Tempel Ägyptens
Amenhotep III. war der bis dahin größte Bauherr Ägyptens. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen der ihm gewidmete Totentempel in Theben, der bis dahin größte Tempelkomplex der Welt. Heute sind davon nur noch die 18m hohen Memnonkolosse erhalten geblieben, die ursprünglich zum Eingangsbereich des Tempels gehörten. Für seine Königin Teje ließ er einen riesigen künstlichen See von 1500 x 500m anlegen, den sie zu ihrem Vergnügen befahren konnte. Alle von ihm errichteten Bauwerke waren Ra geweiht.
Der Sonnenkönig
Als Auserwählter des Ra personifizierte er sich mit der Sonnenscheibe, die er als wesensgleich betrachtete und übernahm ihre Titel. "Sonnenscheibe" heißt übersetzt ins altägyptische "Aton". Der Palast von Amenhotep III. war der "Palast der glänzenden Sonnenscheibe", Paare von Statuen in der Anzahl der Tage des Jahres säumten den Weg zu seinem Palast. Der Pharao bezeichnete sich als "glänzende Sonnenscheibe aller Länder", Vasallen unterworfener Länder mussten ihn mit "Meine Sonne" anreden. Den See seiner Frau Teje befuhr er mit einer königlichen Barke, die er „Barke der glänzenden Sonnenscheibe“ nannte (Die Ägypter hatten die Vorstellung, die Sonnenscheibe würde auf einer Barke am Himmel entlangfahren).
Das Sedfest zum 30. Thronjubiläum
Amenhotep III. präsentierte sich stets als Verkörperung der Sonnenkraft in all ihren Erscheinungsformen, was besonders bei den traditionellen Thronjubiläumsfeiern deutlich wurde. Die "Sedfeste" fanden zum 30. Thronjubiläum statt, und sollten die fortwährende Fähigkeit zur Ausübung der Macht der Pharaonen unter Beweis stellen.
Amenhoteps Feier fand in Theben statt, der traditionellen Hauptstadt des Götterkönigs Amun, wo sich auf der Ostseite der vom Nil durchzogenen Stadt der bedeutendste Tempel des alten Ägypten befand, der Karnak-Tempel. Nur für diese Feier ließ der Pharao auf beiden Seiten des Nils gewaltige künstliche Häfen ausheben, die 800m x 150m groß waren. Sie sind heute beide versandet bzw. überbaut, doch ihre Umrisse und der aufgeschütte Abraum, um den westlichen Hafen sind aus der Luft noch heute gut zu erkennen. Auf der Westseite des Nils stand der für Amenhotep erbaute Totentempel, der sich in nie zuvor gekannten Ausmaßen vor dem Hügeln des Tals der Könige erhob. Dem Ort, an dem die Pharaonen bestattet wurden, seit sie keine Pyramiden mehr bauen ließen.
Vor dieser von ihm errichten Kulisse bestieg der Pharao am Tag der Jubiläumsfeier in goldener Kleidung eine Sonnenbarke und ließ sich von einem Hafen zum anderen rudern. Ein Akt, der ihn in den Augen seiner Untertanen als die Sonne selbst erscheinen lassen musste. Ohne Zweifel war sein Thronfolger Echnaton Zeuge dieses sicherlich stark prägenden Schauspiels.
Echnatons Mutter
Doch auch im privaten kann Amenhotep III. als geistiges Vorbild Echnatons betrachtet werden. Amenhotep III. sah Königin Teje als sein göttliches Gegenstück an und stattete sie mit sehr viel Macht aus. Sie konnte wie er Dekrete erlassen und, was absolut ungewöhnlich war, auch nach außen als selbstständig agierende Bevollmächtigte Ägyptens auftreten, was sonst das Vorrecht des Pharaos war. Wie aus den Amarna-Briefen hervorgeht, behielt Teje ihre bedeutende Rolle auch nach dem Tod von Amenhotep III., als ihr Sohn Echnaton Pharao wurde.
Pharao Echnaton
Echnaton wurde als Amenhotep IV. geboren, was bedeutet "Amun ist zufrieden". Er entwickelte den Sonnenkult seiner Vorfahren weiter, was schließlich dazu führte, dass Echnaton im Laufe seiner Herrschaft den Gott Aton in der Gestalt des Sonnenkörpers zum einzigen Gott Ägyptens erhob. Er benannte er sich danach um in Ech-Aton, was bedeutet 'Aton zugehörig'. Echnaton brach für die Einführung des neuen Glaubens radikal mit den alten Göttern, wodurch er in der Forschung den Beinamen Ketzerpharao erhielt. Da die neue Religion erhebliche Prestigeverluste für die bestehende Amun-Priesterschaft mit sich brachte, hatte Echnaton innenpolitisch viele Feinde. Außenpolitisch war er wenig aktiv, ein Feldzug zur Rückeroberung der historisch bedeutsamen Stadt Kadesch in Syrien schlug fehl.
