Leonardo da Vinci – Felsgrottenmadonna

Proto­evangelium des Jakobus

Das Protoevangelium des Jakobus (auch 'Offenbarung des Jakobus') ist ein frühchristlicher Text (um 150 n. Chr.) der beim Zusammenstellen der Texte für das neue Testament nicht berücksichtigt wurde, da er nicht Jesus, sondern die Jungfrau Maria in den Mittelpunkt stellt. Er weicht in zahlreichen Details von der neutestamentarischen Erzählung ab, so wird zum Beispiel Jesus nicht in einem Stall, sondern in einer Höhle geboren. 

Der Text ist die Grundlage zahlreicher mittelalterlicher Legenden zur Marienverehrung. Außerdem ist Leonardo da Vincis Gemälde 'Felsgrottenmadonna' auf Basis dieses Textes entstanden.

Offenbarung des Jakobus

Friede sei dem, der es geschrieben hat, und dem, der es liest!

Das Leid von Marias Mutter Anna (Kapitel 1-4)

1 Marias Vater Joachim

1 In den Geschichten der zwölf Stämme war Joachim sehr reich. Und er brachte dem Herrn seine Gaben doppelt dar, denn er sagte sich: „Was aus meinem Überschuss kommt, soll für das ganze Volk sein, und was Gott dem Herrn zur Vergebung geboten ist, soll mir zur Versöhnung gereichen.“ 2 Nun war der große Tag des Herrn herangenaht, und die Söhne Israels brachten ihre Gaben dar. Sie aber traten vor ihn, darunter Rubel, der sagte: „Es steht dir nicht zu, als erster deine Gaben darzubringen, weil du keine Nachkommen in Israel hervorgebracht hast.“ 3 Da wurde Joachim sehr traurig, und er ging weg zum Zwölfstämmeregister des Volkes und dachte bei sich: „Ich will das Zwölfstämmeregister Israels einsehen - ob ich der einzige bin, der keine Nachkommen in Israel gezeugt hat.“ Und er forschte nach und fand, daß alle Gerechten Nachkommenschaft in Israel erweckt hatten. Und er rief sich den Patriarchen Abraham in Erinnerung, wie ihm Gott der Herr noch in seinen letzten Tagen einen Sohn, den Isaak, gegeben hatte. 4 Da trauerte Joachim sehr und zeigte sich seiner Frau nicht, sondern begab sich in die Wüste. Dort schlug er sein Zelt auf und fastete 40 Tage und 40 Nächte, denn Joachim sagte bei sich: „Ich werde nicht hinabgehen, weder zum Essen noch zum Trinken, bis der Herr, mein Gott, mich heimgesucht hat: Mein Gebet soll mir Speise und Trank sein.“

2 Marias Mutter Anna

1 Und Anna, seine Frau, stimmte ein zweifaches Klagelied an und erhob ein zweifa­ches Jammern: „Beklagen will ich meine Witwenschaft, beklagen meine Kinderlosigkeit.“ 2 Nun nahte sich der große Tag des Herrn. Da sagte Judith, ihre Magd, zu ihr: „Wie lange noch willst du deine Seele beugen? Siehe, der große Tag des Herrn ist nahe, und du darfst nicht traurig sein. Nimm lieber dieses Kopftuch, das mir die Besitzerin der Werkstatt gegeben hat. Ich darf es nicht tragen, weil ich deine Magd bin und es doch königliche Prägung hat.“ 3 Aber Anna sprach: „Geh weg von mir! So etwas habe ich noch nie getan, und doch hat mich Gott der Herr sehr gedemütigt. - Und wer weiß, ob es dir nicht ein Betrüger gegeben hat, und du bist nun gekommen, um mich an deiner Sünde teilhaben zu lassen.“ Dann antwortete Judith, die Magd: „Was brauche ich dir jetzt noch Böses zu wünschen, da du auf meine Stimme nicht gehört hast? Gott, der Herr, hat deinen Mutterleib verschlossen, um dir eine Leibesfrucht in Israel zu entziehen.“ 4 Darauf wurde Anna sehr traurig, dennoch legte sie ihre Trauerkleider ab, wusch sich das Haupt und zog ihre Brautkleider an. Dann ging sie um die neunte Stunde in ihren Garten hinab, um ein wenig umher zu gehen. Da sah sie einen Lorbeerbaum und setzte sich darunter. Und als sie sich ausgeruht hatte, flehte sie den Herrn an mit den Worten: „Gott meiner Väter, segne mich und erhöre meine Bitte, wie du die Mutter Sarahs gesegnet und ihr Isaak zum Sohn gegeben hast!“

3 Annas Klagelied

1 Und Anna blickte zum Himmel auf, und sie sah ein Sperlingsnest im Lorbeerbaum. Und sogleich erhob Anna ein Klagelied und sagte bei sich:

„Wehe mir, wer hat mich geboren?
Was für ein Mutterleib hat mich hervorgebracht?
Denn zum Fluch bin ich geboren worden
vor ihnen allen und vor den Söhnen Israels.
Ich wurde geschmäht, und man hat mich verspottet
und aus dem Tempel des Herrn, meines Gottes, ausgetrieben.

