
Mona Lisa
Die Mona Lisa ist ein Gemälde von Leonardo da Vinci, das er um 1503 begann und an dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1519 gearbeitet hat. Es zeigt eine mysteriös lächelnde Frau, die als Mona Lisa bekannt ist. Die Identität der Mona Lisa ist ungeklärt, doch geht die Mehrheit der Forscher davon aus, dass es sich um Lisa del Giocondo handelt. Die Mona Lisa gilt als das bekannteste und berühmteste Kunstwerk der Welt und wird oft als Inbegriff der Renaissance-Kunst betrachtet. Das Porträt wird in Italien La Gioconda genannt (‚die Heitere‘) und in Frankreich La Joconde (vom italienischen 'Gioconda'). Das Gemälde befindet sich heute im Pariser Louvre.
Steckbrief
Gemälde | |
Maler | Leonardo da Vinci |
Entstehungsjahr | 1503-1519 |
Epoche | Renaissance |
Genre | Porträtmalerei |
Technik | Öl auf Pappelholz (Sfumato Technik) |
Maße | 53 × 77cm |
Ausstellungsort | Louvre Museum, Paris (Saal 711/ Salle des Ètats) |
Eigentümer | französischer Staat |
Wert | über 1 Milliarde Dollar (geschätzt), gilt als wertvollstes Gemälde der Welt, ist jedoch unverkäuflich |
Lisa del Giocondo | |
Geburtsname | Lisa di Noldo Gherardini |
Geboren | 15.6.1479 |
Sternzeichen | Zwilling |
Nationalität | Italienerin (Republik Florenz) |
Sozialer Status | Adelig |
Wohnort | Florenz |
Eltern | Antonmaria Gherardini (Grundbesitzer) und Lucrezia del Caccia |
Geschwister | 3 Brüder, 3 Schwestern |
Ehemann | Francesco del Giocondo (vermögender Tuchhändler) |
Nachkommen | 5 Kinder |
Verstorben | 15.7.1542, im Alter von 63 Jahren |
Sterbeort | Kloster der Heiligen Ursula, Florenz |
Warum ist die Mona Lisa so berühmt?
Die Mona Lisa bildet den Abschluss einer dreiteiligen Porträtserie Leonardos und demonstriert seine Maltechnik in Vollendung. Viele Menschen sind von der Schönheit und Anmut der Mona Lisa fasziniert und betrachten sie als ein Meisterwerk der Kunst. Das überaus lebendig erscheinende Gemälde ist berühmt für die subtilen Emotionen, die es vermittelt und zeigt zahlreiche Verweise auf Leonardos Gedankenwelt, geometrische Symbolik, Doppelbilder und ist darüber hinaus handwerklich exzellent gemalt. Mona Lisas berühmtes Lächeln scheint etwas Geheimnisvolles zu verbergen und fast wirkt es, als würde sie auf die Betrachtenden reagieren. Vor Leonardos Mona Lisa hat es kein Porträt gegeben, dass eine derartige Interaktion erreichte. Das Porträt beweist, dass Maler in einem Augenblick erschaffen können, wofür Dichter tausende von Worten brauchen. Das zeitlose Porträt ist demnach eine visuelle Dichtung und zeigt die Mona Lisa als eine gebildete Mutter auf dem Planeten Erde.
Die Mona Lisa ist auch berühmt, weil sie eines der am meisten untersuchten und analysierten Gemälde der Welt ist. Es gibt viele Theorien darüber, wer die Frau auf dem Gemälde ist und warum sie lächelt, und so sind im Laufe der Jahre viele Mythen und Legenden um das Gemälde entstanden. All dies hat dazu beigetragen, dass die Mona Lisa zu einem der bekanntesten Kunstwerke der Welt geworden ist.

Die Dame mit dem Hermelin ist eine kindlich-schüchtern wirkende junge Frau in einem dunklen Raum

Die Belle Ferroniere ist eine selbstbewusste junge Frau hinter einer Mauer

Die Mona Lisa zeigt eine reife, mütterlich wirkende Frau vor einer Mauer. Die umgebende Dunkelheit ist zu einer Landschaft geworden
Wer war die Mona Lisa?
Das Porträt zeigte ursprünglich eine Dame aus Florenz, vermutlich Mona Lisa del Giocondo, geborene Lisa Gherardini. Mona, oder auch Monna ist kein Vorname, sondern die altitalienische Abkürzung der Anrede Madonna ('Meine Dame'). Mit einer seltenen Erlaubnis des Louvre untersuchte zwischen 2004 und 2015 der Physiker Pascal Cotte das wertvolle Gemälde. Er konnte in einem neuartigen Verfahren nachweisen, dass die heutige Mona Lisa die Übermalung eines sich darunter befindlichen Porträts ist, dass dem heutigen zwar ähnelt, das sich im Gesicht aber stark von der heutigen Mona Lisa unterscheidet. So konnte gezeigt werden, dass Leonardo das ursprüngliche Porträt der Lisa del Giocondo über viele Jahre hinweg so lange verändert hat, bis eine idealisierte Frauenfigur entstand. Die heutige Version zeigt mit hoher Wahrscheinlichkeit keine reale Person.

Er rekonstruierte anhand der zeitlichen Reihenfolge der Farbschichten eine ursprüngliche Version der Mona Lisa. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dies das ursprüngliche Porträt der Lisa del Giocondo, bevor Leonardo es in eine idealisierte Frauenfigur überführte
@Pascal Cotte / Lumiere Technology

Das Gemälde wird durch die charakteristischen Säulen häufig mit Leonardos Mona Lisa in Verbindung gebracht. Es zeigt viele Parallelen zu der ursprünglichen Version der Mona Lisa (Frisur, Körperhaltung, Ärmel, Schulterschleier). Beide Maler, Raffael und Leonardo, hielten sich zur Entstehungszeit der Mona Lisa in Florenz auf. Sie waren miteinander gut bekannt. Raffael war ein großer Bewunderer von Leonardos Malerei und hat seine Gemälde häufiger imitiert

Auch bei diesem Gemälde führten die radiologischen Untersuchungen durch Pascal Cotte zu der Erkenntnis, dass das weiße Hermelin ursprünglich als ein lebensgroßes Wiesel dargestellt werden sollte
@Pascal Cotte / Lumiere Technology
War die Mona Lisa krank, als sie gemalt wurde?
Die Mona Lisa zeigt drei Symptome von Erkrankungen. Zum einen hat sie einen gelben Fleck zwischen Nasenbein und ihrem linkem Auge. Zum anderen ist auf ihrer rechten Hand eine Beule zu erkennen. Außerdem fehlen der Mona Lisa die Augenbrauen. Da Leonardo durch seine anatomischen Studien sehr weitreichende Kenntnisse über menschliche Körper und ihre Erkrankungen hatte, er zudem als der beste Maler aller Zeiten gilt und die heutige Mona Lisa vermutlich keine reale Person zeigt, muss Leonardo sich diese Symptome erdacht haben. Ihre heute gelblich schimmernde Haut hingegen wurde von Leonardo ursprünglich nicht so gemalt. Vielmehr hat sich über die Jahrhunderte das Gemälde leicht verfärbt.



Die verschiedenen Perspektiven der Mona Lisa
Eine Besonderheit des Gemäldes ist die Verwendung mehrerer Perspektiven. Obwohl die Mona Lisa frontal dargestellt wird, zeigt der Hintergrund des Gemäldes Landschaftselemente aus drei verschiedenen Blickwinkeln, erkennbar an den drei unterschiedlichen Horizontlinien. In der Realität wäre es jedoch unmöglich, eine solche Landschaft aus verschiedenen Blickhöhen gleichzeitig zu sehen. Die Unmöglichkeit dieser Vorstellung verdeutlicht, dass die Hintergrundlandschaft eher das Produkt von Leonardos Fantasie ist und die Darstellung einer realen Landschaft ausgeschlossen ist. Es ist jedoch möglich, dass bestimmte Elemente, wie die steinerne Brücke am rechten Bildrand, reale Vorbilder hatten. Insgesamt scheint der Hintergrund eher wie eine gemalte Kulisse zu wirken, vergleichbar mit den Hintergründen im Theater. Ähnlich wurden in den frühen Tagen der Portraitfotografie gemalte Kulissen verwendet, um die schlichten Wände der Fotostudios zu kaschieren. Wenn Leonardo den Hintergrund des Gemäldes jedoch bewusst verfremdet hat, lädt er damit förmlich dazu ein, ihn genauer zu untersuchen.




