Sonenengesang des Echnaton – Echnaton und Nofretete mit ihren Kindern
Sonnengesang des Echnaton

Was ist der Sonnengesang des Echnaton?

Der große Sonnengesang des Echnaton, auch Aton-Hymnus, ist die Bezeichnung für einen altägyptischen religiösen Text aus der Zeit des Pharaos Echnaton um 1350 v.Chr. Der Text wurde vermutlich vom Pharao selbst verfasst und beschreibt in poetisch-lobpreisender Sprache das Wirken Atons, des einzigen Gottes. Der Sonnengesang existiert in zwei Versionen, einer langen und einer kurzen Variante. Die lange Version ist nur aus dem Grab von Eje II. bekannt, der Mitglied des Hofes von Echnaton war und später selbst Pharao wurde. Die wandausfüllende Inschrift im Grab von Eje II. wurde um 1890 teilweise zerstört, ist aber durch eine zuvor durchgeführte Abschrift überliefert.

Wer war Pharao Echnaton?

Pharao Echnaton (geboren als Amenophis IV./ Amenhotep IV.) regierte Ägypten um 1351–1334 v. Chr. Im Laufe seiner 17-Jährigen Herrschaft erhob er den Gott Aton in der Gestalt des Sonnenkörpers zum einzigen Gott und verbot die Huldigung anderer Götter. Echnaton begründete damit die erste historisch nachweisbare monotheistische Religion der Menschheitsgeschichte. Er weihte Aton die von ihm neugegründete Hauptstadt Achet-Aton, die damals größte Stadt Ägyptens. Nach Echnatons Tod wurde sein Andenken von seinen Widersachern getilgt und das traditionelle Glaubenssystem der alten Götter wiederhergestellt. Echnaton war verheiratet mit Nofretete. Der berühmte Pharao Tutanchamun war sein Sohn. 

Zusammenhang zur Bibel

Neuere Forschungen, z.b. durch den bedeutenden Ägyptologen Jan Assmann (Moses der Ägypter, 1998), gehen davon aus, dass die Ausrufung des einzigen Gottes Aton durch seinen Propheten Echnaton eine nachhaltige Wirkung im Orient hatte, z.B. auf die Entstehung des Judentums. 

Die ersten fünf Bücher der Bibel werden als Tora bezeichnet und in der jüdischen Überlieferung dem Autor Moses zugeschrieben. Sie werden daher auch als die “fünf Bücher Mose” bezeichnet. Durch eine Ortsangabe im zweiten Buch Exodus lassen sich die Bücher datieren. Dort werden zwei Städte genannt, in denen das Volk Israel zu der Zeit lebte, Pitom und Ramses (Ex 1,11). Die Stadt Ramses (auch Pi-Ramesse) war eine Neugründung unter Pharao Ramses II. (etwa um 1278 v.Chr.). Moses kann also frühestens etwa 50 Jahre nach Echnatons Tod gelebt haben. 

Demnach entstanden die fünf Bücher Mose frühestens 50 Jahre nach den Ereignissen um Echnatons Ausrufung von Aton zum einzigen Gott. Der bedeutende Psychologe und Religionskritiker Sigmund Freud machte in seinem letzten Werk "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" (1939) die These populär, dass Moses ein überzeugter Anhänger der seinerzeit neuartigen Aton-Religion war und Ägypten verließ, um den semitischen Völkern im heutigen Israel von Aton zu predigen. Diese These wird bereits seit der Zeit der Aufklärung wissenschaftlich diskutiert. 

Du hast den Himmel weit entfernt gemacht, von dem du scheinst und von dem aus du auf alles blickst, was du erschaffen hast. Du bist eins.

Sonnengesang des Echnaton

Der Sonnengesang im Originaltext

Die vorliegende Übersetzung aus dem Englischen basiert auf der vielzitierten Übersetzung von Norman de Garis Davies aus dem altägyptischen Text, der in seinem Werk 'The Rock Tombs of El-Amarna Part VI, Tombs of Parennefer, Tutu and Aÿ, Chapter IV Hymns and Prayers' von 1908 veröffentlicht wurde und bezieht sich auf die lange Version aus dem Grab von Eje II. (Aÿ). Der Originaltext von Norman de Garis Davies Übersetzung ist in der englischen Version dieser Seite nachzulesen.


Eine Anbetung an Re-Horachti-Aton 1, der für immer und ewig lebt, der lebendige und große Aton, der während des Sedfestes 2 anwesend ist, Herr über alles, was Aton umgibt, Herr des Himmels, Herr der Erde, Herr des Hauses von Aton in Achet-Aton 3, des Königs von Süd- und Nordägypten 4, der in Wahrheit lebt, Herr der beiden Länder, Nefer-Kheperu-Ra-Ua-En-Ra 5, der Sohn der Sonne, der in Wahrheit lebt, Herr der Diademe, Echnaton, groß in seiner Dauer. Und der Hauptfrau des Königs, die er liebt, Herrin der beiden Länder, Nefer-Neferu-Aton 6, Nofretete, die ewiges Leben, Gesundheit und Jugend hat.