2 Wehe mir, wem wurde ich gleich?
Ich wurde nicht gleich den Vögeln des Himmels,
denn auch die Vögel des Himmels sind fruchtbar vor dir, Herr.

Wehe mir, wem wurde ich gleich?
Ich wurde nicht gleich den vernunftlosen Wesen,
denn auch die vernunftlosen Wesen sind fruchtbar vor dir, Herr.

Wehe mir, wem wurde ich gleich?
Ich wurde nicht gleich den Tieren der Erde,
denn auch die Tiere der Erde sind fruchtbar vor dir, Herr.

3 Wehe mir, wem wurde ich gleich?
Ich wurde nicht gleich diesen Wassern,
denn auch die Wasser sind fruchtbar vor dir, Herr.

Wehe mir, wem wurde ich gleich?
Ich wurde nicht gleich dieser Erde,
denn auch die Erde bringt zur gegebenen Zeit ihre Früchte hervor und preist dich, Herr.“

4 Die Verkündigung Annas

1 Und siehe, ein Engel des Herrn trat herzu und sagte: „Anna, Anna, Gott der Herr hat deine Bitte erhört. Du wirst empfangen und gebären, und von deinem Kind wird man auf dem ganzen Erdkreis reden.“ Da sprach Anna: „So wahr Gott der Herr lebt: Sollte ich gebären, sei es ein Junge oder ein Mädchen, werde ich es Gott meinem Herrn als Gabe darbringen, und es soll ihm alle Tage seines Lebens Dienste verrichten.“ 2 Und siehe, da kamen zwei Boten, die ihr sagten: „Siehe, Joachim, dein Mann, kommt mit seinen Herden.“ Ein Engel des Herrn war nämlich zu Joachim herabgestiegen und hatte ihm gesagt: „Joachim, Joachim, Gott, der Herr hat deine Bitte erhört. Steig hinab von hier. Siehe, deine Frau Anna hat in ihrem Leib empfangen.“ 3 Und sogleich stieg Joachim hinab und rief seine Hirten und sagte ihnen: „Bringt mir zehn Lämmer ohne Fehl und Makel herbei, denn die zehn Lämmer sollen für Gott, den Herrn, sein. Und bringt mir zwölf zarte Kälber, denn die zwölf Kälber sollen für die Priester und den Ältestenrat sein. Und bringt mir hundert junge Ziegenböcke, denn die hundert Böcke sollen für das ganze Volk sein.“ 4 Und siehe, da kam Joachim mit seinen Herden heran. Und Anna stand am Tor und sah Joachim kommen mit seinen Herden. Als Anna ihn sah, lief sie sogleich herbei, fiel ihm um den Hals und sprach: „Nun habe ich erkannt, daß mich Gott der Herr sehr gesegnet hat. Denn siehe, die Witwe ist keine Witwe mehr, und ich, die Kinderlose, siehe, ich habe in meinem Leib empfangen!“ Und Joachim ruhte am ersten Tag in seinem Hause aus.

Geburt und Kindheit Marias (Kapitel 5-7)

5 Die Geburt Marias

1 Am nächsten Tag aber brachte er seine Gaben dar, während er bei sich dachte: „Wenn Gott der Herr mir gnädig ist, möge sich mir das Stirnband des Priesters offenbaren!“ Somit brachte Joachim seine Gaben dar und achtete auf das Stirnband des Priesters, bis dieser zum Altar des Herrn hinaufgestiegen war, er wußte aber um keine Sünde bei sich. Da sprach Joachim: „Nun habe ich erkannt, daß mir Gott der Herr gnädig ist und mir alle meine Sünden vergeben hat.“ Und er stieg vom Tempel des Herrn gerechtfertigt hinab und kam nach Hause. 2 Und es erfüllten sich ihre Monate - etwa sechs. Und im siebten Monat gebar Anna, und sie fragte die Hebamme: „Was habe ich geboren?“ Da antwortete die Hebamme: „Ein Mädchen.“ Aber Anna sprach: „Erhoben ist meine Seele an diesem Tag.“ Und sie legte es nieder. Als aber die Tage erfüllt waren, reinigte sich Anna von ihrem Wochenbett und gab dem Kind die Brust, und sie gab ihm den Namen Maria.