Die Kanten der Säulenfüße auf der Mauer dienen als Fluchtlinien. Sie treffen im Fluchtpunkt aufeinander, der genau im Mittelscheitel der Mona Lisa liegt (grüne Linien). Die Skizze zeigt deutlich, dass die Architektur der Loggia von oben betrachtet wird, als würde sich der betrachtende Blick im Stehen auf die Mauer richten. Das steht jedoch im Widerspruch zur Darstellung der Mona Lisa, die frontal gezeigt wird

Die durch die nebelige Struktur im Hintergrund erkennbare zweite Horizontlinie liegt tiefer als die der Zentralperspektive. Das bedeutet, dass die Horizontlinie jetzt von einem höheren Standpunkt aus betrachtet wird

Die kreisrunde dritte Horizontlinie liegt am tiefsten. Ein derartig gekrümmter Erdhorizont ist nur durch einen Blick aus sehr großer Höhe zu erklären, z.b. von einem Stratosphärenballon oder einer Raumstation.
Nacheinander betrachtet erinnern die drei Perspektiven an eine filmische Aufwärtsbewegung, die in einem Raum beginnt und weit oben im Himmel endet
Verwendete Leonardo den goldenen Schnitt?
Der Goldene Schnitt ist ein bestimmtes Teilungsverhältnis einer Strecke, bei dem der kleinere Teil zum größeren im selben Verhältnis steht, wie der Größere Teil zum Ganzen. Für eine Strecke der Länge 1 ist dies bei ~0,618 der Fall. Für die Teilung einer Strecke im goldenen Schnitt ist Wissen um die Geometrie notwendig. Daher galt der goldene Schnitt und sich daraus ergebene Formen, wie das regelmäßige Fünfeck (Pentagramm und Pentagon), lange Zeit als Geheimzeichen. Leonardo da Vincis Gemälde sind in ihrer Komposition sehr harmonisch angelegt. Um diese Harmonie zu erreichen, verwendete er stets die aus der klassischen Geometrie bekannten Teilungsverhältnisse, Winkel und Formen. Unter anderem lässt sich der goldene Schnitt, das bekannteste der klassischen Teilungsverhältnisse, in der Mona Lisa aufzeigen.

Die Skizze wird oft herangezogen, um das Auge der Mona Lisa mit dem goldenen Schnitt in Verbindung zu bringen. Die Strecken KM und ML sollen dabei die zwei oberen Seiten eines Pentagons bilden, die darauf aufsetzenden Dreiecke EKM und DML zwei der fünf Zacken eines Pentagramms. Dann würden KD und KM im Verhältnis des goldenen Schnitts stehen. Doch die Skizze ist fehlerhaft. Die Winkel sind ungenau und mit zu breitem Strich gezeichnet. Sie weichen um 0,5° bzw. 1,5° von den korrekten Winkeln ab

Die Linien EL und KD (blau/orange) schneiden sich nun nicht mehr genau im Auge. Ebenso führen die Linien CA und CB nicht mehr genau zum Bildrand. Auch treffen sich KF und FL nicht mehr in der Mitte des unteren Bildrands. Das Gemälde wurde auch nicht links und rechts oder nach unten hin beschnitten, wie der Physiker Pascal Cotte in Zusammenarbeit mit dem Louvre 2005 nachweisen konnte

Tatsächlich ist das rechte Auge der Mona Lisa hinsichtlich der Bildkomposition von Bedeutung. Die Iris des Auges befindet sich vertikal genau in der Bildmitte (rote Linie). Wird das Gemälde der Höhe nach im goldenen Schnitt geteilt, befinden sich beide Säulenfüße genau auf dieser Höhe (linker Streifen). Wird die so entstandene größere Teilstrecke erneut im goldenen Schnitt geteilt (stetige Teilung, rechter Streifen), führt der neue goldene Schnitt genau durch Mona Lisas Augen
Verfolgt Mona Lisas Blick die Betrachtenden?
Viele, die das Porträt betrachten, haben das Gefühl, dass der Blick der Mona Lisa ihnen folgt. Doch bei näherer Betrachtung der Augen schaut die Mona Lisa nicht direkt nach vorn, sondern leicht rechts an ihnen vorbei. Grundsätzlich wird die Blickrichtung des Auges von der Position der Regenbogenhaut und der Pupille bestimmt. Befinden sie sich am rechten Augrand schaut eine Person rechts an Betrachtenden vorbei, analog wenn sie sich am linken Augrand befinden. Nur wenn sich die Regenbogenhaut mittig vorn am kugelrunden Augapfel befindet, schaut die Person direkt nach vorn und damit auf Betrachtende.


Das Lächeln der Mona Lisa
Das Lächeln der Mona Lisa ist der kunsthistorisch meist untersuchte Gegenstand des Gemäldes. Es ist bereits bis hierhin deutlich geworden, dass Leonardo viele verschiedene Aspekte in zahlreichen Details zu einem wundervollen Gemälde verdichtet hat. Mona Lisas Lächeln ist dabei nur ein weiteres – wenn auch das bekannteste – dieser Details. Es ändert je nach Kontext und Kenntnisstand der Betrachtenden seine Bedeutung und kann daher nicht eindeutig interpretiert werden. Klarer hingegen ist der optische Trick den Leonardo dabei anwendete.


Statt physisch die Entfernung zum Bild zu erhöhen, können betrachtende Augen ebenfalls den Fokus verändern, z.B. indem sie abwechselnd Lisas Kopf im Ganzen und dann nur ihren Mund betrachten.
Ist die Mona Lisa ein Selbstporträt?
Die Mona Lisa könnte aus zwei Gründen ein verstecktes Selbstporträt Leonardos sein. Dafür sprechen Anagramme zur Mona Lisa (Vertauschen der Buchstabenreihenfolge). "Mon Salai" (frz. 'Mein Salai') verweist auf Leonardos Schüler Salai. Ebenso sind "Mon Alias" (frz. 'Mein Pseudonym') oder "Nom Alias" (frz. 'Aliasname') möglich. Leonardo hat das Gemälde aber nie Mona Lisa genannt. Aus Salais Testament geht hervor, dass es im Umfeld Leonardos ursprünglich “Gioconda” genannt wurde (ital. 'die Heitere', frz. Jaconde).
Einige behaupten, bei längerem Betrachten des Gemäldes eine bärtige Mona Lisa zu sehen und interpretieren es als Selbstporträt Leonardos. Dies beruht auf einer optischen Täuschung. Das Porträt der Mona Lisa ist so angelegt, dass um das sehr helle Gesicht große dunkle Flächen gemalt wurden. Sie umrahmen mit dem auffällig hellen Dekolleté die größte helle Fläche. Beim Fixieren eines Punktes in dem Gemälde kommt es zu einem Effekt, der in der Wahrnehmungsphysiologie Nachbild genannt wird. Das ist eine vom menschlichen Auge erzeugte Halluzination, die ein Negativbild erzeugt, wie es aus der analogen Fotografie bekannt ist. Der helle Fleck des Dekolletés wirkt im Negativbild, wie ein ordentlich gestutzter dunkler Bart. Er wird durch die dunklen Schattierungen im Bereich des Kinns noch verstärkt. Allerdings ist die Behauptung unseriös, dass das Gemälde ein Selbstporträt Leonardos sei, da bis heute kein Bildnis von Leonardo bekannt ist, dass nachweisbar ihn zeigt.