Der Träger des Fächers in der rechten Hand des Königs, Aufseher über alle Pferde Seiner Majestät, die Zufriedenheit im ganzen Land verschafft, der Liebling des guten Gottes, der Vater des Gottes, Aÿ 7 sagt:


Dein Aufgang ist schön am Horizont des Himmels, o lebender Aton, der Leben spendet. Wenn du am östlichen Horizont aufgehst, erfüllst du jedes Land mit deiner Schönheit. Du bist prächtig, groß, strahlend, erhebst dich über jedes Land. Deine Strahlen umarmen die Länder bis ans Ende von allem, was du erschaffen hast. Du bist Ra, du lenkst sie nach ihrer Anzahl und machst sie deinem geliebten Sohn untertan. Fern bist du, doch auf der Erde sind deine Strahlen. Du bist auf ihren Gesichtern, und sie schauen auf deinen Lauf.

Wenn du untergehst am westlichen Horizont, ist die Erde in Dunkelheit, dem Tode gleich. Sie liegen in einer Kammer mit verbundenen Köpfen. Kein Auge sieht das andere. Auch wenn all ihr Gut, das unter ihren Köpfen liegt, ihnen genommen wird, merken sie es nicht. Jeder Löwe kommt aus seinem Versteck und alle Schlangen beißen, denn die Dunkelheit ist deren Hinterhalt. Stille liegt über dem Land, denn der, der sie erschaffen hat, ruht in seinem Horizont.

Wenn das Land heller wird, gehst du am Horizont auf und leuchtest als Aton am Tag. Du vertreibst die Dunkelheit. Wenn du deine Strahlen sendest, wird gefeiert in den beiden Ländern. Die Sterblichen erheben sich und stellen sich auf ihre Füße, denn du hast sie erhoben. Sie reinigen ihre Glieder und legen ihre Kleidung an. Ihre Arme sind erhoben im Lobpreis deines Aufgangs. Das ganze Land verrichtet seine Arbeit. Tiere aller Art ruhen auf ihren Weiden, Bäume und Gras wachsen grün, Vögel flattern in ihren Nestern und ihre ausgestreckten Flügel lobpreisen deinen Geist. Alles Vieh ist auf den Füßen, alle Arten von fliegenden und flatternden Wesen sind mit Leben erfüllt, wenn du für sie aufgehst. Ebenso die Schiffe, die den Fluss hinauf- und hinunterfahren, denn jede Straße öffnet sich bei deinem Aufgang. Die Fische in den Flüssen gleiten, um dich zu begrüßen.

Deine Strahlen dringen in die Tiefe des Meeres. Sie erzeugen Leben in Frauen, bringen in der Menschheit Samen hervor, geben dem Sohn Leben im Mutterleib, beruhigen ihn mit dem, was sein Weinen besänftigt, nähren ihn im Mutterleib, hauchen Atem ein, um allem Leben zu geben, was du erschaffen hast. Kommt er aus dem Mutterleib, öffnest du seinen Mund in der richtigen Weise und sorgst für seine Bedürfnisse.
Das junge Vogelküken im Ei, das zirpt in seiner Schale, du gibst ihm etwas im Inneren, um ihm Leben einzuhauchen. Du gibst ihm seine volle Form, so dass es die Schale von innen nach außen durchbrechen kann. Wenn es aus dem Ei kommt, kann es schon kräftig zirpen und es rennt auf seinen Füßen, wenn es daraus hervorkommt.

Wie vielfältig sind die Dinge, die du geschaffen hast! Sie sind vor den Augen verborgen, o einziger Gott, dem kein anderer ebenbürtig ist. Du hast sie für dein Herz geschaffen, als du allein warst. Menschen, Vieh, alle Arten von Tieren, alles, was auf der Erde geht, und so viele, die in der Luft mit ihren Flügeln fliegen, die Länder von Syrien, Nubien und das Land Ägypten. Du ordnest jedem Menschen seinen Platz zu. Du erfüllst ihre Bedürfnisse, indem du jedem Menschen seine Nahrung gibst und berechnest seine Lebensfrist.
Ihre Zungen sind verschieden in der Sprache, ihre Natur und sogar ihre Hautfarben sind unterschiedlich. Denn auf diese Weise unterscheidest du die fremden Völker.

Du machst den Nil in der Unterwelt und bringst ihn hervor nach deinem Belieben, um der Menschheit Leben zu geben, die du für dich erschaffen hast. Ihr aller Herr, der sich abmüht an ihnen, sowie der Herr jedes Landes. Der für sie aufgeht, der Aton des Tages, der große Ehrfurcht verdient. Selbst die fernen Länder erfüllst du mit Leben. Du hast einen Nil im Himmel erschaffen, der zu ihnen hinabfließt und auf den Bergen Wellen schlägt, wie das große Meer und der ihre Felder in ihren Siedlungen bewässert. Wie ausgezeichnet sind deine Wege, Herr der Ewigkeit!
Du bist ein Nil im Himmel für die fremden Länder und für alle wilden Tiere, die auf Füßen gehen. Ein Nil, der für Ägypten aus der Unterwelt entspringt.