6 Die Reinheit der Maria

1 Das Mädchen wurde nun von Tag zu Tag kräftiger. Als es sechs Monate alt war, stellte es seine Mutter auf den Boden zur Probe, ob es schon stehen könne. Da machte es sieben Schritte und gelangte dann an den Schoß seiner Mutter. Seine Mutter hob sie aber auf und sagte: „So wahr der Herr mein Gott lebt: Du sollst nicht auf diesem Erdboden laufen, bis ich dich in den Tempel des Herrn übergeben werde.“ Und sie bereitete einen heiligen Raum in ihrem Schlafgemach, und weder Profanes noch Unreines ließ sie zu ihm gelangen. Und sie rief die keuschen Töchter der Hebräer, damit sie es unterhielten. 2 Als aber der erste Geburtstag des Kindes kam, veranstaltete Joachim ein großes Festmahl und lud dazu die Oberpriester, die Priester, die Schriftgelehrten, den Ältestenrat und das ganze Volk Israel ein. Da brachte Joachim das Mädchen vor die Priester, und sie segneten es mit den Worten: „Gott unserer Väter, segne dieses Kind und gib ihm einen berühmten, ewigen Namen unter allen Generationen!“ Darauf sprach das ganze Volk: „So sei es, Amen!“ Man brachte es dann vor die Oberpriester, und diese segneten es mit den Worten: „Gott der Himmels­ höhen, blicke herab auf dieses Mädchen und segne es mit dem höchsten Segen, den nichts übertrifft!“ 3 Nun brachte es seine Mutter hinauf in den heiligen Raum des Schlafgemachs und gab dem Mädchen die Brust. Und Anna stimmte Gott dem Herrn dieses Loblied an:

„Ein heiliges Lied will ich singen dem Herrn, meinem Gott,
denn er hat mich heimgesucht
und nahm von mir hinweg den Spott meiner Feinde.
Auch hat mir der Herr, mein Gott, die Frucht seiner Gerechtigkeit gegeben: eine einzigartige, überreiche Frucht vor ihm!
Wer meldet’s den Söhnen Rubels, daß Anna stillt? Höret, höret, ihr zwölf Stämme Israels: Anna stillt!“

Und sie brachte es zur Ruhe in dem Schlafgemach mit dem heiligen Raum, dann ging sie hinaus und diente den Festgästen. Nachdem das Festmahl beendet war, gingen sie hinab voller Freude und lobten den Gott Israels.

7 Die Vorstellung der Maria im Tempel

1 Für das Mädchen verstrichen die Monate. Als das Kind nun zwei Jahre alt wurde, sprach Joachim: „Wir wollen es in den Tempel des Herrn hinaufbringen, damit wir das Versprechen erfüllen, das wir gegeben haben - nicht dass der Herr zu uns eine Strafe sende und unsere Gabe unwillkommen werde!“ Aber Anna sprach: „Warten wir das dritte Jahr ab, damit es nicht nach Vater oder Mutter verlange.“ Da sagte Joachim: „Also warten wir.“ 2 Das Mädchen wurde nun drei Jahre alt, und Joachim sprach: „Rufen wir die keuschen Töchter der Hebräer, und sie sollen jeweils eine Fackel nehmen, und diese sol­len brennend sein, damit sich das Kind nicht zurückwende und sein Herz vom Tempel des Herrn weggelockt werde!“ Und so verfuhren sie, bis sie in den Tempel des Herrn hin­ aufkamen. Da nahm es der Priester des Herrn in Empfang, und nachdem er es geküsst hatte, segnete er es und sprach: „Gott, der Herr, hat deinen Namen groß gemacht unter allen Generationen. An dir wird der Herr am Ende der Tage die Erlösung den Söhnen Israels offenbaren.“ 3 Da setzte er es auf die dritte Stufe des Altars, und Gott, der Herr, legte Anmut auf es herab, und es tanzte auf seinen Füßen umher: Und das ganze Haus Israel gewann es lieb.

Maria und Joseph (Kapitel 8-10)

8 Marias Frauwerdung

1 Und ihre Eltern gingen hinab, sie waren verwundert und lobten und priesen Gott, den Herrn, darum daß sich das Mädchen nicht zu ihnen zurückgewandt hatte. Und Maria wurde im Tempel des Herrn wie eine Taube gehegt und nahm Speise aus der Hand eines Engels. 2 Als sie aber zwölf Jahre alt war, fand eine Beratung der Priester statt, die überlegten: „Siehe, Maria ist im Tempel des Herrn zwölf Jahre alt geworden. Was sollen wir jetzt mit ihr machen, damit sie das Heiligtum Gottes unseres Herrn nicht beflecke?“ Da sagten die Priester zu dem Hohenpriester: „Du stehst am Altar des Herrn. Geh hinein und bete ihretwegen! Was auch immer dir Gott der Herr offenbart, das wollen wir tun.“ 3 Der Priester nahm das Gewand mit den zwölf Glöckchen und ging hinein in das Allerheiligste, und er betete ihretwegen. Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihm und sprach: „Zacharias, Zacharias, geh hinaus und versammle die Witwer des Volkes. Sie sollen jeder einen Stab mitbringen, und wem auch immer Gott der Herr ein Zeichen anzeigt, dessen Frau soll sie werden.“ Es zogen also die Herolde hinaus in die ganze Gegend um Judäa, und die Posaune des Herrn erscholl, und siehe, alle liefen herzu.