Achet-Aton
Echnaton verließ die traditionellen Königssitze in Memphis oder Theben und gründete eine neue Hauptstadt, die er Achet-Aton nannte ('Horizont des Aton', heute Amarna). Achet-Aton befindet sich in einem halbkreisförmigen Tal östlich des Nils mit beinah senkrechten Wänden. Echnaton wählte diesen Platz, weil von Aton selbst dorthin geführt wurde, der Ort etwa mittig zwischen Memphis und Theben lag, eine unbebaute Fläche war und in der bis dahin kaum besiedelten Gegend noch kein anderer Gott verehrt wurde. In riesigen Inschriften an den Enden der Felswände um Achet-Aton führt er dies weiter aus.
Die Stadt selbst wurde als Planstadt für 50.000 Einwohner angelegt. Damit sollte Achet-Aton die damals größte Stadt Ägyptens werden. Die Bauarbeiten begannen in Echnatons fünften Regierungsjahr und waren bereits nach drei Jahren abgeschlossen. Das war möglich geworden durch eine neue Bauweise. Statt mit mannhohen behauenen Steinen zu arbeiten, wurden kleinere, handlichere Steine eingesetzt (50cm x 25cm x 25cm).
In der Stadt gab es im Norden einen großen Palastbezirk mit Kasernen und Häusern für die Bediensteten südlich davon einen weiteren Palast, in dem sich der Pharao tagsüber aufhielt und gegenüber einen großen Aton geweihten Tempel, drumherum die Wohnhäuser der Einwohner der Stadt.
Achet-Aton bestand nur 12 Jahre. Nach Echnatons Tod wurde die Stadt vollständig aufgegeben und spätere Herrscher nutzten die dort vorhandenen Steine für eigene Bauprojekte. Daher ist heute nur sehr wenig von der ursprünglichen Stadt erhalten geblieben.
Damnatio memoriae
Nach Echnatons Tod wurde die alte religiöse Ordnung wiederhergestellt und das Andenken an ihn beinahe vollständig getilgt ("Damnatio memoriae", Verdammung des Andenkens). Da das Andenken an Aton und Echnaton verdammt wurde, ist heute nur sehr wenig über die Aton-Religion bekannt. Wurde eine "Damnatio memoriae" erlassen, war das ein umfangreicher verwaltungstechnischer Prozess, der mit großer Akribie durchgeführt wurde und bedeutete: Evakuierung der von Echnaton gegründeten Stadt Achet-Aton, Zerstörung von Statuen Echnatons, Entfernen von Inschriften über ihn (wo es möglich war), Vernichtung von Abbildungen und Dokumenten und Verbot von Erwähnungen in Chroniken.
Überhaupt war Pharao Echnaton den Ägyptologen lange Zeit unbekannt. Seine große Bedeutung wurde erst mit der Entdeckung vom Grab seines Sohn Tutanchamun im Jahr 1921 klarer. Daher ist der Sonnengesang des Echnaton aus der Grabkammer seines Nachfolgers Eje II. die wichtigste Quelle zum Glauben an Aton, auch wenn sich aufgrund der Kürze des Textes kein umfassendes theologisches Bild, wie etwa bei der Bibel ergibt.
Angesichts von Echnatons radikalem religiösen Eifer ist es zum einen verwunderlich, dass sein Grab nicht von seinen Nachfolgern geschändet wurde, und zum anderen, dass es nach traditionellem Ritus ausgestattet wurde. So finden sich dort zum Beispiel Uschbetis, kleine Holzfiguren, die ihm, nach seinem Tod im Jenseits zum Leben erweckt, dienen sollten. Es findet sich dort auch eine Schale Chephrens, dem Erbauer einer der drei Pyramiden bei Gizeh und der Sphinx und zum Zeitpunkt von Echnatons Tod bereits seit 1000 Jahren verstorben. Erwähnenswert sind die vier Statuen von Echnatons Ehefrau Nofretete an den vier Ecken seines Steinsarkophags. Nofretete hatte ähnliche Vorrechte am königlichen Hof, wie zuvor Teje, die Mutter Echnatons. Vermutlich war sie seine Mitregentin und wurde direkt nach seinem Tod als Pharaonin Semenchkare seine Nachfolgerin und regierte noch weitere drei Jahre bis auch sie starb.
Echnatons Sohn
Echnatons Sohn war der spätere Pharao Tutanchamun, der ursprünglich als Tutanchaton geboren wurde.
- Tut-Anch-Aton bedeutet 'Abbild des lebenden Aton'
- Tut-Anch-Amun hingegen 'Abbild des lebenden Amun'.