Deine Strahlen nähren jedes Feld: Wenn du aufgehst, leben sie und gedeihen für dich. Du hast die Jahreszeiten erschaffen, damit sich all das entwickeln kann, was du erschaffen hast: den Winter, um sie abzukühlen, und die Sommerhitze, damit sie dich kosten können. Du hast den Himmel weit entfernt gemacht, von dem du scheinst und von dem aus du auf alles blickst, was du erschaffen hast.

Du bist eins. Aber du erstrahlst in deinen wechselnden Gestalten als der lebendige Aton, der aufgeht, glänzt, sich entfernt und wieder näher kommt. Du hast Millionen von Gestalten aus deinem einzelnen Selbst geschaffen – Städte, Dörfer, Felder, Straßen und Flüsse. Alle Augen sehen sich dir gegenüber. Du bist Aton hoch oben über dem Tageslicht.

Wenn du gehst – und alle Männer, deren Gesichter du geschaffen hast, damit du nicht allein dich selbst siehst – auch dann bist du in meinem Herzen. Es gibt keinen, der dich kennt, außer deinem Sohn. Du hast ihn in deinen Wegen und deiner Macht geschult.

Auf dich stützt sich das Land, so wie du es erschaffen hast.
Wenn du aufgehst, leben sie,
wenn du untergehst, sterben sie.
Du selbst bist die Länge der Tage,
von dir kommt das Leben.
Die Augen sind auf deine Schönheiten gerichtet, bis du untergehst,
dann werden alle Arbeiten beiseite gelegt.
Du gehst auf der rechten Seite unter 8
Bei deinem Aufgang bringst du dem König Glück. Und allen, die auf ihren Füßen laufen.

Seit du die Grundlagen der Welt festgelegt hast, hast du dich für deinen Sohn erhoben, der aus deinem Körper hervorging, der König des Südens und des Nordens, Nefer-Kheperu-Ra 5, der in Wahrheit lebt, der Herr der Diademe, Echnaton, groß in seiner Dauer. Und für die große Frau des Königs, die er liebt, die Herrin der beiden Länder, die ewig lebt und erblüht, für immer.

 


1 Re-Horachti-Aton
Re [oder Ra, der Sonnengott im ursprünglichen Vielgöttersystem der Ägypter],
Horachti [Unterform des Gottes Horus, in der Verehrung als Gott des Lichts],
Re-Horachti [spätere Zusammenführung der beiden Götter zu einem neuen Gott],
Aton,
also etwa "Re und Horachti, die Aton sind"

2 Sedfest, wichtiges Zeremoniellfest für ägyptische Pharaonen, um ihre Herrschaft zu feiern, ihre Eignung unter Beweis zu stellen und auf ihre göttliche Abstammung zu verweisen. Meist nach 30 Jahren an der Macht durchgeführt, seltener früher. Nach seinem 30-jährigen Thronjubiläum feierte Echnatons Vater das Sedfest fortan alle drei Jahre. Echnaton behielt dies bei, und richtete sein erstes Sedfest bereits nach 3 Jahren aus

3 Achet-Aton, heute Amarna. Von Echnaton gegründete neue Hauptstadt Ägyptens, nach seinem Tod verlassen

4 Die Teilung in Nord- und Südägypten bezieht sich auf die unterschiedliche Geographie des Landes am Nil. Im Norden fächert sich der Nil zum fruchtbaren Nildelta auf, bevor er in das Mittelmeer fließt. Der Süden hingegen ist geprägt von felsigen Wüstenland, das nur in einem schmalen Streifen um den Nil herum fruchtbar ist. Historisch lassen sich in beiden geographischen Regionen kleinere Königreiche nachweisen, die erst unter dem dem ersten Pharao Narmer vereinigt wurden. Der Pschent, eine der traditionellen Pharaonenkronen erinnert an diese Zusammenführung der beiden Landesteile und setzt sich aus zwei Kronen zusammen, die rote Krone des Nordens und die weiße Krone des Südens. Ebenso die Symboltiere Geier (Süden) und Kobra (Norden), deren stilisierte Köpfe an der Stirnseite der Krone angebracht wurden

5 Nefer-Kheperu-Ra-Ua-En-Ra, der Königsname Echnatons.
Nefer [schön, vollkommen]
Kheperu [Erscheinungen, Verkörperungen],
Ra [oder Re, der Sonnengott im ursprünglichen Vielgöttersystem der Ägypter],
Ua [sein, ist],
En [der, des],
Ra [oder Re, der Sonnengott im ursprünglichen Vielgöttersystem der Ägypter],
also "Die vollkommene Verkörperung des Ra, ist er, [der des] Ra"

6 Nefer-Neferu-Aton, der Königinnenname von Nofretete
Nefer [schön, vollkommen]
Neferu, Plural von Nefer
Aton
also "schöne Schönheiten Atons"

7 frühere Schreibweise für Pharao Eje II. aus dessen Grab die Atonhymne stammt. Er war Mitglied des Hofes von Echnaton und nach dem frühen Tod von Echnatons Sohn Tutanchamun selbst Pharao

8 Der fruchtbare Nil war der Lebensmittelpunkt der Ägypter. Ihr geographisches Weltbild war der Blick vom Nildelta auf das Landesinnere, daher geht die Sonne rechts unter, also im Westen. Und sie geht links auf, also im Osten