9 Maria und Joseph

1 Joseph aber warf die Axt weg und ging auch seinerseits hinaus zu ihrer Versammlung. Als sie dann versammelt waren, nahmen sie ihre Stäbe mit und gingen zum Priester. Der Priester ließ sich von ihnen die Stäbe geben und ging in den Tempel hinein und betete. Nachdem er aber das Gebet beendet hatte, nahm er die Stäbe, ging hinaus und gab sie ihnen wieder: Kein Zeichen war aber an ihnen. Den letzten Stab aber nahm Joseph. Und siehe, eine Taube kam aus dem Stab hervor und ließ sich auf Josephs Kopf nieder. Da sprach der Priester: „Joseph, Joseph, du bist durch das Los bestimmt worden, die Jungfrau des Herrn in deine Obhut zu nehmen.“ 2 Joseph aber widersprach und sagte: „Ich habe schon Söhne und bin alt, sie aber ist ein junges Mädchen - dass ich nur nicht zum Ge­spött für die Söhne Israels werde!“ Der Hohepriester aber erwiderte: „Joseph, fürchte den Herrn, deinen Gott, und bedenke alles, was Gott Dathan, Abiram und Korach gemacht hat, wie die Erde gespalten wurde und alle verschlungen wurden wegen ihrer Auflehnung. Fürchte dich, Joseph, damit dieses nicht auch in deinem Haus geschehe!“ 3 Und Joseph fürchtete sich und nahm sie in seine Obhut und sagte ihr: „Maria, ich habe dich aus dem Tempel des Herrn empfangen. Und jetzt lasse ich dich in meinem Haus. Denn ich gehe fort, um die Bauwerke zu errichten, und dann werde ich wieder zu dir kommen. Der Herr wird dich bewahren.“

10 Maria webt für den Tempel

1 Es fand aber eine Beratung der Priester statt, die meinten: „Wir wollen einen Vor­hang für den Tempel des Herrn machen lassen.“ Und der Hohepriester sprach: „Ruft mir die keuschen Jungfrauen vom Stamme Davids!“ Da zogen die Diener fort und suchten, und sie fanden sieben Jungfrauen. Aber der Hohepriester erinnerte sich an das Mädchen Maria, daß sie vom Stamme Davids und rein vor Gott war. Dann gingen die Diener fort und holten die Mädchen. 2 Und man führte sie hinein in den Tempel des Herrn. Da sprach der Hohepriester: „Lost mir hier aus, wer das Gold, das Amiant, das Leinen, die Seide, das Hyazinthblau, das Scharlachrot und den echten Purpur verweben soll.“ Und auf Maria fiel das Los ,echter Purpur und Scharlach’. Und sie nahm es und ging in ihr Haus. Und zu jener Zeit wurde Zacharias stumm, und Samuel trat an seine Stelle, bis Zacharias wieder reden konnte. Und Maria nahm den Scharlach und begann zu spinnen.

Das Wunder der unbefleckten Empfängnis (Kapitel 11-16)

11 Die Verkündigung Mariens

1 Und sie nahm den Krug und ging hinaus, um Wasser zu schöpfen. Und siehe, eine Stimme sprach zu ihr: „Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Gesegnet bist du unter den Frauen.“ Aber Maria blickte sich wiederholt nach rechts und nach links um, woher diese Stimme komme. Zitternd ging sie dann hinein in ihr Haus, und sie stellte den Krug ab, nahm wieder den Purpur, setzte sich auf den Stuhl und spann den Purpur. 2 Und siehe, ein Engel stand vor ihr und sagte: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden vor dem Herrscher aller. Du wirst aus seinem Wort empfangen.“ Als Maria dies hörte, zweifelte sie bei sich, denn sie sagte sich: „Ich sollte von dem Herrn, dem lebendigen Gott, empfangen und dann gebären wie jede Frau gebiert?“ 3 Und, siehe, ein Engel trat herzu und sprach: „Nicht so, Maria. Die Kraft Gottes nämlich wird dich überschatten: darum wird auch das geborene Kind heilig“ und ,Sohn des Höchsten’ genannt werden. Und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von ihren Sünden erretten.“ Da antwortete Maria: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn vor ihm: Mir geschehe nach deinem Wort.“

12 Die Schwangerschaft Marias

1 Und sie verarbeitete den Purpur und den Scharlach und gab es dem Priester ab. Der Priester nahm es und segnete sie mit den Worten: „Maria, Gott der Herr hat deinen Namen groß gemacht, und du wirst unter allen Geschlechtern der Erde gesegnet sein.“ 2 Da ergriff Maria Freude, und sie ging hin zu Elisabeth, ihrer Verwandten, und klopfte an die Tür. Als Elisabeth das hörte, ließ sie den Scharlach fallen, lief zur Tür, öffnete ihr und segnete sie mit den Worten: „Woher geschieht mir dieses, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, das Kind in mir hüpfte und segnete dich.“ Maria aber dachte nicht an die Geheimnisse, die der Engel Gabriel zu ihr gesagt hatte. Vielmehr blickte sie zum Himmel und sagte: „Wer bin ich denn, daß alle Frauen der Erde mich selig preisen?“ 3 Sie blieb drei Monate bei Elisabeth. Aber Tag für Tag nahm ihr Leib zu. Da bekam Maria Angst und ging fort in ihr Haus und verbarg sich vor den Söhnen Israels. Nun war sie sechzehn Jahre alt, als ihr diese geheimnis­vollen Dinge geschahen.