Das Negativbild der Mona Lisa, wie es beim Sehen auf der Netzhaut entsteht. Wird dieses für ca. 10s fixiert (schwarzer Punkt auf der Nase), erscheint danach auf der rechten Seite das originale Bild der Mona Lisa. Das negative Bild auf der Netzhaut entsteht durch die Anpassung der Fotorezeptoren, wenn ein visueller Reiz betrachtet wird und dann der Blick schnell auf eine neutralere Fläche gerichtet wird, z.B. nach dem kurzen Blick in Richtung der Sonne
Diebstahl und Vandalismus
- Die Mona Lisa wurde im Jahr 1911 von einem Arbeiter gestohlen, der verschiedene Gemälde im Louvre verglaste. Zwei Jahre nach der Tat wurde der Dieb bei einer fingierten Geldübergabe gefasst und die Mona Lisa kam 1913 zurück in den Louvre. Der Maler Picasso wurde zeitweise von der Polizei verhört, weil er unwissentlich aus dem Louvre gestohlene Kunstwerke erworben hatte und daher im Verdacht stand, den Diebstahl der Mona Lisa beauftragt zu haben. Nach der Rückgabe der gestohlenen Werke wurde die Angelegenheit nicht weiter verfolgt
- Das Gemälde ist immer wieder Ziel von Attacken. Es wurde in dieser Reihenfolge bereits mit einem Stein beworfen, mit Säure überschüttet, eine Nacht lang von einer Sprinkleranlage beregnet und mit einer Torte beschmiert. Seit der Säureattacke befindet es sich hinter Panzerglas
Die Malerei zerfällt in zwei Hauptteile. Deren erster ist die Form, das heißt die Linie, welche die Form der Körper und ihrer Einzelheiten abgrenzt. Der zweite ist die Farbe, die innerhalb dieser Grenzen enthalten ist.


Leonardo da Vincis Gemälde können nicht ohne Untersuchung der Bildgeometrie verstanden werden
Mona Lisa
Leonardo da Vinci
1503-1519
Öl auf Holz (Pappel)
53 x 77 cm
Paris, Musée du Louvre
Wer war die Mona Lisa?
Die Identität der Mona Lisa konnte bis heute nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Doch geht die Mehrheit der Forscher davon aus, dass es sich um Lisa del Gicondo handelt, geborene Lisa Gherardini.
Was die Identifizierung der Mona Lisa so schwer macht, ist die Tatsache, dass zu dem Porträt keine Auftragsdokumente, Verträge, Rechnungen oder ähnliches existieren. Leonardo da Vinci hat das Gemälde weder in seinen Aufzeichnungen erwähnt, noch gibt es eindeutige Beschreibungen von Zeitzeugen.
Theorie I – Lisa del Giocondo
Die Mehrheit der Leonardo Forscher hält die Dargestellte für Lisa del Giocondo. Es werden nun alle Argumente aufgeführt, die diese These unterstützen.
Gab es eine Mona Lisa?
Historisch nachgewiesen ist die Florentiner Adelige Lisa di Antonmaria Noldo Gherardini.
Die Familie Gherardini war eine alteingesessene Florentiner Familie. Von dem einst enormen Landbesitz war jedoch ein Großteil durch politische Fehlentscheidungen verlorengegangen. Ihre Stammburg wurde um 1300 bis auf die Grundmauern zerstört. Dennoch waren sie nicht verarmt, denn sie bezogen daraufhin mit der Villa Gherardini ein schlossähnliches Weingut, dass sie in den folgenden Jahrhunderten zum Familiensitz ausbauten.
Die etwa 20km südöstlich von Florenz gelegene Villa (Region Chianti) ist heute als Villa Vignamaggio bekannt und eine beliebte Touristenattraktion. Sie beherbergt ein Restaurant ('Monna Lisa') und es finden dort Weinverkostungen und Hochzeiten statt. Möglicherweise hat sich Leonardo von einer Loggia der Villa inspirieren lassen und sie als Vorlage für den Bildhintergrund im Porträt der Mona Lisa genutzt. Eine Loggia ist ein offener Balkon, meist mit kleinen Säulen, die ein Dach tragen.
Die Gherardinis blieben trotz der politischen Rückschläge einflussreich und unterhielten enge Kontakte mit den wichtigsten Familien von Florenz. Lisas Vater Antonmaria Gherardini selbst war wohlhabend und besaß ein zentral gelegenes Stadthaus in Florenz und ein Landgut in San Donato in Poggio, in der Gegend der Villa Gherardini. Er hatte mit Camilla eine Tochter aus der bedeutenden Familie Ruccelai geheiratet. Die Ruccelai wiederum waren durch Heirat mit der einflussreichsten Familie in Florenz verbunden, den Medici.
Lisa Gherardini wurde 1479 geboren. Als sie sechszehn Jahre alt war, heiratete sie 1495 Francesco del Giocondo, einen reichen Stoffhändler, der ebenfalls aus Florenz stammte. Der 30-jährige Francesco war zuvor mit der Schwester von Lisas Stiefmutter Camilla verheiratet, die jedoch jung verstarb. Francesco und Lisa bekamen sechs Kinder, eine Tochter starb 1499 kurz nach der Geburt.
Nach der Geburt ihres zweiten Kindes am 12.12.1502, bezogen sie im März 1503 ein Stadthaus in der Via della Stufa in Florenz. Das Haus lag in unmittelbarer Nachbarschaft des Medici Palastes und demonstriert den wirtschaftlichen Erfolg Francescos. Weil ein solcher Umzug damals ein typischer Grund für die Beauftragung eines Porträts war, nehmen die meisten Forscher an, dass das Porträt der Mona Lisa um 1503 begonnen wurde. Da Leonardos Vater den Francesco del Giocondo nachweislich kannte, ist es wahrscheinlich, dass er den Auftrag an Leonardo vermittelte.
Zur damaligen Zeit war es für reiche Stadtleute üblich, sich in den heißen Sommermonaten auf das Land zurückzuziehen. So besaßen auch die del Giocondos mit der Villa Antinori ein prächtiges Anwesen am Stadtrand von Florenz. Auch eine Loggia dieses Gebäudes kommt als Hintergrund für Leonardos Porträt der Mona Lisa in Frage.
Nach dem Tod ihres Mannes um das Jahr 1539 zog Lisa Gherardini in das Kloster der Heiligen Ursula in Florenz. Dort verstarb sie am 15.7.1542 im Alter von 63 Jahren.
Gemalt im Auftrag von Francesco del Giocondo (nach Vasari)
Giorgio Vasari (1511-1574) war ein berühmter Architekt und Maler in Florenz. Durch seine 1550 veröffentlichten Künstlerbiografien gilt er zudem als der erste Kunsthistoriker. In dem Werk enthalten ist auch eine vielzitierte Darstellung vom Leben des 30 Jahre zuvor verstorbenen Leonardo. Vasari erwähnt dabei die Mona Lisa:
„Auch begann Leonardo für Francesco del Giocondo das Bildnis der Mona Lisa, seiner Frau, zu malen. Vier Jahre Mühe wandte er dabei auf, dann ließ er es unvollendet, und es befindet sich jetzt zu Fontainebleau im Besitz des Königs Franz von Frankreich.
Wer sehen wollte, wie weit es der Kunst möglich ist, die Natur nachzuahmen, der erkannte es an diesem schönen Kopfe. Alle kleinen Einzelheiten waren darin aufs feinste abgebildet, die Augen hatten Glanz und Feuchtigkeit, wie wir es im Leben sehen, ringsumher bemerkte man die rötlich-blauen Kreise und das Geäder, das man nur mit der größten Zartheit ausführen kann. Bei den Brauen sah man, wo sie am vollsten, wo sie am spärlichsten sind, wie sie aus den Poren der Haut hervorkommen und sich wölben, so natürlich, als es nur zu denken ist. An der Nase waren die feinen Öffnungen rosig und zart aufs treuste nachgebildet. Der Mund hatte, wo die Lippen sich schließen und das Rot mit der Farbe des Gesichts sich vereint, eine Vollkommenheit, daß er nicht wie gemalt, sondern wirklich wie Fleisch und Blut erschien. Wer die Halsgrube aufmerksam betrachtete, glaubte das Schlagen der Pulse zu sehen.
Kurz, man kann sagen, dieses Bild war in einer Weise ausgeführt, die jeden vorzüglichen Künstler und jeden, der es sah, erbeben machte. Mona Lisa war sehr schön, und Leonardo brauchte noch die Vorsicht, daß, während er malte, immer jemand zugegen sein musste, der sang, spielte und Scherze trieb, damit sie fröhlich bleiben und nicht ein trauriges Aussehen bekommen möchte, wie es häufig der Fall ist, wenn man sitzt, um sein Bildnis malen zu lassen. Über diesem Angesicht dagegen schwebt ein so liebliches Lächeln, daß es eher von himmlischer als von menschlicher Hand zu sein schien; und es galt für bewundernswert, weil es dem Leben völlig gleich war.“
Vasari nennt Lisa del Giocondo “Mona Lisa”. “Mona” ist dabei eine altitalienische Kurzform der Anrede Madonna (ital. 'Meine Dame'). Dass Vasari die Malerei der Augenbrauen der Mona Lisa lobt, zeigt dass er das Gemälde nicht selbst sah, denn die Mona Lisa hat keine Augenbrauen.
Die Historiker Kemp und Zöllner haben nachweisen können, dass Vasari mit zwei Vettern von Francesco del Giocondo bekannt gewesen ist. Es ist daher gut möglich, dass Vasari das ältere Ehepaar del Giocondo noch persönlich kennenlernen konnte, denn Lisa del Giocondo lebte bis 1542. Außerdem wuchs Vasari in der Obhut der Medici Familie auf und wurde zusammen mit deren Kindern ausgebildet. Die Medicis waren in Florenz bestens vernetzt, mit Leonardo bestens bekannt und darüber hinaus über Mona Lisas Mutter entfernt mit ihr verwandt. Es ist daher wahrscheinlich, das Vasari genau wusste, dass Leonardo ein Porträt der Lisa del Giocondo anfertigte. Allerdings neigt Vasari zur Legendenbildung. Seine Aussagen stimmen daher nicht immer mit den Erkenntnissen der Kunsthistoriker überein. Außerdem ist häufig unklar, welche seiner Aussagen Hörensagen sind, d.h. für die er keine hinreichenden Quellen zur Verfügung hatte.