Pharao Echnaton

Echnaton entstammte einer altehrwürdigen Pharaonendynastie, die 200 Jahre zuvor Nordägypten von der Fremdherrschaft durch die Hyksos befreit hatte und das "Neue Reich" begründete. Die Dynastie fand wenige Jahre nach Echnatons Tod ihr Ende. Eine Besonderheit dieser Dynastie war die zunehmende Vergöttlichung des Pharaos noch zu seinen Lebzeiten und eine stetige Zunahme der Verehrung des Sonnengotts Ra, die schließlich in Echnaton ihren Höhepunkt fand. Um die Aton-Religion Echnatons zu verstehen, ist es von Bedeutung, seine Familiengeschichte zu kennen. Insbesondere sein Vater Amenhotep III. ließ sich als Sonnenscheibe verehren, die im altägyptischen mit "Aton" übersetzt wird.

Der Traumdeuter – Echnatons Großvater

Echnatons Großvater Pharao Thutmosis IV. erschien der Sonnengott Ra in einem Traum. Ra nannte ihn dort seinen Sohn und befahl ihm, die vom Sand bedeckte Sphinx bei den Pyramiden von Gizeh freizulegen. Zum Andenken an dieses mystische Erlebnis errichtete Thutmosis IV. eine Steintafel zwischen den Pranken der Sphinx, die sich noch heute dort befindet (sogenannte Traumstele). Thutmosis IV. vermied in der Folge die Erwähnung von Amun, dem damaligen "König der Götter", und wandte sich mehr und mehr dem Sonnengott Ra zu. Die von ihm errichteten Bauwerke ließ er mit Ra gewidmeter Sonnensymbolik verzieren.

Der Sonnenkönig – Echnatons Vater

Echnatons Vater Amenhotep III. verstärkte den Sonnenkult um Ra, den er in seiner Erscheinungsform als Sonnenscheibe verehrte. Sein Wirken hatte maßgeblichen Einfluss auf Echnatons neue Religion.

Amenhotep III. war der bis dahin größte Bauherr Ägyptens. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen der ihm gewidmete Totentempel in Theben, der bis dahin größte Tempelkomplex der Welt. Heute sind davon nur noch die 18m hohen Memnonkolosse erhalten geblieben, die ursprünglich zum Eingangsbereich des Tempels gehörten. Für seine Königin Teje ließ er einen riesigen künstlichen See von 1500 x 500m anlegen, den sie zu ihrem Vergnügen befahren konnte. Alle von ihm errichteten Bauwerke waren Ra geweiht.

Als Auserwählter des Ra personifizierte er sich mit der Sonnenscheibe, die er als wesensgleich betrachtete und übernahm ihre Titel. "Sonnenscheibe" heißt übersetzt ins altägyptische "Aton". Der Palast von Amenhotep III. war der "Palast der glänzenden Sonnenscheibe", Paare von Statuen in der Anzahl der Tage des Jahres säumten den Weg zu seinem Palast. Der Pharao bezeichnete sich als "glänzende Sonnenscheibe aller Länder", Vasallen unterworfener Länder mussten ihn mit "Meine Sonne" anreden. Den See seiner Frau Teje befuhr er mit einer königlichen Barke, die er „Barke der glänzenden Sonnenscheibe“ nannte (Die Ägypter hatten die Vorstellung, die Sonnenscheibe würde auf einer Barke am Himmel entlangfahren).

Amenhotep III. präsentierte sich stets als Verkörperung der Sonnenkraft in all ihren Erscheinungsformen, was besonders bei den traditionellen Thronjubiläumsfeiern deutlich wurde. Die "Sedfeste" fanden zum 30. Thronjubiläum statt, und sollten die fortwährende Fähigkeit zur Ausübung der Macht der Pharaonen unter Beweis stellen. Amenhoteps Feier fand in Theben statt, der traditionellen Hauptstadt des Götterkönigs Amun, wo sich auf der Ostseite der vom Nil durchzogenen Stadt der bedeutendste Tempel des alten Ägypten befand, der Karnak-Tempel. Nur für diese Feier ließ der Pharao auf beiden Seiten des Nils gewaltige künstliche Häfen ausheben, die 800m x 150m groß waren. Sie sind heute beide versandet bzw. überbaut, doch ihre Umrisse und der aufgeschütte Abraum, um den westlichen Hafen sind aus der Luft noch heute gut zu erkennen. Auf der Westseite des Nils stand der für Amenhotep erbaute Totentempel, der sich in nie zuvor gekannten Ausmaßen vor dem Hügeln des Tals der Könige erhob. Vor dieser von ihm errichten Kulisse bestieg der Pharao am Tag der Jubiläumsfeier in goldener Kleidung eine Sonnenbarke und ließ sich von einem Hafen zum anderen rudern. Ein Akt, der ihn in den Augen seiner Untertanen als die Sonne selbst erscheinen lassen musste. Ohne Zweifel war sein Thronfolger Echnaton Zeuge dieses sicherlich stark prägenden Schauspiels.