13 Die Zweifel Josephs

1 Nun erfüllte sich für sie der sechste Monat, und siehe, Joseph kam von seinen Bauten und ging ins Haus und fand sie schwanger. Da schlug er sich ins Gesicht, warf sich nieder auf den Sack und weinte bitterlich und sagte: „Mit welchem Gesicht soll ich Gott den Herrn anblicken? Was soll ich ihretwegen bitten? Denn als Jungfrau habe ich sie aus dem Tempel des Herrn empfangen, und ich habe sie nicht behütet. Wer hat mich hintergangen? Wer hat diese Übeltat in meinem Haus verübt? Wer hat mir die Jungfrau geraubt und sie befleckt? Sollte sich an mir die Geschichte Adams wiederholt haben? Wie nämlich Adam in der Stunde seines Lobgebetes abwesend war, da kam die Schlange und fand Eva allein und betrog und befleckte sie, so ist es auch mir widerfahren.“ 2 Und Joseph stand auf von seinem Sack, rief sie und sagte ihr: „Du von Gott Umsorgte, warum hast du das getan? Hast du den Herrn, deinen Gott, vergessen? Warum hast du deine Seele erniedrigt, du, die du doch im Allerheiligsten erzogen wurdest und Nahrung aus der Hand eines Engels empfingst?“ 3 Aber sie weinte bitterlich und sprach so: „Rein bin ich aber, und ich habe keinen Mann gehabt!“ Da erwiderte Joseph ihr: „Woher kommt dann das Kind in deinem Bauch?“ Und sie sagte ihm: „So wahr der Herr, mein Gott, lebt, ich weiß nicht, woher das Kind in mir kommt!“

14 Der Traum des Joseph

1 Da fürchtete sich Joseph sehr und entfernte sich von ihr, während er überlegte, was er mit ihr tun solle. Denn Joseph sagte bei sich: „Wenn ich ihre Sünde verberge, so werde ich als einer erfunden, der gegen das Gesetz des Herrn kämpft. Wenn ich sie aber vor den Söhnen Israels bloßstelle, so fürchte ich, daß das Kind in ihr von Engeln stammen könnte, und ich werde als einer erfunden, der unschuldiges Blut dem Todes­gericht ausliefert. Was soll ich nun mit ihr machen? Ich werde sie heimlich von mir entlassen.“ Und die Nacht übermannte ihn. 2 Und siehe, ein Engel des Herrn erscheint ihm im Traum und sagt: „Fürchte dich nicht wegen des Mädchens! Denn das Kind, das in ihr ist, kommt vom heiligen Geist. Sie wird dir einen Sohn gebären, dem du den Namen ‚Jesus‘ geben sollst. Denn er wird sein Volk von ihren Sünden retten.“ Da stand Joseph vom Schlafe auf und lobte den Gott Israels, der ihm diese Gnade erwiesen hatte. Und er behielt das Mädchen in seiner Obhut.

15 Die Anklage der Priester

1 Es besuchte ihn aber Hannas, der Schriftgelehrte, und sagte zu ihm: „Joseph, warum bist du nicht in unserer Versammlung erschienen?“ Und er antwortete ihm: „Weil ich müde von der Reise war und mich den ersten Tag ausgeruht habe.“ Da wendete sich Hannas um und sah, daß Maria schwanger war. 2 Und er lief eilends davon zum hohen Priester und berichtete ihm: „Siehe! Joseph, für den du Zeugnis ablegst, hat das Gesetz schwer übertreten.“ Und der Hohepriester sagte: „Worum geht es?“ Und er sagte: „Die Jungfrau, die Joseph aus dem Tempel des Herrn empfangen hat, hat er befleckt, und er hat ihr Beilager gestohlen und hat es den Söhnen Israels nicht kundgetan.“ Und der Priester sagte ihm: „Joseph hat das getan?“ Und er antwortete: „Schicke Diener aus, und du wirst die Jungfrau schwanger finden!“ Und die Diener gingen fort und fanden sie, wie er gesagt hatte, und führten sie zum Tempel, und sie trat vor das Gericht. 3 Da sprach der Hohepriester zu ihr: „Maria, warum hast du das getan? Warum hast du deine Seele erniedrigt? Hast du den Herrn, deinen Gott, vergessen, du, die im Allerheiligsten erzogen wurde und Nahrung aus der Hand von Engeln empfing? Du, die ihre Lobgesänge hörte und vor ihnen tanzte, warum hast du das getan?“ Aber sie weinte bitterlich und sprach: „So wahr Gott der Herr lebt, rein bin ich vor ihm, und einen Mann erkenne ich nicht!“ 4 Da sprach der Hohepriester: „Joseph, warum hast du das getan?“ Aber Joseph sagte: „So wahr der Herr, mein Gott, lebt und sein Christus, der Zeuge seiner Wahrheit lebt, ich bin rein von ihr.“ Und der Hohepriester sagte: „Lege kein falsches Zeugnis ab, sondern sage die Wahrheit! Du hast ihr Beilager gestohlen und hast es den Söhnen Israels nicht kundgetan. Du hast dein Haupt nicht unter die starke Hand Gottes gebeugt, damit deine Nachkomenschaft gesegnet würde.“ Und Joseph schwieg.