Amun war in der ägyptischen Mythologie der Gott der Schöpfung und der Lebenskraft und zum damaligen Zeitpunkt "König der Götter". Tutanchamun wollte durch seine Umbennung den Respekt vor den alten Göttern und die Wiederherstellung der vorherigen religiösen Ordnung zum Ausdruck bringen. Möglicherweise handelte der junge Pharao dabei auf Druck seiner Berater. Tutanchamun starb mit etwa 20 Jahren aus unbekannten Gründen. Tutanchamun war könnte das Opfer einer Hofintrige gewesen sein, doch eine in den 2000ern durchgeführte CT-Untersuchung seiner Mumie hat ergeben, dass er zwar Verwundungen zeigte, aber nicht an diesen gestorben sein kann. Berühmt wurde er vor allem durch sein 1921 entdecktes Grab, das von Grabräubern verschont geblieben war und eine bis dahin unbekannte Fülle von altägyptischen Schätzen zu Tage brachte.
Tutanchamun war verheiratet mit seiner Schwester Anchesenamun. Als Pharaonenwitwe und Tochter Echnatons hatte ihr neuer Ehemann Anspruch auf den Pharaonenthron. In einer beispiellosen Aktion schrieb sie einen Bittbrief an den Hethiterkönig Šuppiluliuma I. (heutige Türkei). Sie wolle keinen ihrer Untertanen ehelichen, und bat darum ihr einen Hethiter-Prinz zum Gemahl zu schicken. Prinz Zannanza starb auf dieser Reise aus unbekannten Gründen. Anchesenamun heiratete dann den viel älteren ägyptischen Hofbeamten Eje II., der vermutlich bereits ihrem Großvater als Hofbeamter gedient hatte. Nach der Hochzeit wird sie nicht mehr erwähnt. Mit ihr endete eine etwa 200-jährige Familiendynastie auf dem Pharaonenthron.

Echnaton trägt die Insignien eines Pharaos: Krone mit Oberägypten symbolisierenden Geier, Pharaonenbart und in den Händen Geißel und Hirtenstab. Typisch für Darstellungen Echnatons sind ein länglicher Kopf, markantes Kinn und femininer Brustansatz, vermutlich Anzeichen einer Erkrankung. Nach dem Tod des Ketzerpharaos wurde sein Andenken weitestgehend getilgt

Die Büste der Hauptgemahlin Echnatons wurde erst 1912 vom deutschen Ägyptologen Ludwig Borchardt entdeckt, der zu dieser Zeit die Ausgrabungsarbeiten in Amarna leitete. Möglicherweise handelt es sich bei der Büste um eine moderne Fälschung im Auftrag Borchardts, der wegen seiner Grabungen in Ägypten unter Erfolgsdruck stand

Der Sohn Echnatons und vermutlich auch Nofretetes wurde als TutanchAton geboren. Nach dem Tod des Vaters schaffte er die Aton-Verehrung ab, setzte die alten Götter wieder ein und benannte sich um. Er starb mit etwa 20 Jahren aus unbekannten Gründen. Seine goldene Totenmaske wurde erst 1921 vom Briten Howard Carter entdeckt
Darstellungen Atons
Der Aton-Kreis und seine Strahlen
Aton wird stets als Kreis dargestellt, an dessen unteren Rand sich eine Uräusschlange befindet. Die Uräusschlange meint eine sich aufbäumende Kobra, wie sie auch von den verschiedenen Kronen des Pharaos bekannt ist. Ursprünglich war die Uräusschlange das Symboltier für Unterägypten, also für die Region des Nildeltas im Norden Ägyptens. Im Laufe der Zeit wurde sie mehr und mehr mit dem Sonnengott Ra in Verbindung gebracht und symbolisierte Macht und Schutz.
Von dem Aton-Kreis gehen Strahlen aus, die von hoch oben aus nach unten auf die Menschen treffen. Die Anzahl der Strahlen kann dabei variieren, ebenso der Winkel zwischen den beiden äußersten Strahlen. An den unteren Enden der Strahlen befinden sich stilisierte Hände, die berühren, worauf sie treffen.
Die Darstellung Atons ist ebenso mit dem Anch-Symbol verbunden, der Hieroglyphe für "Leben". Es befindet sich häufig direkt unter dem Aton-Kreis. Aber auch dort, wo die Strahlen Atons auf Nasen von Lebewesen treffen, halten die Strahlen ein Anch-Symbol in ihren Händen. Das verweist auf die lebenspendende Kraft Atons, der ihnen Atem einhaucht.

Echnaton trägt eine blaue Krone (Chepresch), Symbol seiner irdischen Macht. Nofretete trägt eine Federkrone mit Sonnenscheibe. Ihre Tochter links von ihr hält vermutlich ein Sistrum, eine antike Rassel. Auch hier werden Atons Strahlen mit dem Anch-Symbol verbunden, das über den Nasen und direkt unter dem Kreis Atons erscheint

Die heilige Familie
Die Darstellung Atons ist fast immer mit Echnaton und Nofretete verbunden. Die meist sitzenden Eltern Echnaton und Nofretete spielen mit ihren Kindern, liebkosen und streicheln sie, stets begleitet von Aton der sich als himmlische Erscheinung über ihnen befindet. Erstmals überhaupt werden ägyptische Herrscher in derart gefühlvollen und privaten Szenen abgebildet.
