Nico Franz

1981 Cottbus, DE

Cottbus I, 2020

Pixel auf Canvas

Cottbus I, 2020

Bildbeschreibung

Wir sehen Linien auf einer dunkelweißen quadratischen Fläche. Die kräftigen Linien, beinahe schon Streifen, sind vertikal und horizontal um einen gedachten Mittelpunkt – im folgenden Zentrum genannt – angeordnet und erstrecken sich über die gesamte Höhe bzw. Breite, wobei darauf geachtet wird, dass sie nicht zu weit ins Zentrum hineinragen. Über, Unter und Rechts von dem Zentrum kann man sechs Linien zählen. Links vom Zentrum dagegen nur 5. Die Linien sind grundsätzlich Gelb, allerdings nicht nur. So gibt es neben den 7 gelben auch 2 rote und 3 blaue horizontale Linien, also insgesamt 12. An Vertikalen sind es 2 rote und 1 blaue Linie zusammen mit den 8 gelben werden folglich 11 vertikale Linien dargestellt. Die Linien sind von hinten nach vorne entlang der z-Achse in zufälliger Reihenfolge angeordnet.

Bilderläuterung

Referenziert wird hier das Werk „New York I“ (1942) von Piet Mondrian. Einem Künstler mit dem sich der Stuttgarter Kopist Nico Franz zum wiederholten Mal auseinandersetzt. In einem Interview konkret auf den niederländischen Maler als Quell der Inspiration angesprochen, hob er besonders die bestechende Argumentation für die malerische Brillanz des Piet Mondrian hervor. Darüber hinaus fasziniert Nico Franz die von ihm wahrgenommene klare künstlerische Vision, die er in der Vielschichtigkeit der Deutungsebenen Mondrianscher Werke sieht, die aber dennoch selten Raum für Spekulationen geben und in ihrer Uneindeutigkeit meist eindeutig sind.

Als Tribut an Mondrian zum einen, aber sicherlich auch um den städtischen Charakter seines Geburtsortes ins rechte Licht zu rücken entschied sich Nico Franz für den Titel „Cottbus I“.

Dass es ihm augenscheinlich schwer fiel einen Titel für dieses kopistische Meisterwerk auszuwählen und er diesen mehrfach geändert haben muss, ist noch immer deutlich auf der Rückseite des Werkes sichtbar. Hier sind verschiedene weitere, inzwischen verworfene ältere Titel aufgelistet. Zum Teil beinah bis zur Unkenntlichkeit durchgestrichen, sind sie stumme Zeugen eines zunächst aussichtslos erscheinenden Kampfes um einen Titel, der diesem konkreten Bild im Ergebnis dennoch nicht gerecht werden kann. Daher kann auch diesem Werk keine konkretere Bedeutung zugeschrieben werden, als eben diese: Die Suche nach einem passenden Titel. Doch auch nur dann, wenn dem interessierten Betrachter Mondrians Vorschlag „New York I“ nicht genügt.