16 Die Prüfung Marias und Josephs

1 Und der Hohepriester sprach: „Gib die Jungfrau zurück, die du aus dem Tempel des Herrn empfangen hast!“ Tränenüberströmt stand Joseph da. Nun sagte der Hohepriester: „Ich werde euch das Prüfungswasser des Herrn zu trinken geben, und es wird eure Sünde vor euren Augen offenbar machen.“ 2 Und der Hohepriester nahm es und gab es Joseph zu trinken und schickte ihn in die Wüste. Aber er kam unversehrt zurück. Und er gab auch dem Mädchen zu trinken und schickte sie in die Wüste, aber sie kam unversehrt zurück. Da staunte das Volk, daß keine Sünde an ihnen offenbar geworden war. 3 Dann sprach der Hohepriester: „Wenn Gott, der Herr, eure Sünde nicht offenbar gemacht hat, so richte ich euch auch nicht.“ Und er entließ sie. Und Joseph nahm Maria zu sich und ging fort in sein Haus, voll Freude und den Gott Israels preisend.

Die jungfräuliche Geburt (Kapitel 17-20)

17 Die Wehen der Maria

1 Es ging aber ein Befehl vom König Augustus aus, daß alle Einwohner von Bethlehem in Judäa sich aufschreiben lassen. Da sagte Joseph: „Ich werde meine Söhne registrieren lassen. Aber was soll ich mit dem Mädchen tun? Wie soll ich sie registrieren lassen? Als meine Frau? Ich schäme mich. Oder als Tochter? Es wissen aber die Söhne Israels, dass sie nicht meine Tochter ist. Der Tag des Herrn selbst wird es tun, wie er will.“ 2 Und er sattelte den Esel und setzte sie darauf, und sein Sohn zog ihn, und Samuel folgte ihm. Und sie näherten sich auf drei Meilen. Da wandte sich Joseph um und sah sie finster und sagte sich: „Vielleicht bedrängt sie das Kind in ihr?“ Wiederum wandte sich Joseph um und sah sie lachen, da sagte er zu ihr: „Maria, was ist mit dir, dass ich dein Gesicht bald lachend und bald finster sehe?“ Und sie sagte ihm: „Joseph, es ist, dass ich zwei Völker mit meinen Augen sehe: Das eine weinend und wehklagend, das andere fröhlich und jubelnd.“ 3 Und als sie die Hälfte des Wegs zurückgelegt hatten, sprach Maria zu ihm: „Joseph, hebe mich vom Esel herunter, denn das Kind in mir bedrängt mich und will herauskommen.“ Und er hob sie dort herunter und sagte zu ihr: „Wo soll ich dich hin­ bringen und dich in deiner misslichen Lage beschützen? Denn dieser Ort ist wüst.“

18 Die Vision des Joseph

1 Und er fand dort eine Höhle und führte sie hinein und ließ seine Söhne bei ihr stehen. Dann ging er hinaus, um eine hebräische Hebamme in der Gegend Bethlehems zu suchen. 2 Ich aber, Joseph, ging umher - und ging doch nicht umher. Da blickte ich zum Himmelsgewölbe - und sah es stillstehen, ich blickte auch in die Luft hinauf und sah sie erstarrt und die Vögel des Himmels unbeweglich bleiben. Da blickte ich auf die Erde und sah eine Schüssel stehen und Arbeiter darum gelagert, ihre Hände waren in der Schüssel. Aber die, die kauten, kauten nicht. Und die, die aus der Schüssel schöpften, hoben nichts. Und die, die dabei waren, den Bissen zum Mund zu führen, führten doch nichts zum Munde, sondern die Gesichter von allen waren nach oben gerichtet. 3 Und ich sah Schafe, die getrieben wurden - doch die Schafe blieben stehen, und der Hirte erhob seine Hand, um sie zu schlagen - aber seine Hand blieb oben stehen. Ich blickte auch den Lauf des Flusses, und ich sah Ziegenböcke, wie sie ihre Mäuler auf das Wasser hielten, aber nicht tranken. Dann ging alles auf einmal weiter seinen Gang.