Maccari ließ sich von Vasaris Erzählung inspirieren. Es gehört zu Vasaris Legendenbildung, dass Leonardo die Mona Lisa aufwändig unterhalten ließ, während er sie malte. Tatsächlich saßen die damaligen Porträtierten keineswegs stundenlang Modell. Es war üblich, dass die professionellen Maler einmalig eine grobe, aber dennoch originalgetreue Skizze der Porträtierten anfertigten und diese dann als Schablone für das spätere Gemälde benutzten. Eigenheiten der finalen Gemälde, wie ein bestimmtes Lächeln, Frisuren, Schmuckstücke usw. wurden von den Künstlern erdacht oder nach Vorlagen separat hinzugefügt
Gemalt im Auftrag von Giuliano de Medici (nach de Beatis)
Obwohl das Porträt der Mona Lisa von ihrem Mann Francesco beauftragt worden sein soll, befand sich das Gemälde nie im Besitz der del Giocondos. Möglicherweise war also nicht Francesco, sondern Giuliano de Medici der Auftraggeber des Gemäldes, wie es eine zeitgenössische Quelle berichtet.
Als Leonardo in seinen letzten drei Lebensjahren am französischen Königshof in Amboise lebte, wurde er 1517 von einer Delegation des Kardinals Luigi d’Aragona besucht. Der Schreiber des Kardinals, Antonio de Beatis, fertigte davon einen Bericht an. Dieser letzte Augenzeugenbericht ist in der Leonardo Forschung von großer Bedeutung, da er auch andere Gemälde erwähnt, die de Beatis in Leonardos Werkstatt sah.
„In einem der Bezirke gingen mein Herr und der Rest von uns zu dem Florentiner Leonardo Vinci, mehr als 70 Jahre alt [Hier irrt der Schreiber, Leonardo war zu dem Zeitpunkt erst 65 jahre alt], einem hervorragenden Maler unserer Zeit, der seiner illustren Lordschaft drei Gemälde zeigte: eines von einer gewissen Florentinerin, ein sehr schönes Gemälde, das auf Wunsch des Magnifico Giuliano de Medici angefertigt wurde, das andere von einem jungen Johannes dem Täufer und eines von der Madonna und ihrem Sohn, die in den Schoß der Heiligen Anna gelegt werden, alles sehr perfekt, …“
Mit der "gewissen Florentinerin" ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Mona Lisa gemeint. Lisa Gherardinis Familie war über Heirat entfernt mit den Medici verbunden. Die Florentiner Jugendlichen Giuliano de Medici und Lisa Gherardini waren im selben Alter und wuchsen in enger Nachbarschaft auf. Es ist aufgrund der familiären Verbindung sehr wahrscheinlich, dass beide sich kannten. Es wird spekuliert, dass sich Giuliano in Lisa verliebte.
Die Medicis aber wurden 1494 aus Florenz vertrieben und konnten erst 1512 wieder zurückkehren. Auch der 15-jährige Giuliano musste so die Stadt verlassen und war für viele Jahre am Hof des Herzogs von Urbino im Exil. Ein Jahr nach der Flucht der Medicis aus Florenz heiratete Lisa Gherardini den reichen Händler Francesco del Giocondo.
Leonardo lebte seit etwa 1482 in Mailand und kehrte erst 1503 wieder für einige Jahre nach Florenz zurück. Der These nach soll der im Exil lebende Giuliano de' Medici Leonardo gebeten haben, aus sentimentalen Gründen ein Porträt der nunmehr verheirateten Lisa del Giocondo anzufertigen. Das würde erklären, warum sich das Gemälde nie im Besitz der del Giocondos befand.
Giuliano de Medici war der Bruder von Papst Leo X. (1513-1521) und ein Bewunderer Leonardos. Auf Giulianos Bitten hin hielt sich Leonardo 1513-1516 am päpstlichen Hof in Rom auf. Als Giuliano 1516 unerwartet früh verstarb, verließ Leonardo Rom und ging nach Frankreich. Aus de Beatis Bericht geht hervor, dass er das Bildnis einer gewissen Florentiner Dame bei sich hatte, dass auf Bitten von Giuliano de Medici angefertigt wurde. Demnach hat Leonardo die Mona Lisa nie an Giuliano überreichen können, weil das Gemälde noch unfertig war, oder aber er nahm das bereits vollendete Werk nach dem Tod des Giuliano wieder an sich.
Diese These ist insgesamt sehr gewagt. Der einzige Beleg ist – neben Beatis Erwähnung der gewissen Florentinerin, die auf auf Wunsch des Magnifico Giuliano de Medici angefertigt wurde – ein Brief von 1515, den Giulianos Bruder Piero an seinen Sohn Lorenzo schickte. Darin geht es um Francesco del Giocondo, der gegenüber den Medici seine Treue bekundet, aber trotzdem die Feindschaft der Medici fürchtet, da seine Frau Lisa von einem ungenannten Medici begehrt wird. Bei diesem Medici soll es sich um Giuliano handeln.