Neuartig war auch die Darstellung von Nofretete. Sie wird als absolut gleichrangig neben ihrem Mann dargestellt. Um ihre einzigartige Stellung noch mehr zu betonen, trägt sie eine eigens für sie erschaffene Krone, die vor ihr und nach ihr keine ägyptische Königin getragen hat. Sie ist auch die erste Königin eines Pharaos, die beim Erschlagen der (weiblichen) Feinde Ägyptens dargestellt wird. Eine Darstellung, die zuvor ausschließlich Pharaonen vorbehalten war. Sie wirkt insofern vermännlicht.
Analog wird Echnaton nicht nur mit den männlich geprägten Symbolen eines Pharaos gezeigt, wie Geißel und Krummstab. So zeigen ihn Statuen häufig in verweiblichter Darstellung, indem seine Brüste vergrößert sind, dem Symbol einer nährenden Mutter. Möglicherweise handelt es jedoch um eine wirklichkeitsgetreue Darstellung, die auf eine Erkrankung Echnatons hindeutet. Echnaton wird auf Wandbildern und Reliefs stets von dem über ihn thronenden Aton begleitet, der von ihm als Mitregent betrachtet wurde.

Über den Nasen Echnatons und dem Kind in seinen Armen, sowie über Nofretetes Nase halten Atons-Strahlen das Anch-Symbol. Es erscheint auch direkt unter dem Kreis, der Aton symbolisiert

Echnaton links auf einem Schemel sitzend. Vor ihm die älteste Tochter Meritaton, der ein Schmuckstück überreicht wird. Rechts Nofretete mit den Töchtern Maketaton und AnchesenpaAton (später AnchesenAmun). Atons Strahlen werden auch hier mit dem Anch-Symbol verbunden, das über den Nasen und unter dem Aton-Kreis erscheint

Auf der Rückenlehne wird Aton mit einem symbolischen Kreis dargestellt, von dem stilisierte Strahlen ausgehen

TutanchAmun (vormals TutanchAton) auf einem Thron, davor seine Schwester und spätere Ehefrau AnchesenAmun (vormals AnchesenAton). Tutanchaton schaffte die Aton-Verehrung bald nach Antritt seiner Herrschaft ab und benannte sich um in Tutanchamun. Das Wort Aton wurde daher überall auf dem Thron durch Amun ersetzt. Tutanchamun trägt eine besonders kunstvoll gestaltete Hemhem-Krone, eine Sonderform der Atef Krone, die besonders durch diese Darstellung bekannt geworden ist
Die Aton Religion
Da das Andenken an Echnaton und seinen Gott Aton weitesgehend getilgt wurde, ist nur wenig über die Religion bekannt. Neben dem Sonnengesang Echnatons, einigen wenigen erhaltenen Stelen, Reliefs und Kunstwerken ist die Ruinenstadt Amarna ein wichtiges Zeugnis dieser Zeit. Dennoch kann der Aton Glaube grundsätzlich als monotheistisch charakterisiert werden.
Die herausragende Stellung Atons unter den vielen Göttern Altägyptens wurde erst von Echnatons Vater Amenhotep III. eingeführt, der sich selbst als Sonnenscheibe (altägyptisch "Aton") verehren ließ. Zuvor war Aton nur eine lokal verehrte Gottheit gewesen. Mit Pharao Amenhoteps Tod stieg Echnatons Vater in den Himmel auf und wurde seitdem von seinen Sohn als Gott Aton verehrt.
Echnaton als Sohn Gottes
Echnaton bezeichnet sich im Sonnengesang als Atons Sohn und das ist durchaus physisch gemeint. Echnaton ist somit Sohn des Gottes und auf Erden dessen einzig legitimer Vertreter des neuen Glaubens. Gleichzeitig deutet er seinen leiblichen Vater um, zu einem abstrakten, gottgewordenen Wesen, das eins ist und zugleich alles. Seine eigenen Sedfeste (Thronjubiläen), die er alle drei Jahre abhielt, inszenierte er um seinen Vater Aton zu ehren. Der Vater war zur Sonne geworden und regierte in Ewigkeit weiter. Da die Sonne tatsächlich für alle Prozesse veranwortlich ist, die mit dem Leben auf der Erde in Verbindung stehen, ist die Personifikation Gottes als Sonne naheliegend.
Glaubensvorstellung, Praxis und Riten
Die Eigenschaften, die der Sonnengesang dem Gott Aton zuschreibt, charakterisieren ihn über den solaren Naturglauben hinweg als "Eins". Das heißt, er ist alles und alles ist aus ihm. Der Aton Glaube ist demnach strikt monotheistisch.