Die Emanzipierte – Echnatons Mutter

Auch im privaten kann Amenhotep III. als geistiges Vorbild Echnatons betrachtet werden. Amenhotep III. sah Königin Teje als sein göttliches Gegenstück an und stattete sie mit sehr viel Macht aus. Sie konnte wie er Dekrete erlassen und, was absolut ungewöhnlich war, auch nach außen als selbstständig agierende Bevollmächtigte Ägyptens auftreten, was bis dahin allein das Vorrecht des Pharaos gewesen war. Wie aus den Amarna-Briefen hervorgeht, behielt Teje ihre bedeutende Rolle auch nach dem Tod von Amenhotep III., als ihr Sohn Echnaton Pharao wurde.

Aton-Religion

Bildnisse Atons

Aton wird stets als Kreis dargestellt, an dessen unteren Rand sich eine Uräusschlange befindet. Die Uräusschlange meint eine sich aufbäumende Kobra, wie sie auch von den verschiedenen Kronen des Pharaos bekannt ist. Ursprünglich war die Uräusschlange das Symboltier für Unterägypten, also für die Region des Nildeltas im Norden Ägyptens. Im Laufe der Zeit wurde sie mehr und mehr mit dem Sonnengott Ra in Verbindung gebracht und symbolisierte Macht und Schutz.

Von dem Aton-Kreis gehen Strahlen aus, die von hoch oben aus nach unten auf die Menschen treffen. Die Anzahl der Strahlen kann dabei variieren, ebenso der Winkel zwischen den beiden äußersten Strahlen. An den unteren Enden der Strahlen befinden sich stilisierte Hände, die berühren, worauf sie treffen.

Die Darstellung Atons ist ebenso mit dem Anch-Symbol verbunden, der Hieroglyphe für "Leben". Es befindet sich häufig direkt unter dem Aton-Kreis. Aber auch dort, wo die Strahlen Atons auf Nasen von Lebewesen treffen, halten die Strahlen ein Anch-Symbol in ihren Händen. Das verweist auf die lebenspendende Kraft Atons, der ihnen Atem einhaucht.

Echnaton – Sohn Gottes

Echnaton bezeichnet sich im Sonnengesang als Atons Sohn und das ist durchaus physisch gemeint. Echnaton ist somit Sohn des Gottes und auf Erden dessen einzig legitimer Vertreter des neuen Glaubens. Gleichzeitig deutet er seinen leiblichen Vater um, zu einem abstrakten, gottgewordenen Wesen, das eins ist und zugleich alles. Seine eigenen Sedfeste (Thronjubiläen), die er alle drei Jahre abhielt, inszenierte er um seinen Vater Aton zu ehren. Der Vater war zur Sonne geworden und regierte in Ewigkeit weiter. Da die Sonne tatsächlich für alle Prozesse veranwortlich ist, die mit dem Leben auf der Erde in Verbindung stehen, ist die Personifikation Gottes als Sonne naheliegend.

Es wird diskutiert, ob Echnaton tatsächlich Anhänger seiner Religion war, oder ob die Einführung des Aton Glaubens nur seinen politischen Zwecken diente. Denn der neue Glaube gab ihm die theologische Rechtfertigung, die sehr mächtige Amun-Priesterschaft zu entmachten und zu enteignen, was ihn innenpolitisch zu einem der mächtigsten Pharaonen machte.

Andererseits entstand der Aton Glaube kurz nach einer Phase, in der Ägypten unter Thutmosis III. seine größte territoriale Ausdehnung erfahren hatte. Insofern ist der Anspruch eines allumfassenden Gottes die geistliche Fortführung des weltlichen Imperiums.

Dass der Aton Glaube eng mit der persönlichen Verehrung Echnatons und seiner Gemahlin Nofretete verbunden war, und die brutale Verfolgung seiner Gegner, nährt die Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Verkündung eines wohlwollenden, sanftmütigen Gottes. Andererseits war nur ein Pharao in der Lage eine dermaßen tiefgreifende religiöse Revolution im alten Ägypten durchzusetzen, denn nur er konnte den natürlicherweise aufkommenden Widerstand der Traditionalisten begegnen. Da ein Pharao, in der Vorstellung des Volkes ein lebender Gott, schwer zu beseitigen war, war es hinsichtlich einer breiten Akzeptanz des neuen Glaubens ein kluger Schachzug Echnatons ihn so eng mit seiner Person zu verbinden.

Die heilige Familie

Die Darstellung Atons ist fast immer mit Echnaton und Nofretete verbunden. Die meist sitzenden Eltern Echnaton und Nofretete spielen mit ihren Kindern, liebkosen und streicheln sie, stets begleitet von Aton der sich als himmlische Erscheinung über ihnen befindet. Erstmals überhaupt werden ägyptische Herrscher in derart gefühlvollen und privaten Szenen abgebildet.

Neuartig war auch die Darstellung von Nofretete. Sie wird als absolut gleichrangig neben ihrem Mann dargestellt. Um ihre einzigartige Stellung noch mehr zu betonen, trägt sie eine eigens für sie erschaffene Krone, die vor ihr und nach ihr keine ägyptische Königin getragen hat. Sie ist auch die erste Königin eines Pharaos, die beim Erschlagen der (weiblichen) Feinde Ägyptens dargestellt wird. Eine Darstellung, die zuvor ausschließlich Pharaonen vorbehalten war. Sie wirkt insofern vermännlicht.