im Hintergrund die Engelsburg, eine Fluchtburg im Vatikan, Rom

Giovanni war der ältere Bruder von Giuliano
Die Heidelberger Notiz
Dass Leonardo an dem Porträt einer Lisa del Giocondo arbeitete, wird durch eine 2005 publizierte Quelle belegt.
Im Heidelberger Universitätsarchiv wurde ein Buch über den antiken Politiker und Schriftsteller Cicero gefunden, das 1477 gedruckt wurde (Signatur D 7620 qt. INC). Es konnte nachgewiesen werden, dass das Buch einem Agostino Vespucci gehörte. Vespucci war ein Schreiber und enger Mitarbeiter des berühmten Florentiner Politikers Niccolo Macchiavelli. Macchiavelli unterstützte Leonardo zu der Zeit mit Aufträgen der Florentiner Stadtregierung. Vermutlich auf sein Betreiben gelangte Leonardo an den Auftrag für das riesige Wandgemälde "Schlacht von Anghiari". Vespucci übersetzte zu diesem Zweck eine noch heute erhaltene Schilderung der Schlacht aus dem Lateinischen und übergab sie Leonardo. Vespucci und Leonardo kannten sich also gut, was die Glaubwürdigkeit der Quelle erhöht.
Agostino Vespucci hat in dem Buch eine kurze handschriftliche Notiz hinterlassen, in der er Leonardos Malerei lobt und erwähnt, dass dieser zur Zeit an einem Porträt der Lisa del Giocondo arbeitet. Außerdem bestätigt die Notiz die Arbeiten Leonardos an den Gemälden "Anna Selbdritt" und "Schlacht von Anghiari" für den Ratssaal des Palazzo Vecchio. Diese Notiz gilt als wichtiges Dokument zur Entstehungsgeschichte der Mona Lisa, auch wenn die Echtheit der Notiz kaum nachweisbar ist.

Das Wortspiel mit Lisa del Giocondos Nachnamen
In der Renaissance waren Wortspiele sehr beliebt. Auch Leonardo da Vinci hatte dafür eine Vorliebe.
Sein berühmtes Porträt der Dame mit einem Hermelin zeigt Ceciila Gallerani. Das Hermelin zählt zu den Wieseln. Das altgriechische Wort für Wiesel lautet galê bzw. galéē.
Ein weiteres Porträt zeigt die Dame Ginevra de' Benci. Sie sitzt vor einem Wacholder. Wacholder heißt im italienischen Ginepro.
Diese Vorliebe Leonardos für Wortspiele spricht nun auch für die Identifizierung der Dame als Lisa del Giocondo. Das auffälligste Merkmal des Gemäldes ist ihr heiterer Gesichtsausdruck. Gioconda ist das italienische Wort für "die Heitere". Es wird daher angenommen, dass ihr heiteres Lächeln auf ihren Nachnamen "del Giocondo" anspielt.
Salais Nachlass
Salai war einer der langjährigsten Mitarbeiter Leonardos und wurde als einer von Leonardos Erben in seinem Testament bedacht. Wenige Jahre nach Leonardos Tod 1519 starb Salai 1524 überraschend in einem Duell. Seine Frau und seine Schwestern stritten in der Folge um das Erbe. Darüber ist eine Urkunde erhalten und so ist bekannt, dass Salai ein Gemälde besaß, dass mit "La Joconda" bezeichnet wird. "La Joconda" wird kurz beschrieben, als "nach hinten gerückte Frau".
Die Mona Lisa wird in Frankreich noch heute "La Joconda", bzw. "La Joconde" genannt. La Joconde war ursprünglich kein französisches Wort und geht auf das italienische Gioconda zurück. Diese Bezeichnung aus Salais Nachlass bringt also jenes Porträt in Zusammenhang mit dem Nachnamen der Florentiner Dame Lisa del Giocondo.
Der Wert von Salais "La Joconda" wurde vom Notar mit 100 Scudo festgelegt (= 175 Florin = 612,5 Gold). Das war für damalige Verhältnisse eine sehr hohe Summe und spricht sehr dafür, dass es sich bei Salais "La Joconda" um ein originales Gemälde Leonardos handelte. Dann kann es sich dabei nur um Leonardos Porträt der Lisa del Giocondo gehandelt haben.
Theorie II – Pacifica Brandani
Neben der Identifizierung der Mona Lisa als Lisa del Giocondo wird von einigen wenigen Forschern die Auffassung vertreten, es könnte sich um ein Porträt der Pacifica Brandani handeln. Da die These in sich schlüssig ist, soll sie nicht unerwähnt bleiben.
Ausgangspunkt der These ist der bereits bekannte Reisebericht von de Beatis aus dem Jahr 1517, der schrieb "[...] eines von einer gewissen Florentinerin, ein sehr schönes Gemälde, das auf Wunsch des Magnifico Giuliano de Medici angefertigt wurde".
Zu Giulianos Biografie gehört das traurige Schicksal seines einzigen Sohnes Ippolito. Als sich Giuliano im Exil befand, hatte er am Hof von Urbino eine Affäre mit der Hofdame Pacifica Brandani. Sie wurde schwanger, starb jedoch 1511 bei der Geburt des Sohnes Ippolito. Da Ippolito seine Mutter nicht mehr kennenlernen konnte, soll Giuliano bei Leonardo das Gemälde einer idealisierten, heiteren Mutterfigur in Auftrag gegeben haben. Das Gemälde sollte den jungen Ippolito über den Tod der Mutter hinwegtrösten. Deswegen soll das Porträt auch die Bezeichnung La Gioconda bekommen haben (ital. die Heitere).
Ippolito soll das Gemälde demnach jedoch nicht erhalten haben. Als sein Vater Giuliano 1516 ebenfalls verstarb, soll Leonardo das noch unvollendete Gemälde behalten haben, als er 1516 zum französischen Hof aufbrach. Auch wenn diese Theorie in ihrer Erzählung plausibel erscheint, stützt sie sich lediglich auf die Bemerkung "auf Wunsch des Magnifico Giuliano de Medici " in de Beatis Reisebericht.
Moderne Erkenntnisse
Die bedeutendste Entdeckung im Zusammenhang mit der Identität der Mona Lisa gelang dem französischen Physiker Pascal Cotte. Er entwickelte eine neuartige physikalische Methode mit der die zeitliche Reihenfolge des Auftrags von Farbschichten in Gemälden rekonstruiert werden kann. Der Louvre gab ihm zwischen 2004 und 2015 die seltene Erlaubnis das Originalgemälde zu untersuchen. Überraschenderweise stellte er fest, dass sich unter dem Porträt der Mona Lisa ein früheres Porträt befindet, das eine deutlich jüngere Dame zeigt. Die heutige Mona Lisa ist demnach das Resultat einer Übermalung. Das frühere Porträt ist in Position und allgemeiner Komposition weitestgehend identisch. Wesentlich unterscheidet es sich in Frisur, Gesicht und Schulterpartie.

Anhand der zeitlichen Reihenfolge der Farbschichten konnte eine frühere Farbschicht bestimmt werden, die ein wesentlich verändertes Porträt zeigt, das in sich jedoch abgeschlossen erscheint. Vermutlich hat der Maler Raffael diese ursprüngliche Version der Mona Lisa in der Werkstatt Leonardos gesehen und nach dessen Vorbild drei eigene Porträts angefertigt
@Pascal Cotte / Lumiere Technology

Das Gemälde zeigt viele Parallelen zu der ursprünglichen Version der Mona Lisa: Körperhaltung, Schulterpartie, Falten der Ärmel, die nach hinten geführte Frisur, die Mauer mit den aufsetzenden Säulen, die Landschaft im Hintergrund, die übereinander liegenden Hände.
Das Einhorn bezieht sich vermutlich auf Leonardos legendäre höfische Feste, für die er Tiere auf besonders fantasievolle Weise kostümierte und dann frei herumlaufen ließ

Die Haltung der auf der Stuhllehne liegenden Hände steht eindeutig im Zusammenhang mit Leonardos Mona Lisa. Die dynamisch gedrehte Sitzhaltung von Leonardos Mona Lisa war so neuartig, dass es sich um keine zufällige Übereinstimmung handeln kann. Ein weiteres Indiz für eine Imitation ist der transparente Schleier über ihren Schultern.