Aton, Echnaton und Nofretete werden häufig zusammen dargestellt. Diese Dreiheit nimmt Bezug auf die Tradition der mythischen Überlieferung zur Erschaffung der Welt, wie sie in Heliopolis tradiert wurde. Die "Sonnenstadt" war im alten Ägypten der regionale Ursprung des Sonnenkults. Demnach schuf der Ur-Gott Atum (Gott des Lichts, nicht zu verwechseln mit Aton) sich selbst aus dem Urgewässer Nun, und danach das erste Götterpaar Schu (Luft) und Tefnut (Feuer). Echnatons Religion sollte auf diesen Anbeginn zurückführen, in welchem er den paradiesischen Urzustand des Universums sah. Der Aton-Glaube nimmt Bezug auf diesen Urzustand nach der Schöpfung und spielt bewusst mit der Dreiheit von Atum (Aton), Schu (Echnaton) und Tefnut (Nofretete). Dennoch blieb Echnaton alleiniger Vermittler seiner Lehre. Die schaut alles was Augen hat die Sonne, aber nur er, Echnaton, erkennt darin den Gott Aton in seinem Wirken.
Aton offenbart sich durch seine stete Präsenz als Sonnenscheibe und vor allem durch sein ewig beobachtbares Wirken von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang. Im Gegensatz zum Gott der Bibel spricht er nicht. Eine Geschichte zur Schöpfung des Lebens durch Aton ist nicht überliefer. Es gibt keine himmlischen Heerscharen, keine engel, keine dämonen, oder sonstige mittlerwesen, nur den Prophet des neuen Glaubens Echnaton, der als Mittler zwischen den Menschen und Aton auftritt. Der Aton Glaube hat keine ethische Dimension, es sind keine Vorschriften oder Verhaltensregeln bekannt, um ihn zu ehren. Magische Riten oder Zeremonien kennt er nicht. Die Lehre zum Leben nach dem Tod wurde nicht grundlegend verändert. Nur die traditionell Ba genannte beschwingte Seele existierte nach dem Tod des Körpers weiter als Geistwesen in Achet-Aton.
Aton ist ein lebender Gott, im Gegensatz zu den alten Göttern kann er nicht als tote Statue verehrt werden. Daher haben seine Tempel keine Dächer und die Höfe der Tempel sind offen, denn die Strahlen Atons sind allgegenwärtig. Echnaton sah sich als Atons irdischen Verkünder, ohne dabei die Betonung seiner eigenen Göttlichkeit als dessen Sohn zu vernachlässigen. Da Aton allgewaltig und allgegenwärtig war, und um die eigene Macht nicht zu schmälern betonte Echnaton Atons Eigenschaft als Mitregent. Aton war wie Echnaton König über Ägypten.
Um Aton zu huldigen feierte Echnaton die tägliche Wiedergeburt der Sonne und damit auch des Lebens durch königliche Ausfahrten. So fuhr er in Achet-Aton täglich mit seinem Sonnenwagen vom Palast im Norden zum Tempelbezirk im Zentrum der Stadt, umjubelt von seinem Volk. Die Symbolik entsprach der wandernden Sonne, die er als ihr Prophet verkörperte. Diese tägliche Prozession ersetze die zuvor gekannten Götterfestzüge für die alten Götter. Außerdem war es üblich sich einen Hausaltar mit Statuen von Echnaton und Nofretete einzurichten, um sie als Mittler zwischen sich und Aton anrufen zu können, so dass ihre Wünsche in Erfüllung gingen. Für die, die sich keinen Hausaltar leisten konnten, gab es dafür öffentliche Kapellen, in denen die göttliche Dreiheit von Aton, Echnaton und Nofretete verehrt werden konnte. Echnaton und Nofretete betonen durch den familiären Charakter ihrer bildlichen Darstellungen ein häuslich geprägtes, ethisches Leitbild.
Aton steht nicht über allen Göttern, sondern er ist statt allen Göttern. Nach der radikal-neuen Logik eines nur einzigen Gottes konnten keine anderen Götter mehr verehrt werden. Obwohl die Aton Religion und die alten Götter noch koexistierten, wurden die alten Priester mehr und mehr abberufen, den alten Tempel die Mittel entzogen, bis sie schließlich ganz geschlossen wurden. In der Folge wurden zwar vereinzelt Götter wie Horus und Ra als Erscheinungsformen Atons umgedeutet, doch grundsätzlich wurden die traditionellen Kulte schließlich verboten und ihre Anhänger brutal verfolgt. Wörter wie „Götter“ durften nicht mehr erwähnt werden. Es kam zu in den späten Regierungsjahren Echnatons zu einem staatlich geförderten, landesweiten Inschriften- und Bildersturm, mit dem Ziel, das Andenken an die alten Götter zu tilgen. Auch sind in dieser Zeit Namensänderungen bei Personen nachweisbar, deren Namen auf die alten Götter verwiesen.
Obwohl im Volk der Druck groß war, sich zu Aton zu bekennen, hielten im Privaten viele an den alten Göttern fest, da die mit ihnen verbundenen Mythen im Volksglauben tief verwurzelt waren.
War der Aton Glaube ein Priesterschwindel?
