Nico Franz

1981 Cottbus, DE

Money Never Sleeps, Pal, 2021

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Money Never Sleeps, Pal, 2021

Bildbeschreibung

Ein schwarzes Quadrat. Darauf, mittig zentriert und im 16:9 Format, farbige Streifen in dunklen Pastellfarben. Das Bild lässt sich verändern. Dabei variieren die Farben in einem kleinen Farbspektrum, behalten aber durchweg ihren dunklen Charakter. Auch erscheint zufällig eine immer neue, zerstört wirkende Komposition aus flachen horizontalen Linien.

Wall Street - Gordon Gekko am Strand
Das Originalbild, dass Nico Franz bearbeitet. Eine Szene aus dem Film „Wall Street“, 1987

Einordnung in das Gesamtwerk

Das Kunstwerk stellte bis dato den Höhepunkt des künstlerischen Schaffens von Nico Franz dar.
Es vereint seine technische Fähigkeiten mit einer starken künstlerischen Ausdruckskraft. Es lässt ebenso biografische, wie historische Deutungen zu und grenzt sich durch den offensichtlich kommerziellen Charakter von den allgemeinen Gesetzen des Kunstmarkts ab.

Technik

Nico Franz lädt das Originalbild auf das Interface des Betrachters, hält es vor ihm verborgen, verändert es, legt Parameter für Varianten fest und zeigt eine geglättete, abstrahierte Version des Originals. Zunächst berechnet er dafür den Durchschnittswert der Farben pro Bildzeile des Originalbildes und zeichnet mit diesem Wert die jeweilige Zeile neu. Dadurch erfolgt eine Glättung der vertikalen Formen, der auch die Person im Vordergund zum Opfer fällt. Dabei ist durch die Parametrisierung der Farbwerte, die in jeder Bildvariante leicht verändert werden, keine Version wie die vorherige. Es entsteht eine schier unendliche Vielfalt von Varianten, die dennoch einen gemeinsamen Charakter besitzen, den eines erwartungsvollen neuen Morgens.

Bilderläuterung

Der Bezug zum Kinofilm "Wall Street" (1987)

Nico Franz gab dem Bild den Titel "Money Never Sleeps, Pal" (Geld schläft nie, Kumpel). Wie das Bild selbst bezieht dieser sich auf eine Szene aus dem Film "Wall Street" von 1987. In diesem ruft der Börsentycoon Gordon Gekko seinen Proteger in der Morgendämmerung vom Strand aus an und weckt ihn mit diesen Worten.
Die Lichtstimmung dieser Szene verbunden mit der Figur des Gordon Gekko haben Nico Franz tief beeindruckt und ihn zu diesem Werk inspiriert. Anfang 2021 äußerte er sich wie folgt dazu.

Ein kapitalistisches Drama in drei Akten. Ein Strand am Morgen. Vor einer Flut. Ein Mensch blickt auf das bewegte Meer, Ödnis um ihn herum. Er spricht die magischen Worte. Geld schläft nie, Kumpel. Ein Strand am Morgen. Nach einer Flut. Der Mensch ist fort.

Nico Franz Kopist

Das Wesen des Kapitalismus im kopistischen Verständnis

Nico Franz meint also den kopistischen Prozess: Das Original wird aus einer Emotion heraus selektiert, analysiert, imitiert und schließlich ins Unendliche verfielfältigt.
Die Selektion gibt hier dann auch den Schlüssel zur Bildintention. In der kontemplativen Auseinandersetzung mit dem Dargestellten soll der Betrachter sich des Titels bewusst erinnern. Denn "Money Never Sleeps, Pal", steht in der Tradition einer wesentlichen Erkenntnis des Frühkapitalismus, die bereits Benjamin Franklin in "The Way to Wealth" formuliert hat: "Früh zu Bett und früh heraus, das macht den Reichen, Gesunden und Weisen aus." Zuletzt bezog sich der große Kapitalist, Künstler und Politaktivist Arnold Schwarzenegger auf diese Worte: "Well, then just sleep faster I would recommend" (Six Rules of Success, Rule No. 5).

Der Bezug zum Wall Street Crash von 1987

Mit Blick auf das Jahr 1987, dem Entstehungsjahr des Films und zugleich dem Jahr eines der gewaltigsten Börsencrashs der jüngeren Geschichte, mahnt das Werk vor den Gefahren, die sich aus dem Meer erheben. Doch erzählt es auch eine Geschichte von einem Frieden, der sich aus der Abfolge der Zeiten ergibt, freilich hin und wieder unterbrochen von gelegentlichen Irritationen einer zunächst chaotisch scheinenden Welt.

Weitere Deutungen

Historische Deutungsebene

Nico Franz gab dem eigentlichen Bild, wie so oft, einen schwarzen, quadratischen Hintergrund. Zum einen wirken die dunklen Farben des Bildes dadurch intensiver und der Charakter einer Dämmerung wird stärker betont.
Zum anderen lässt dies das Bild selbst wie ein Fenster wirken. Ein Fenster aus einem ansonsten absolut dunklen Raum, beinah als ob der einzige Zweck dieser Öffnung der bange Blick auf einen Strand wäre. Morgen für Morgen, bis schließlich das Chaos und der Schrecken in diesem Fenster erscheinen.

Auseinandersetzung mit der Zeitgenössischen Kunst

Nico Franz ist, sicherlich typisch für einen führenden Vertreter des Kopismus, nicht der erste, der Bildmotive in horizontale Linien überführt. Bereits Gerhard Richter stellte 2013 im Desdener Albertinum "Streifen und Glas" aus. Die ursprüngliche Grundlage für seine Entwürfe ist nicht so klar umrissen, wie bei Nico Franz. Dass Nico Franz Richters Werk zum Entstehungszeitpunkt von "Money Never Sleeps, Pal" kannte, ist wahrscheinlich.
So ist "Money Never Sleeps, Pal" auch eine Positionierung gegenüber dieser Form der zeitgenössischen Kunst, die der Kopist Nico Franz sicherlich als zu statisch empfunden haben muss.

She turns water into wine

Nico Franz gefragt nach dem Sinn der gelben Farbfläche