Auch dieses Gemälde ist Leonardos Mona Lisa sehr ähnlich. Es zeigt dieselbe Pose und ebenfalls einen transparenten Schleier über ihren Schultern
Ergebnis von Pascal Cottes Untersuchung
Das Ergebnis von Pascal Cottes Untersuchung klärt wesentliche offene Fragen im Zusammenhang mit der Mona Lisa. Vasari beschreibt die fein gemalten Augenbrauen der Mona Lisa, obwohl sie offensichtlich keine Augenbrauen hat. Er muss sich daher auf Erzählungen bezogen haben, die er von der ersten Version der Mona Lisa gehört hat. Das originale Gemälde hat er wahrscheinlich nie gesehen, da es sich zu seinen Lebzeiten am französischen Königshof in Fontainebleau befand, wie er selbst berichtet.
Pascal Cottes Erkenntnisse erklären auch die auffällige Ähnlichkeit dreier Porträts von Raffael mit dem der Mona Lisa. Ohne Zweifel sind sie zur selben Zeit entstanden. Raffael befand sich zwischen 1504 und 1505 in Florenz, also dem Zeitraum als die Mona Lisa begonnen wurde. Der jüngere Raffael kannte Leonardo persönlich und imitierte seinen Stil in vielen seiner Werke. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Raffael das Porträt der Lisa del Giocondo in Leonardos Werkstatt gesehen hat. Es muss sich dabei um die Version aus Pascal Cottes Untersuchung gehandelt haben, denn nur so erklärt sich, warum Raffaels Porträts Leonardos Mona Lisa zwar auffällig ähneln, aber dennoch stark von der heutigen Version abweichen. Raffael muss eine frühere Version der Mona Lisa gesehen haben und zwar die, die Pascal Cotte aufgezeigt hat.
Fazit
Die umfangreichen Kopien Raffaels und die Analyse Pascal Cottes lassen nun einen einfachen Schluss zu, der sich mit allen bisherigen Erkenntnissen deckt.
1503 hat Leonardo in Florenz den Auftrag erhalten, die Lisa del Giocondo zu malen. Der Auftrag kam entweder von ihrem Ehemann Francesco del Giocondo nach Vermittlung durch Leonardos Vater oder aber von dem verliebten Giuliano de' Medici aus dem Exil in Urbino. Leonardo begann mit dem Porträt, ließ es aber unvollendet. Zu dem Zeitpunkt sah das Gemälde so aus, wie von Pascal Cotte entdeckt. Raffael muss das unfertige Werk zwischen 1504 und 1505 in Leonardos Werkstatt gesehen haben und imitierte diese Mona Lisa in mindestens drei Porträts. Als Leonardo um 1508 Florenz das zweite Mal verließ und erneut nach Mailand ging, waren die vier Jahre unvollendete Arbeit an dem Porträt vergangen, die Vasari erwähnt.
Nach 1508 muss Leonardo das Werk stark überarbeitet haben, bis es seine heutige Form erhielt. Das unterstützt die These, dass Leonardo in dieser zweiten Version nicht mehr die Lisa del Giocondo im Sinn hatte, sondern vermutlich eine idealisierte Frauenfigur schuf. Ob das nach der Pacifica-Brandani-Theorie ab 1511 und erneut im Auftrag von Giuliano de' Medici geschah, um seinem trauernden Sohn ein tröstendes Mutterbild zu schenken oder ob Leonardo das Werk aus eigenem Antrieb überarbeitete, bleibt jedoch weiter unklar. Insgesamt stellt das die zur Zeit einfachste Erklärung zur Entstehungsgeschichte der Mona Lisa dar.
Das schließt nicht aus, dass es zeitgleich mit Leonardos Arbeit an dem Werk Kopien von Schülern seiner Werkstatt gab. Diese reichen jedoch bei objektiver Betrachtung ihrer malerischen Qualität nicht an Leonardos Mona Lisa heran und sind offensichtlich Nachahmungen. Sie demonstrieren, wie schwer es Malern fällt, Leonardos Stil zu imitieren.

Das Gemälde ist höchstwahrscheinlich parallel zur Mona Lisa entstanden, da einige Übermalungen exakt gleich sind. Der Farbpalette nach handelt es sich vermutlich um ein Werk des Leonardo Schülers Francesco Melzi

Das Gemälde ist auf Leinwand gemalt. Leonardo malte jedoch stets auf Holztafeln. Der Stil ist auch im Übrigen für Leonardo untypisch
Entstehungszeit und Eigentümer
Leonardos Leben um 1503
Als Leonardo 1503 das Porträt der Mona Lisa begann, war er etwa 50 Jahre alt. In Florenz geboren und aufgewachsen, hatte er seit seinem 30. Lebensjahr in Mailand gelebt. Nach dem Ende der Arbeiten von "Das letzte Abendmahl" (1498) galt er als bester lebender Künstler. Doch als im Jahr darauf der Mailänder Herzog von den Franzosen vertrieben wurde, begannen für Leonardo sehr turbulente Jahre. Leonardo floh vor dem Krieg und suchte neue Unterstützer in Norditalien, kehrte aber schließlich im Sommer 1500 nach Florenz zurück. Um 1501 begann er dort das großformatige Gemälde "Anna selbdritt" und die "Madonna mit der Spindel" für einen französischen Hofbeamten. Beeinflusst von der Zusammenarbeit mit dem Mathematiker Luca Pacioli vertiefte er sich in mathematische Studien.
Im Sommer 1502 bis zum Frühjahr 1503 begleitete Leonardo Cesare Borgia, den Sohn des Papstes, als Kriegsingenieur. Als er nach Florenz zurückkehrte begann er das Porträt der Mona Lisa. 1504 starb sein Vater, und der uneheliche Sohn Leonardo wurde vom Erbe ausgeschlossen. Im selben Jahr erhielt er den Auftrag für sein zweites großes Wandgemälde, die "Schlacht von Anghiari" für das Stadtparlament von Florenz. Der jüngere Maler Michelangelo sollte auf der gegenüberliegenden Wand zeitgleich ein ebenso großes Gemälde anfertigen, es begann ein Malerwettstreit. Doch wegen nasser Wände zogen sich die Arbeiten hin und wurden schließlich abgebrochen. Raffael kam 1504 ebenfalls nach Florenz und malte unter dem Eindruck von Leonardos Gemälde Porträts nach der Art der Mona Lisa.
Um 1505 unternahm Leonardo Flugexperimente am Schwanenberg bei Florenz. Ab 1506 pendelte er zwischen Florenz und Mailand, um 1508 schließlich wieder in Mailand zu leben. Das Mona Lisa Porträt hatte bis dahin wohl eher eine geringere Bedeutung, da Leonardos Fokus auf den prestigeträchtigeren Aufträgen lag. Vasari behauptet, es sei 1508 noch unvollendet gewesen, und wahrscheinlich erhielt es erst nach 1508 seine endgültige Form. De Beatis Bericht zufolge begleitete das Gemälde Leonardo 1516 nach Frankreich und verblieb dort bis zu seinem Tod 1519 im Schloss Le Clos Lucé.
Verbleib nach Leonardos Tod
Es ist unklar was mit den Gemälden passierte, die de Beatis bei Leonardo gesehen hat. In Leonardos Testament werden keine Gemälde erwähnt. Allerdings werden dort unter anderem zwei seiner Schüler bedacht. Francesco Melzi bekam die bedeutenden Notizbücher Leonardos, sonstige Bücher, Gerätschaften, Kleider und Gold. Salai dagegen ein Grundstück in Mailand, dass er bereits vorher von Leonardo gepachtet hatte. Aus Salais Testament geht hervor, dass er vermutlich im Besitz einiger Gemälde Leonardos war.
Salais Testament
Salai stirbt 1524 im Alter von etwa 44 Jahren in einem Duell, also nur wenige Jahre nach dem Tod Leonardos. Seine Schwestern und seine Witwe streiten sich in der Folge um das Erbe, das hauptsächlich aus wertvollen Gemälden besteht. In den notariellen Akten wird unter anderem ein Gemälde mit dem Titel "La Joconda" aufgeführt. Da es in dem Dokument außerdem mit 100 Scudo (= 175 Florin = 612,5 Gold) verhältnismäßig hoch bewertet wird, handelt es sich vermutlich um die Mona Lisa. Kurz darauf muss der französische König Franz I. das Gemälde erworben haben.
Im Besitz der französischen Könige
Wie genau das Gemälde in den Besitz des französischen Königs gelangte, ist unbekannt. Vasari berichtet 1550, die Mona Lisa wäre nun auf Schloss Fontainebleau, einem bedeutenden Jagdschloss von Franz I. Dort verblieb das Gemälde, bis Ludwig XIV. es gegen 1682 zum Schloss Versailles bringen ließ.
Die französische Revolution und Napoleons Schlafzimmer
Die Mona Lisa wurde wie alle Gemälde der königlichen Sammlung nach der französischen Revolution 1789 in den Louvre überführt und ab 1793 erstmals öffentlich ausgestellt.
Möglicherweise verblieb die Mona Lisa dort nur wenige Jahre, denn es existiert die Legende, dass Napoleon das Gemälde gegen 1799 in sein Schlafzimmer im Tuilerien-Palast verbringen ließ. Demnach hing das Porträt dort bis zu seiner Verbannung im Jahr 1815. Spätestens seit 1815 wird die Mona Lisa öffentlich im Louvre gezeigt.