Es wird diskutiert, ob Echnaton tatsächlich Anhänger seiner Religion war, oder ob die Einführung des Aton Glaubens nur seinen politischen Zwecken diente. Denn der neue Glaube gab ihm die theologische Rechtfertigung, die sehr mächtige Amun-Priesterschaft zu entmachten und zu enteignen, was ihn innenpolitisch zu einem der mächtigsten Pharaonen machte.
Andererseits entstand der Aton Glaube kurz nach einer Phase, in der Ägypten unter Thutmosis III. seine größte territoriale Ausdehnung erfahren hatte. Insofern ist der Anspruch eines allumfassenden Gottes die geistliche Fortführung des weltlichen Imperiums.
Dass der Aton Glaube eng mit der persönlichen Verehrung Echnatons und seiner Gemahlin Nofretete verbunden war, und die brutale Verfolgung seiner Gegner, nährt die Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Verkündung eines wohlwollenden, sanftmütigen Gottes. Andererseits war nur ein Pharao in der Lage eine dermaßen tiefgreifende religiöse Revolution im alten Ägypten durchzusetzen, denn nur er konnte den natürlicherweise aufkommenden Widerstand der Traditionalisten begegnen. Da ein Pharao, in der Vorstellung des Volkes ein lebender Gott, schwer zu beseitigen war, war es hinsichtlich einer breiten Akzeptanz des neuen Glaubens ein kluger Schachzug Echnatons ihn so eng mit seiner Person zu verbinden.
Die Tempel der Götter standen verlassen von Elephantine bis zu den Sümpfen des Deltas, waren im Begriff auseinanderzufallen, ihre Heiligtümer waren im Begriff, zu verfallen, sie waren Schutthügel geworden, bewachsen mit Disteln. Ihre Kapellen waren, als seien sie nie gewesen, ihre Tempelanlagen waren ein Fußweg. Das Land war von schwerer Krankheit befallen, die Götter hatten diesem Land den Rücken gekehrt. Wenn man Soldaten nach Syrien schickte, um die Grenzen Agyptens zu erweitern, dann hatten sie keinen Erfolg. Wenn man einen Gott anrief, um ihn um etwas zu bitten, dann kam er nicht. Wenn man eine Göttin anbetete, ebenso, dann kam sie nicht. Ihre Herzen waren schwach geworden in ihren Leibern, denn sie hatten das Geschaffene zerstört.
Aton-Hymne und der Gott der Bibel
Beim Lesen der Aton-Hymne kommen Leser in Kenntnis der Bibel nicht umhin zu bemerken, dass der sprachliche Stil und die bestimmte Art der Aton zugewiesenen Eigenschaften sehr an die Sprache der Bibel erinnern. Der Einfluss altägyptischer Vorstellungen auf die Vorstellungswelt der Bibel ist Gegenstand der Ägyptologie.
Altägyptische Traditionen in Juden- und Christentum
Dass die jüdische und christliche Religion stark von altägpytischen Vorstellungen und Riten beeinflusst wurden, ist evident. Der Pharao und sein Reich haben eine bedeutende Rolle bereits zu Beginn der Bibel im Buch Genesis. Vor dem Hintergrund des Sonnengesangs des Echnaton, dessen sprachlicher Stil sehr an einen Bibeltext erinnert, ist es eine offene Frage, welchen konkreten Einfluss der Monotheismus Echnatons auf die Bibelerzählung hatte, speziell auf den Anfang der biblischen Geschichte. Diese Frage wird in der Ägyptologie heftig diskutiert, und es dreht sich viel um die Frage, in welcher Beziehung Moses zu der Aton-Religion stand. Manchen erscheint er als abtrünniger Aton-Priester, der mit einigen Getreuen nach Israel auswanderte, andere sehen in ihm einen semitischen Einwanderer nach Ägypten, der die Lehre Atons nach Israel brachte, als er dahin zurückkehrte. Alle Versuche das eine oder das andere zu beweisen, müssen deswegen scheitern, weil es keine historischen Belege für die Existenz von Moses gibt. Die Frage nach dem Primat der Bibel ist deswegen spannend, weil sie erklären kann, vor welchem Hintergrund Religionen entstanden sind, die bis in die heutige Zeit hinein auch im politischen Sinne von hoher Bedeutung sind.