19 Die Geburt der Maria

1 Und ich sah eine Frau vom Gebirge­ herabsteigen, und sie sagte zu mir: „Mann, wohin gehst du?“. Und ich sprach: „Ich suche eine he­bräische Hebamme.“ Und sie antwortete mir: „Bist du aus Israel?“ Und ich sagte ihr: „Ja.“ Da sagte sie mir: „Und wer ist die, die in der Höhle gebiert?“ Da sagte ich: „Meine Verlobte.“ Und sie sagte mir: „Ist sie nicht deine Frau?“ Und ich sagte ihr: „Maria ist es, die im Tempel des Herrn aufgezogen wurde. Ich erhielt sie durch Los zur Frau, aber sie ist nicht meine Frau, sondern das Kind hat sie vom Heiligen Geist empfangen.“ Und die Hebamme sagte: „Ist das wahr?“ Da sagte ihr Joseph: „Komm und sieh!“ Und sie ging mit ihm. 2 Und sie traten an den Ort der Höhle. Und eine finstere Wolke über­schattete die Höhle. Da sprach die Hebamme: „Erhoben ist heute meine Seele, denn meine Augen haben Unglaubliches gesehen: Denn Israel ist die Erlösung geboren.“ Und sogleich verzog sich die Wolke von der Höhle, und es erschien ein großes Licht in der Höhle, so dass es die Augen nicht ertragen konnten. Und ein wenig später zog sich jenes Licht zurück, bis ein Neugeborenes erschien: Es kam und nahm die Brust von seiner Mutter Maria. Da schrie die Hebamme aus: „Welch großer Tag ist das heute für mich, daß ich dieses außergewöhnliche Schauspiel gesehen habe!“ 3 Und die Hebamme trat aus der Höhle heraus, und es begegnete ihr Salome, da sagte sie zu ihr: „Salome, Salome, ein außergewöhnliches Schauspiel habe ich zu erzählen! Eine Jungfrau hat entbunden, was doch ihre Natur nicht zulässt!“ Und Salome antwortete: „So wahr der Herr, mein Gott lebt, wenn ich nicht meinen Finger hineinlege und ihren Zustand untersuche, werde ich nicht glauben, daß eine Jungfrau geboren hat.“

20 Prüfung der Jungfräulichkeit Marias

1 Und die Hebamme ging hinein und sie sagte: „Maria, lege dich bereit, denn ein nicht geringer Streit besteht um dich.“ Und als Maria dieses hörte, legte sie sich bereit. Nun steckte Salome den eigenen Finger in ihr Geschlecht. Da schrie Salome auf und sagte: „Wehe über meinen Frevel und meinen Unglauben, denn ich habe den lebendigen Gott versucht. Und, siehe, meine Hand fällt verbrannt durch Feuer von mir ab!“ 2 Und die Knie beugte Salome vor dem Herrn und sprach: „Gott meiner Väter, gedenke meiner, daß ich Nachkomme Abra­hams und Isaaks und Jakobs bin. Stelle mich nicht als Beispiel zur Abschreckung vor den Söhnen Israels hin, sondern gib mich den Armen wieder! Denn du weißt, Herr, dass ich in deinem Namen meinen Dienst erbrachte und meinen Lohn von dir empfing.“ 3 Und siehe, da stand ein Engel des Herrn vor ihr und sagte: „Salome, Salome, der Allherrscher hat dein Gebet erhört. Streck deine Hand aus zu dem Kind und nimm es auf den Arm, und dir wird Heilung und Freude zuteil werden!“ 4 Voll Freude trat Salome zu dem kleinen Kind, nahm es auf den Arm und sprach: „Huldigen will ich ihm, denn dieser ist als König für Israel geboren worden.“ Und sogleich wurde Salome geheilt, und sie ging aus der Höhle gerechtfertigt hinaus. Und siehe, eine Stimme erging: „Salome, Salome, verkündige nicht, was du Unglaubliches gesehen hast, bis das Kind nach Jerusalem gekommen ist!“

Die Verfolgung durch Herodes (Kapitel 21-24)

21 Anbetung der Magier

1 Und siehe, Joseph bereitete den Aufbruch nach Judäa, aber eine große Aufregung entstand in Bethlehem Judäas. Es waren nämlich Magier gekommen, die sagten: „Wo ist der König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ 2 Aber als Herodes das hörte, erschrak er und sandte Diener aus zu den Magiern: Dann ließ er auch die Hohepriester kommen und befragte sie im Prätorium mit diesen Worten: „Wie steht über den Messias geschrieben? Wo soll er geboren werden?“ Sie antworteten ihm: „In Bethlehem Judäas: So nämlich steht es geschrieben.“ Und er entließ sie. Dann be­fragte er die Magier und sagte zu ihnen: „Was habt ihr für ein Zeichen betreffs des neugeborenen Königs gesehen?“ Und die Magier antworteten: „Wir haben gesehen, wie ein außerordentlich großer Stern unter diesen von Judäa Sternen aufstrahlte und sie sogar verdunkelte, so dass die anderen Sterne kaum mehr schienen. Und so haben wir erkannt, daß ein König für Israel geboren wurde, darum sind wir gekom­men, um ihm zu huldigen.“ Da sagte Herodes zu ihnen: „Geht hin und sucht! Und wenn ihr ihn gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe, ihm zu huldigen.“ 3 Und die Magier gingen fort. Und siehe, der Stern, den sie im Osten ge­sehen hatten, zog vor ihnen her, bis sie zur Höhle kamen, da blieb er zu Häupten des Kindes stehen. Und als die Magier es mit seiner Mutter Maria sahen, nahmen sie ihre Geschenke aus ihren Taschen: Gold und Weihrauch und Myrrhe. 4 Und da ihnen von dem Engel Weisung erteilt worden war, nicht nach Judäa zu gehen, kehrten sie über einen anderen Weg in ihre Heimat zurück.