Einer Legende nach soll sich die Mona Lisa in Napoleons Schlafzimmer befunden haben

Karl Marx imitiert in dieser berühmten Fotografie sowohl die Körperhaltung der Mona Lisa, als auch die besonders für Napoleon typische Handhaltung. Karl Marx begründete die philosophische Schule des Kommunismus
Der Diebstahl von 1911
Die Mona Lisa wurde am 21.08.1911 von dem Italiener Vincenzo Peruggia in einer aufsehenerregenden Aktion aus dem Louvre gestohlen.
Das Louvre Museum hatte aus Angst vor Vandalismus beschlossen, bis 1911 alle Gemälde hinter einer Glaswand abzusichern. Peruggia war einer der Glaser, die damit beschäftigt waren. Durch seine Tätigkeit im Museum war er dem Personal gut bekannt und kannte die Räumlichkeiten.
Am Tag des Diebstahls, ein Montag, war der Louvre für die Öffentlichkeit geschlossen. Peruggia betrat das Gebäude wie gewohnt in seiner Arbeitskleidung und fiel daher nicht weiter auf. Er begab sich zur Mona Lisa und nutzte einen unbeobachteten Moment, um das Gemälde abzuhängen und es zunächst in einem Treppenhaus abzustellen, wo er das Gemälde aus dem Rahmen nahm. Die auf eine Holztafel gemalte Mona Lisa ist ein verhältnismäßig kleines Gemälde (53 × 77cm). Daher konnte Peruggia das handliche Bild gut verstauen. Möglicherweise hat er es unter seinem Kittel versteckt, oder aber es verhüllt und wie eine Glasscheibe mit sich getragen. Dann verließ er den Louvre. Der Diebstahl wurde erst am folgenden Tag bemerkt, als ein Maler, der die Mona Lisa seit einiger Zeit kopierte, die Museumsangestellten nach der Mona Lisa fragte.
Peruggia sah in dem Diebstahl einen patriotischen Akt, denn er wollte das Gemälde nach Italien bringen, dem Heimatland von Leonardo da Vinci. Die Diebstahl blieb zwei Jahre unaufgeklärt. Erst als Peruggia das Gemälde an das Florentiner Museum „Uffizien“ verkaufen wollte, konnte er bei der geplanten Übergabe verhaftet werden. Das Gemälde wurde noch einige Monate in italienischen Städten ausgestellt, bevor es am 31.12.1913 wieder in den Louvre zurückkehrte.
Picasso und der Diebstahl der Mona Lisa
Eine Zeit lang wurde der spanische Maler Pablo Picasso und sein Umfeld verdächtigt, an dem Diebstahl beteiligt gewesen zu sein. Picasso lebte zu der Zeit in Paris und war über den befreundeten Dichter Apollinaire mit Géry Pieret bekannt. Apollinaire und Pieret waren befreundet, sie wohnten zeitweise zusammen. Pieret war ein Gelegenheitsdieb, der im damals noch kaum gesicherten Louvre hochwertige Skulpturen entwendete und 1907 mindestens zwei davon an Apollinaire verkaufte, der sie dann an Picasso weitergab. Kurz nach dem Diebstahl der Mona Lisa gab Picasso die beiden Skulpturen zurück und wurde polizeilich verhört, Apollinaire sogar für zwei Tage verhaftet. Sie wurden beschuldigt Teil einer internationalen Diebesbande zu sein. Picasso wurde nach dem Verhör nichts weiter vorgeworfen, Apollinaire in einem anschließenden Prozess aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Zweiter Weltkrieg
Im Verlauf des zweiten Weltkrieges wurde Frankreich von Deutschland besetzt. Noch bevor die Deutschen Paris einnahmen, hatte der Pariser Louvre aus Angst vor Raub oder Beschädigung in einer aufwändigen Aktion fast den gesamtem Kunstschatz des Museums anonym verpackt und versiegelt nach Schloß Chambord gebracht. Die Mona Lisa befand sich in einer unscheinbaren Kiste. Im Verlauf des Krieges wurde das wertvolle Gemälde mehrmals an verschiedene Orte in Frankreich gebracht, ohne dabei in den Besitz der deutschen Besatzer zu gelangen.