Kleine Chronologie zur Ägyptologie
Die Ägyptologie ist eine verhältnismäßig junge Wissenschaft. Ihre Erkenntnisse stehen im engen Zusammenhang mit Expeditionen, die vor Ort in Ägypten durchgeführt wurden. Ein kurzer Überblick mit den wichtigsten Eckdaten:
100-300 | Corpus Hermeticum, eine antike Sammlung altgriechischer Traktate, darunter das Traktat "Über die Mysterien der Ägypter" des Iamblichos |
500-600 | Der griechische Gelehrte Horapollon schreibt das Werk "Hieroglyphica". Eine Sammlung von ca. 200 Hieroglyphen und zugehörigen Erklärungen |
ab 500 | Das Wissen um die Hieroglyphen stirbt aus |
1419 | Wiederentdeckung der "Hieroglyphica". Verbringung nach Florenz und anschließende Veröffentlichung |
1463 | Der Florentiner Marsilio Ficino übersetzt das "Corpus Hermeticum" ins Lateinische und macht es damit der wissenschaftlichen Welt zugänglich. Marsilio Ficino war ein Zeitgenosse Leonardo da Vincis |
1798-1801 | Napoleons Ägyptenfeldzug um die britische Kommunikation mit Indien zu erschweren. In seinem Gefolge befindet sich eine Expertengruppe von 167 Wissenschaftlern, Ingenieuren, Künstlern etc., mit dem Ziel die Kultur des alten Ägyptens zu erforschen |
1799 | Entdeckung des "Steins von Rosette", einer Stele mit dreimal dem gleichen, relativ langen Text in griechisch, Hieroglyphen und altägyptischer Schreibschrift |
1824 | Entzifferung der Hieroglyphen mittels des "Steins von Rosette" durch Jean-François Champollion |
1882 | Beginn der britischen Herrschaft in Ägypten und damit auch der Beginn einer Phase zahlreicher archäologischer Expeditionen, Ausgrabungen und bedeutender Funde, z.B. das Grab des Tutanchamun (1921) |
Zeitalter der Aufklärung
Das Buch Genesis
Das Buch Genesis ist das erste und älteste Buch der Bibel. Es schildert in dieser (vollständigen) Reihenfolge:
- Die Erschaffung der Welt in 7 Tagen
- die Geschichte der ersten Menschen Adam und Eva
- sowie derer Söhne Kain und Abel
- vom Zusammenleben der Riesen, Gottessöhne und Menschentöchter
- Noahs Rettung vor der Sintflut
- Turmbau von Babel
- endet schließlich mit der Erzählung von Abraham (unterbrochen durch die Erzählung seines Neffen Lot) und seinen drei direkten Nachkommen, Isaak, Jakob und Josef (unterbrochen von einer Erzählung zu seinem Bruder Juda). Abrahams Urenkel Josef diente bereits dem Pharao, was bedeutet, dass Ägypten zu dieser Zeit schon existierte. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu wissen, dass die vor Abraham geschilderten Ereignisse im Buch Genesis nicht bibelspezifisch sind, sondern als Teil des kulturellen Gedächtnisses der Menschheit früheren Mythen anderer Kulturen entnommen wurden. Das Buch Genesis erzählt erst ab Abraham, eine kulturell eigenständige Geschichte. Ausnahme ist die Noah Erzählung, wobei sich die Idee einer vernichtenden Sintflut wiederum in anderen Kulturen nachweisen lässt.
Einfluss Altägyptens auf Nachbarkulturen
Um den Einfluss der ägyptischen Kultur auf die umliegenden zeitgenössischen Kulturen nachvollziehen zu können, ist es notwendig sich eine Vorstellung von der scheinbar ewig währenden Bestehungszeit des Pharaonenreiches zu machen. Die annähernd 3000 Jahre in denen das Pharaonenreich ein unabhängiger Staat war, sind in der Menschheitsgeschichte unerreicht. Der enorme politische, militärische, finanzielle und kulturelle Einfluss des alten Ägyptens im Nahen Osten kann nicht überschätzt werden. Jede Kultur im Nahen Osten wurde stark von dieser Nation und den von dort stammenden Ideen beeinflusst, allein, weil sie sich bewährt zu haben schienen. Die fast seit Beginn des ägyptischen Reiches bestehenden Pyramiden von Giseh sind nur eines der außergewöhnlichen Symbole von Ewigkeit, die diese Kultur hervorbrachte. Vor allem die Anfänge der in der Bibel erzählten Geschichten sind mit der Kultur Ägyptens eng verbunden und werfen schließlich die Frage auf, ob die in der Bibel aufgezeigte Chronologie in den Abschnitten vor der Gründung des israelischen Königreichs um 1000 v.Chr. grundsätzlich historisch belegbar sein kann.
Historische Reiche auf einem Zeitstrahl
Beginnend mit der Vereinigung Ober- und Unterägyptens durch den ersten ägyptischen Pharao Narmer im Jahr 3000 v.Chr. (orange Horizontale) existierte das Pharaonenreich bis zum Tod von Kleopatra VII. (30 v.Chr.), die als letzte unabhängige Pharaonin Ägypten beherrschte. Danach wurde Ägypten zu einer römischen Provinz.
Die anderen Reiche sind das Königreich Israel (um 1000 v.Chr. - 73 n.Chr. mit Unterbrechungen, hellblau), Römisches Imperium (753 v.Chr. - 476 n.Chr., dunkelrot), Byzantinisches Reich (395 - 1453, rot) und Heiliges Römisches Reich deutscher Nation (800 - 1806, gelb).