Analog wird Echnaton nicht nur mit den männlich geprägten Symbolen eines Pharaos gezeigt, wie Geißel und Krummstab. So zeigen ihn Statuen häufig in verweiblichter Darstellung, indem seine Brüste vergrößert sind, dem Symbol einer nährenden Mutter. Möglicherweise handelt es jedoch um eine wirklichkeitsgetreue Darstellung, die auf eine Erkrankung Echnatons hindeutet. Echnaton wird auf Wandbildern und Reliefs stets von dem über ihn thronenden Aton begleitet, der von ihm als Mitregent betrachtet wurde.

Die Hauptstadt Achet-Aton

In seinem 5. Regierungsjahr verließ Echnaton die traditionellen Königssitze in Memphis bzw. Theben und gründete eine neue Hauptstadt, die er Achet-Aton nannte ('Horizont des Aton', heute Amarna). Achet-Aton befindet sich in einem halbkreisförmigen Tal östlich des Nils, das von beinah senkrechten Wänden umgeben ist. Echnaton wählte diesen Platz, weil

  • Echnaton von Aton selbst dorthin geführt wurde
  • der Ort etwa mittig zwischen Memphis und Theben lag
  • eine unbebaute Fläche war
  • in der bis dahin kaum besiedelten Gegend kein lokaler Gott verehrt wurde.

In riesigen Inschriften, die Echnaton an den Enden der Felswände um Achet-Aton errichten ließ, führt er dies weiter aus.

Die Stadt selbst wurde als Planstadt für 50.000 Einwohner angelegt. Damit sollte Achet-Aton die damals größte Stadt Ägyptens werden. Die Bauarbeiten begannen in Echnatons fünften Regierungsjahr und waren bereits nach drei Jahren abgeschlossen. Die kurze Bauzeit war durch kleinere, handlichere Steine möglich geworden ("Talatat": 50cm x 25cm x 25cm), die die bis dahin typischen mannhohen Steine ersetzten.

In der Stadt gab es im Norden einen großen Palastbezirk mit Kasernen und Häusern für die Bediensteten südlich davon einen weiteren Palast, in dem sich der Pharao tagsüber aufhielt und gegenüber einen großen Aton geweihten Tempel, drumherum die Wohnhäuser der Einwohner der Stadt.

Achet-Aton bestand nur 12 Jahre. Nach Echnatons Tod wurde die Stadt vollständig aufgegeben und spätere Herrscher nutzten die dort vorhandenen Steine als Rohstoff für eigene Bauprojekte. Daher ist heute nur sehr wenig von der ursprünglichen Stadt erhalten geblieben.

Verehrung des Lichts - Religionspraxis

Da das Andenken an Echnaton und seinen Gott Aton weitestgehend getilgt wurde, ist nur wenig über die Religion bekannt. Neben dem Sonnengesang Echnatons, einigen wenigen erhaltenen Stelen, Reliefs und Kunstwerken ist die Ruinenstadt Amarna ein wichtiges Zeugnis dieser Zeit. Dennoch kann der Aton Glaube grundsätzlich als monotheistisch charakterisiert werden.

Die herausragende Stellung Atons unter den vielen Göttern Altägyptens wurde erst von Echnatons Vater Amenhotep III. eingeführt, der sich selbst als Sonnenscheibe (altägyptisch "Aton") verehren ließ. Zuvor war Aton nur eine lokal verehrte Gottheit gewesen. Mit Pharao Amenhoteps Tod stieg Echnatons Vater in den Himmel auf und wurde seitdem von seinen Sohn als Gott Aton verehrt.

Die Eigenschaften, die der Sonnengesang dem Gott Aton zuschreibt, charakterisieren ihn über den solaren Naturglauben hinweg als "Eins". Das heißt, er ist alles und alles ist aus ihm. Der Aton Glaube ist demnach strikt monotheistisch.

Aton, Echnaton und Nofretete werden häufig zusammen dargestellt. Diese Dreiheit nimmt Bezug auf die Tradition der mythischen Überlieferung zur Erschaffung der Welt, wie sie in Heliopolis tradiert wurde. Die "Sonnenstadt" war im alten Ägypten der regionale Ursprung des Sonnenkults. Demnach schuf der Ur-Gott Atum (Gott des Lichts, nicht zu verwechseln mit Aton) sich selbst aus dem Urgewässer Nun, und danach das erste Götterpaar Schu (Luft) und Tefnut (Feuer). Echnatons Religion sollte auf diesen Anbeginn zurückführen, in welchem er den paradiesischen Urzustand des Universums sah. Der Aton-Glaube nimmt Bezug auf diesen Urzustand nach der Schöpfung und spielt bewusst mit der Dreiheit von Atum (Aton), Schu (Echnaton) und Tefnut (Nofretete). Dennoch blieb Echnaton alleiniger Vermittler seiner Lehre. Dort schaut alles was Augen hat die Sonne, aber nur er, Echnaton, erkennt darin den Gott Aton in seinem Wirken.