22 Der Kindermord von Bethlehem

1 Als Herodes dann erkannte, daß er von den Magiern hintergangen worden war, wurde er zornig und sandte seine Mörder aus mit dem Befehl, alle Säuglinge von zwei Jahren und darunter umzubringen. 2 Als Maria aber hörte, dass die Säuglinge getötet wurden, nahm sie das Kind voller Angst, wickelte es in Windeln und legte es in eine Ochsenkrippe. 3 Als auch Elisabeth hörte, daß man nach Johannes suchte, nahm sie ihn und ging hinauf ins Gebirge. Und sie blickte umher, wo sie ihn verbergen könne, aber es gab dort kein Versteck. Da seufzte Elisabeth und sprach: „Berg Gottes, nimm mich, die Mutter, mit dem Kind auf!“ Elisabeth konnte nämlich vor Angst nicht weiter hinauf­ steigen. Und sogleich spaltete sich der Berg und nahm sie auf. Und jener Berg ließ für sie ein Licht durchscheinen, ein Engel des Herrn war nämlich mit ihnen, der sie beschützte.

23 Der Widerstand des Zacharias

1 Herodes aber war noch auf der Suche nach Johannes, darum sandte er Diener zum Altar zu Zacharias und ließ ihm sagen: „Wo hast du deinen Sohn versteckt?“ Er aber antwortete ihnen mit den Worten: „Ich bin Diener Gottes und halte mich ständig in seinem Tempel auf. Was weiß ich, wo mein Sohn ist?“ 2 Die Diener des Herodes gingen weg und berichteten ihm dies alles. Da geriet Herodes in Zorn und sagte dieses: „Sein Sohn soll wohl König von Israel werden?“ Und er sandte ihm wiederum die Diener, ihm zu sagen: „Sag mir die Wahrheit: Wo ist dein Sohn? Weißt du, daß dein Blut in meiner Hand ist?“ Die Diener gingen also fort und übermittelten ihm das. 3 Aber Zacharias antwortete ihnen: „Ich bin Blutzeuge Gottes. Nimm mein Blut! Meinen Geist aber wird der Herr aufnehmen, denn du vergießt unschuldiges Blut im Vorraum des Tempels des Herrn.“ Und um die Morgendämmerung wurde Zacharias ermordet, aber die Söhne Israels wussten nicht, dass er ermordet worden war.

24 Die Entdeckung des Mordes, aber das Fehlen der Leiche

1 Aber zur Stunde der Begrüßung machten sich die Priester auf, doch der Segen des Zacharias kam ihnen nicht wie gewöhnlich entgegen. Und die Priester standen und warte­ten auf Zacharias, um ihn mit Gebet zu begrüßen und Gott, den Allerhöchsten, zu preisen. 2 Da er sich aber verspätete, wurden sie alle von Angst ergriffen. Dann wagte einer von ihnen, in das Heiligtum hineinzugehen, und sah am Altar des Herrn geronnenes Blut, und eine Stimme sprach: „Zacharias ist ermordet worden, und sein Blut soll nicht fort­ gewischt werden, bis der Rächer kommt.“ Als er diese Worte hörte, fürchtete er sich, ging hinaus und meldete den Priestern, was er gesehen und gehört hatte. 3 Auch sie fassten Mut und gingen hinein und sahen, was geschehen war. Und die Täfelung der Tempeldecke ächzte, und sie selbst zerrissen sich ihre Kleider von oben bis unten. Aber seinen Leichnam fanden sie nicht, wohl aber fanden sie sein Blut, zu Stein geworden. Da fürchteten sie sich und gingen hinaus und meldeten, daß Zacharias ermordet wurde. Das hörten alle Stämme des Volkes, und sie trauerten um ihn und klagten drei Tage und drei Nächte. 4 Nach den drei Tagen aber hielten die Priester Rat, wen sie an die Stelle des Zacharias setzen sollten. Und das Los fiel auf Simeon: Dieser war es nämlich, dem vom Heiligen Geist geweissagt worden war, er werde den Tod nicht sehen, bis er den Christus im Fleisch sähe.

Epilog (Kapitel 25)

1 Ich aber, Jakobus, der ich diese Geschichte in Jerusalem aufgeschrieben habe, begab mich, als sich Unruhen beim Tode des Herodes ergaben, in die Wüste, bis sich der Aufstand in Jerusalem gelegt hatte. Ich will den Herrn preisen, weil er mir die Weisheit gegeben hat, diese Geschichte zu schreiben. 2 Die Gnade sei mit allen, die den Herrn fürchten! Amen.

Nobody is perfect - das gilt auch für nicofranz.art!

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