Der Zeitraum vom Bau der ersten Pyramide unter Pharao Djoser (Djoser Pyramide, um 2650 v. Chr.), bis zu dem Bau der drei großen Pyramiden von Giseh (2620 bis 2500 v. Chr.), wird in der linken orangenen Vertikale gezeigt. Die orange Vertikale rechts daneben zeigt den Zeitraum der etwa 17 Jahre umfassenden Herrschaft Echnatons (um 1350 v. Chr.)
Von Riesen, Gottessöhnen und Menschentöchtern
Die Bibel spricht in ihrem ersten Buch Genesis, direkt vor der Noah Erzählung, von Riesen und Menschen:
"In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch später noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der Vorzeit, die berühmten Männer" (Gen 6,4)
Die alten Ägypter stellten ihre Pharaonen auf weithin sichtbaren Monumenten meist weit größer dar, als ihre Untertanen. Das sollte zum einen den Standesunterschied zu ihren Untertanen verdeutlichen und zum anderen sollte es fremde Besucher beeindrucken und damit potentielle Angreifer durch ihre zur Schau gestellte Allgewalt abschrecken. Diese Praxis der Darstellung von Pharaonen als Riesen ist seit dem ersten Pharao Narmer belegt und war jahrtausendelange Praxis der ägyptischen Propaganda. Außerdem verstanden Pharaonen sich als Göttersöhne. Es liegt daher nahe Gen 6,4 auf den altägyptischen Kulturkreis zu beziehen.
Der Turmbau zu Babel
Josefs Dienst für den Pharao
Ebenfalls im Buch Genesis schließt sich an die Noah-Erzählung um die Sintflut die Geschichte der biblischen Stammfamilie an, beginnend mit Abraham. Abrahams Ur-Enkel Josef kommt über Umwege nach Ägypten und dient dort viele Jahre dem Pharao. Bald darauf lässt er seine ganze Familie nachkommen. So wie Josef bereits dem Pharao diente, hat auch sein Ur-Großvater Abraham schon den Pharao gekannt (Gen 12,15). Heute ist unklar, ob die Familie Abrahams tatsächlich existierte, auch ist unklar, unter welchem Pharao Abraham und Josef in Ägypten waren.
Moses und die Pharaonentochter
Mit der Erzählung zu Josef endet das Buch Genesis. Das zweite Buch der Tora "Exodus" setzt viele Jahre später ein und erzählt die Geschichte des Moses. Er wurde als Kind in einem Korb auf dem Nil ausgesetzt, von der Tochter des Pharaos gerettet und als ihr Sohn großgezogen. Erwachsengeworden war er von der Gewalt eines ägyptischen Slavenaufsehers gegen einen Israeliten so entsetzt, dass er diesen Aufseher erschlug und vor dem Zorn des Pharaos aus Ägypten fliehen musste. Bei seiner Wiederkehr forderte er sein Volk aus Ägypten führen zu dürfen. Als der Pharao sich weigerte straften Ägypten zahlreiche Plagen. Seinem Wunsch wurde schließlich entsprochen.
Das israelische Königreich
Im gelobten Land Israel lassen sich die Israeliten nieder und gründeten schließlich ihr Königreich, das in der Reihenfolge von Saul, David und Salomon als den ersten Königen regiert wurde. Spätestens der dritte König dieses Königreichs, der biblische König Salomon, ist etwa um 1000 v.Chr. historisch nachweisbar. Er ließ den ersten jüdischen Tempel auf dem heutigen Tempelberg in Jerusalem errichten. Allerdings lässt sich archäologisch und anhand von erhaltenen historischen Monumenten, Stelen, Statuen, Inschriften usw. die biblische Geschichte zuvor nicht verifizieren und muss daher als mythisch bezeichnet werden.
Erst mit dem Buch der Könige beginnt die Bibel historisch nachweisbare Fakten zu nennen. Es ist auffallend, dass ab diesem Zeitpunkt Gott keine großen Wunder mehr bewirkt, wie er es z.B. noch mit der Erschaffung der Welt (Adam und Eva), dem Herbeiführen der Sintflut (Noah) oder den sieben Plagen über Ägypten und der anschließenden Teilung des Meeres (Moses) getan hat. Die Bibel des alten Testaments bekommt ab diesem Zeitpunkt einen eher dokumentierenden Charakter und stellt von nun an vor allem Einzelschicksale in den Vordergrund.
Die Psalmen König Davids
Anch-Symbol und Wiederauferstehung



Isis-Kult und Marienverehrung



Sonnenkult und Wirken Jesu
Quellen
Norman de Garis Davies, The Rock Tombs of El-Amarna Part VI, Tombs of Parennefer, Tutu and Aÿ, Chapter IV Hymns and Prayers, 1908
Sandro Vannini, Tutanchamun - Die Reise durch die Unterwelt, Taschen (2020)
Besonders empfehlenswert
Toby Wilkinson, Aufstieg und Fall des alten Ägypten, Pantheon (2015)
Nobody is perfect - das gilt auch für nicofranz.art!
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