Aton offenbart sich durch seine stete Präsenz als Sonnenscheibe und vor allem durch sein ewig beobachtbares Wirken von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang. Im Gegensatz zum Gott der Bibel spricht er nicht. Eine Geschichte zur Schöpfung des Lebens durch Aton ist nicht überliefert. Es gibt keine himmlischen Heerscharen, keine Engel, keine Dämonen, oder sonstige Mittlerwesen, nur den Prophet des neuen Glaubens Echnaton, der als Mittler zwischen den Menschen und Aton auftritt. Der Aton Glaube hat keine ethische Dimension, es sind keine Vorschriften oder Verhaltensregeln bekannt, um ihn zu ehren. Magische Riten oder Zeremonien kennt er nicht. Die Lehre zum Leben nach dem Tod wurde nicht grundlegend verändert. Nur die traditionell Ba genannte beschwingte Seele existierte nach dem Tod des Körpers weiter als Geistwesen in Achet-Aton, dadurch eine himmlische Stadt.

Aton ist ein lebender Gott, im Gegensatz zu den alten Göttern kann er nicht als tote Statue verehrt werden. Daher haben seine Tempel keine Dächer und die Höfe der Tempel sind offen, denn die Strahlen Atons sind allgegenwärtig. Echnaton sah sich als Atons irdischen Verkünder, ohne dabei die Betonung seiner eigenen Göttlichkeit als dessen Sohn zu vernachlässigen. Da Aton allgewaltig und allgegenwärtig war, und um die eigene Macht nicht zu schmälern betonte Echnaton Atons Eigenschaft als Mitregent. Aton war wie Echnaton König über Ägypten.

Um Aton zu huldigen feierte Echnaton die tägliche Wiedergeburt der Sonne und damit auch des Lebens durch königliche Ausfahrten. So fuhr er in Achet-Aton täglich mit seinem Sonnenwagen vom Palast im Norden zum Tempelbezirk im Zentrum der Stadt, umjubelt von seinem Volk. Die Symbolik entsprach der wandernden Sonne, die er als ihr Prophet verkörperte. Diese tägliche Prozession ersetzte die zuvor gekannten Götterfestzüge für die alten Götter. Außerdem war es üblich sich einen Hausaltar mit Statuen von Echnaton und Nofretete einzurichten, um sie als Mittler zwischen sich und Aton anrufen zu können, so dass ihre Wünsche in Erfüllung gingen. Für die, die sich keinen Hausaltar leisten konnten, gab es dafür öffentliche Kapellen, in denen die göttliche Dreiheit von Aton, Echnaton und Nofretete verehrt werden konnte. Echnaton und Nofretete betonen durch den familiären Charakter ihrer bildlichen Darstellungen ein häuslich geprägtes, ethisches Leitbild.

Aton steht nicht über allen Göttern, sondern er ist statt allen Göttern. Nach der radikal-neuen Logik eines nur einzigen Gottes konnten keine anderen Götter mehr verehrt werden. Obwohl die Aton Religion und die alten Götter noch koexistierten, wurden die alten Priester mehr und mehr abberufen, den alten Tempeln die Mittel entzogen, bis sie schließlich ganz geschlossen wurden. In der Folge wurden zwar vereinzelt Götter wie Horus und Ra als Erscheinungsformen Atons umgedeutet, doch grundsätzlich wurden die traditionellen Kulte schließlich verboten und ihre Anhänger brutal verfolgt. Wörter wie „Götter“ durften nicht mehr erwähnt werden. In den späten Regierungsjahren Echnatons kam es zu einem staatlich geförderten, landesweiten Inschriften- und Bildersturm, mit dem Ziel, das Andenken an die alten Götter zu tilgen. Auch sind in dieser Zeit Namensänderungen bei Personen nachweisbar, deren Namen auf die alten Götter verwiesen.

Obwohl im Volk der Druck groß war, sich zu Aton zu bekennen, hielten im Privaten viele an den alten Göttern fest, da die mit ihnen verbundenen Mythen im Volksglauben tief verwurzelt waren.

Atonverfolgung und Damnatio memoriae

Nach dem Tod von Echnaton wurde die alte religiöse Ordnung wiederhergestellt, und die Erinnerung an ihn wurde nahezu vollständig ausgelöscht. Die "Damnatio memoriae" (lat. "Verdammung des Andenkens") ist dafür verantwortlich, dass heute nur relativ wenig über Echnaton und seinen Gott Aton bekannt ist. Diese Verdammung des Andenkens war ein aufwändiger administrativer Prozess, der mit großer Akribie durchgeführt wurde. Sie bedeutete im Wesentlichen, dass alle Spuren von Echnaton und seiner Verehrung des Gottes Aton systematisch entfernt wurden: Evakuierung der von Echnaton gegründeten Stadt Achet-Aton, Zerstörung von Statuen Echnatons, Entfernen von Inschriften über ihn (wo es möglich war), Vernichtung von Abbildungen und Dokumenten, Verbot von Erwähnungen in Chroniken, Echnaton wurde “der, dessen Name nicht genannt werden darf”. Echnatons große Bedeutung wurde erst 1921 mit der Entdeckung vom Grab seines Sohns Tutanchamun klarer, als zahlreiche der dort gefundenen Kunstgegenstände auf Echnaton und seinen Gott Aton verwiesen.

Echnatons Grab

Echnatons Grab selbst wurde 1907 identifiziert (KV55). Angesichts von Echnatons radikalem religiösen Eifer ist es zum einen verwunderlich, dass sein Grab nicht von seinen Nachfolgern geschändet wurde, und zum anderen, dass es nach traditionellem Ritus ausgestattet wurde. So finden sich dort zum Beispiel Uschbetis, also kleine Holzfiguren, die ihm nach seinem Tod, im Jenseits zum Leben erweckt, dienen sollten. Außerdem befand sich dort eine Schale von Pharao Chephren, dem Erbauer einer der drei Pyramiden bei Gizeh und ebenso Erbauer der Sphinx. Chephren war zum Zeitpunkt von Echnatons Tod bereits seit 1000 Jahren verstorben. Weiterhin erwähnenswert sind vier Statuen von Echnatons Ehefrau Nofretete an den vier Ecken seines Steinsarkophags. Nofretete hatte ähnliche Vorrechte am königlichen Hof, wie zuvor Teje, die Mutter Echnatons. Vermutlich war sie seine Mitregentin und wurde direkt nach seinem Tod als Pharaonin Semenchkare seine Nachfolgerin und regierte noch weitere drei Jahre bis auch sie starb. Die vier Statuen an Echnatons Sarkophag betonen ihre herausragende Bedeutung.

Tutanchamun - Echnatons Sohn

Echnatons Sohn war der spätere Pharao Tutanchamun, der ursprünglich als Tutanchaton geboren wurde.

  • Tut-Anch-Aton bedeutet 'Abbild des lebenden Aton'
  • Tut-Anch-Amun hingegen 'Abbild des lebenden Amun'.

Amun war in der ägyptischen Mythologie der Gott der Schöpfung und der Lebenskraft und zum damaligen Zeitpunkt "König der Götter". Tutanchamun wollte durch seine Umbenennung den Respekt vor den alten Göttern und die Wiederherstellung der vorherigen religiösen Ordnung zum Ausdruck bringen. Möglicherweise handelte der junge Pharao dabei auf Druck seiner Berater. Tutanchamun starb mit etwa 20 Jahren aus unbekannten Gründen. Tutanchamun könnte das Opfer einer Hofintrige gewesen sein, doch eine in den 2000ern durchgeführte CT-Untersuchung seiner Mumie hat ergeben, dass er zwar Verwundungen zeigte, aber nicht an diesen gestorben sein kann. Berühmt wurde er vor allem durch sein 1921 entdecktes Grab, das von Grabräubern verschont geblieben war und eine bis dahin unbekannte Fülle von altägyptischen Schätzen zu Tage brachte.

Anchesenamun und das Ende der Dynastie

Tutanchamun war verheiratet mit seiner Schwester Anchesenamun. Als Pharaonenwitwe und Tochter Echnatons hatte ihr neuer Ehemann Anspruch auf den Pharaonenthron. In einer beispiellosen Aktion schrieb sie einen Bittbrief an den Hethiterkönig Šuppiluliuma I. (heutige Türkei). Sie wolle keinen ihrer Untertanen ehelichen, und bat darum ihr einen Hethiter-Prinz zum Gemahl zu schicken. Prinz Zannanza starb auf dieser Reise aus unbekannten Gründen. Anchesenamun heiratete dann den viel älteren ägyptischen Hofbeamten Eje II., der vermutlich bereits ihrem Großvater als Hofbeamter gedient hatte. Nach der Hochzeit wird sie nicht mehr erwähnt. Mit ihr endete eine etwa 200-jährige Familiendynastie auf dem Pharaonenthron.

Die Tempel der Götter standen verlassen von Elephantine bis zu den Sümpfen des Deltas, waren im Begriff auseinanderzufallen, ihre Heiligtümer waren im Begriff, zu verfallen, sie waren Schutthügel geworden, bewachsen mit Disteln. Ihre Kapellen waren, als seien sie nie gewesen, ihre Tempelanlagen waren ein Fußweg. Das Land war von schwerer Krankheit befallen, die Götter hatten diesem Land den Rücken gekehrt. Wenn man Soldaten nach Syrien schickte, um die Grenzen Ägyptens zu erweitern, dann hatten sie keinen Erfolg. Wenn man einen Gott anrief, um ihn um etwas zu bitten, dann kam er nicht. Wenn man eine Göttin anbetete, ebenso, dann kam sie nicht. Ihre Herzen waren schwach geworden in ihren Leibern, denn sie hatten das Geschaffene zerstört.

Tutanchamun Inschrift auf der sogenannten Restaurationsstele aus der Zeit nach Echnatons Tod

Quellen

Norman de Garis Davies, The Rock Tombs of El-Amarna Part VI, Tombs of Parennefer, Tutu and Aÿ, Chapter IV Hymns and Prayers, 1908

Sandro Vannini, Tutanchamun - Die Reise durch die Unterwelt, Taschen (2020)

Jan Assmann, Moses der Ägypter: Entzifferung einer Gedächtnisspur, Fischer (2000)

Besonders empfehlenswert

Toby Wilkinson, Aufstieg und Fall des alten Ägypten, Pantheon (2015)

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