Der gesamte Kunstschatz des Louvre wurde mit Beginn des Krieges nach Chambord gebracht.
Chambord ist das bedeutendste Renaissance Schloss in Europa. Der Entwurf des Schlosses stammt von Leonardo. Im Zentrum des Hauptgebäudes befindet sich eine bis dahin einzigartige doppelläufige Treppe
Moderne
Mit dem Ende des Krieges konnte die Mona Lisa wieder in den Louvre zurückkehren, wo sie ab Oktober 1947 erneut öffentlich ausgestellt wurde.
Vandalismus
1956 wurde das Gemälde von einem Unbekannten mit Säure überschüttet, wodurch der untere Teil des Bildes schwer beschädigt wurde. Im selben Jahr warf ein Besucher einen Stein auf das Gemälde. Das Bild wurde am linken Ellbogen beschädigt. Seitdem befindet sich die Mona Lisa hinter Panzerglas.
Die Mona Lisa in den USA
1961 überzeugte die Gattin des amerikanische Präsidenten John F. Kennedy, Jacqueline Kennedy, den damaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle, das Gemälde in den USA ausstellen zu lassen. In einer aufwändigen Aktion wurde das Gemälde im Januar 1963 unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen über den Atlantik transportiert und in der National Gallery of Art in Washington ausgestellt, kurz darauf im New Yorker Metropolitan Museum of Art.
Der damalige Direktor des Museums Thomas Hoving, schreibt in seinen Memoiren, dass die Mona Lisa dabei eine Nacht lang dem fließenden Wasser einer versehentlich ausgelösten Sprinkleranlage ausgesetzt war. Da sich das Gemälde aber unter wasserabweisenden Panzerglas befand, blieb die Mona Lisa unbeschädigt.
Die Mona Lisa in Japan und Russland
1974 folgte eine zweite Auslandsausstellung in Tokio und Moskau.
Vandalismus
2022 versuchte ein Besucher das Panzerglas der Mona Lisa zu zerschlagen. Als er damit erwartungsgemäß scheiterte, beschmierte er das Glas mit einer Sahnetorte. Um sich dem Gemälde zu nähern, hatte er sich in einen Rollstuhl gesetzt und war als Frau verkleidet. Als Motiv gab er an, es solle an die Erde gedacht werden.
Öffentliche Ausstellung im Pariser Louvre
Das Gemälde befindet sich heute im größten Saal des Pariser Louvre, dem Salle des États.
Bildanalyse
Führende Kunsthistoriker wie Martin Kemp (Oxford, Harvard, Princeton) bringen die Mona Lisa, speziell den rechten Bildhintergrund mit der Darstellung einer Sintflut in Verbindung (s. unten). Diese Bildanalyse folgt dieser Ansicht und führt sie weiter aus. Sie wird begründet mit dem Zusammenspiel von Vexierbildern und komplexen, jedoch sehr klaren geometrischen Beziehungen von hohem Symbolwert, die zwischen markanten Elementen des Gemäldes bestehen. Nach einer allgemeinen Darstellung formaler Besonderheiten des Gemäldes wird deutlich werden, dass Leonardo die Mona Lisa eng mit dem Motiv des Wassers und der darin verborgenen Kraft erdacht hat. Entsprechend bestehen nachweisbare symbolische Verbindungen zu den zwei bekanntesten Sintfluten. Zum einen verwendet Leonardo die in der Bibel genannten Proportionen der Arche Noah für die Proportionen im unteren Drittel des Bildes. Zum anderen zeigt sich in dem Gemälde ein einfaches, aber dennoch komplexes System geometrischer Beziehungen, deren kompositorischer Mittelpunkt im linken Auge der Mona Lisa liegt und die auf die platonischen Körper anspielen. Sie werden erstmals in Platons Buch Timaios beschrieben, dem Buch also, das erstmals berichtet von der sagenhaften Stadt Atlantis und deren Untergang. Für diesen zweiten Aspekt wird dargestellt werden, wie sehr die Person Leonardos von zeitgenössischen Künstlern mit der des Platon gleichgesetzt wurde.
Um die geometrischen Beziehungen, die diese Verbindungen begründen, zweifelsfrei darstellen zu können, wurde für diese Analyse die ungerahmte Version verwendet, die der Louvre auf seiner Website zur Verfügung stellt #.
Bildbeschreibung
Eine Dame im Dreiviertelporträt sitzt auf einem Stuhl. Die Stuhllehne umkreist den Stuhl halbkreisförmig, und ist über kleine Säulen mit der Sitzfläche verbunden. Es sind fünf Säulen zu erkennen.
Der Stuhl ist nach links ausgerichtet, und so wendet sich die Dame über eine leichte Drehung von Hüfte, Schulter und Kopf nach links zum Betrachter. Dabei schaut sie leicht rechts an ihm vorbei auf etwas hinter ihm. Sie lächelt.
Ihre beiden Hände liegen übereinander verschränkt auf der linken Stuhllehne. Die linke Hand hält eine braune Decke, die über die Beine gelegt wurde. Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand sind leicht gespreizt.
Sie trägt ein dunkelgrünes Kleid mit orangenen Ärmeln, die in feine Falten gestaucht wurden. Der dunkelgrüne Teil des Kleides ist an den Ärmeln nach oben umgeschlagen und an der Schulter festgesteckt. Die Naht am Dekolleté ist in feinen Mustern mit orangenen Nähten bestickt. Durch die geraffte Naht fällt das Kleid in feinen Wellen. Ihr Hals und Dekolleté sind unverdeckt. Schmuck trägt sie nicht.
Ihr braunes offenes Haar fällt links und rechts in feinen Locken vom Mittelscheitel her zu ihren Schultern hinab. Ihr Haar bedeckt ein sehr langer Schleier der beinah durchsichtig erscheint. Er wurde nach unten hin zusammengerollt und hängt nun lose über ihrer linken Schulter.
Direkt hinter ihr eine hüfthohe Mauer. Am linken und rechten Bildrand sind die Füße zweier Säulen zu erkennen, die auf der Mauer aufgesetzt sind.
Im Hintergrund eine bergige Landschaft mit Wegen und von Gewässern durchzogen. In der rechten Bildhälfte eine Brücke über einen Fluss.
Das Gemälde ist im unteren Bereich (Decke, Stuhl, und Mauer), sowie in weiten Teilen der Landschaft unvollendet.
I Die sechs Quadranten
Die äußeren Abmessungen des Porträts entsprechen ziemlich genau dem Verhältnis von 2:3. Das Porträt lässt sich daher in sechs annähernd gleich große Quadrate unterteilen. Die Unterteilung der Gemälde in prominent konstruierte Quadrate ist ein wiederkehrendes Motiv in Leonardos drei zweifelsfrei echten Frauenporträts. Es gibt einen klaren Zusammenhang in der Anzahl der Quadrate und dem Zeitpunkt ihrer Entstehung:
um 1491 | Dame mit dem Hermelin | 1 Quadrat |
um 1497 | La Belle Ferronière | 4 Quadrate |
um 1503 | Mona Lisa | 6 Quadrate |
Die Gemälde zeigen auch ansonsten eine gewisse Chronologie. Cecilia Gallerani (Dame mit dem Hermelin) und Lucrezia Crivelli (La Belle Ferronière) waren nacheinander die Mätressen des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza und jeweils die Mutter eines unehelichen Kindes. Leonardo hatte bis 1499 ca. 12 Jahre für den Herzog von Mailand gearbeitet.
Die Dame mit dem Hermelin zeigt keine Architektur oder Landschaft. Bei der Belle Ferronière wurde eine Mauer ins Bild gesetzt, durch die sie sich noch von den Betrachtenden abgrenzt. Ihr Nachfolgeporträt, die Mona Lisa, zeigt nun neben der Mauer zusätzlich noch eine Landschaft. Die Mona Lisa befindet sich nicht mehr hinter der Mauer, sondern davor, in einem Raum mit den Betrachtenden. Aufgrund dieser nicht zufälligen Zusammenhänge ist es naheliegend, die drei Gemälde als Bilder einer Serie zu begreifen. Der kindlich wirkenden Dame mit dem Hermelin, folgte das Porträt einer jungen Erwachsenen und mit der Mona Lisa schließlich eine mütterlich wirkende Dame.
Außerdem ist es für Leonardo typisch, je ein Auge der Dargestellten dadurch hervorzuheben, dass es sich auf einer der beiden klassischen Teilungen der Bildbreite befindet, Halbierung oder goldener Schnitt. Die Mittelsenkrechte der Mona Lisa verläuft durch ihr linkes Auge.

Das obere Ende des Quadrats betont die Augen der Dame (rote Horizontale). Es setzt auf dem goldenen Schnitt der Bildhöhe auf (orange Horizontale), der durch das rechte Auge des Hermelins führt. Mittelsenkrechte und Goldener Schnitt der Bildbreite tangieren jeweils das linke Ende eines Auges der Dame (rote und orange Vertikale)

Die Belle Ferroniere befindet sich in einem Quadrat, dass sich aufgrund weiterer geometrischer Beziehungen im Bereich ihrer Schulter erneut in vier Quadrate teilen lässt. Im Gegensatz zu der früher entstandenen Dame mit dem Hermelin, aber analog zur nachfolgenden Mona Lisa durchläuft die Mittelsenkrechte ihr linkes Auge
II Der goldene Schnitt
Leonardo hat den goldenen Schnitt verwendet, um die Position der Säulenfüße und der Augen festzulegen.
- die Füße der Stützsäulen auf der Mauer befinden sich im goldenen Schnitt der Bildhöhe (untere orange Linie)
- die vorderen Kanten der Säulenfüße markieren die Breite eines goldenes Rechtecks (blau transparente Fläche)
- wird der größere Teil des goldenen Schnitts der Bildhöhe erneut im goldenen Schnitt geteilt, verläuft er nun durch die beiden Augen der Mona Lisa (obere blaue Linie)
Leonardo hat den goldenen Schnitt auch in anderen Gemälden angewendet. Überhaupt ist es bis in die heutige Moderne hinein nicht unüblich, ihn als eine von vielen Proportionen in der Kunst zu verwenden. Da der goldene Schnitt aufgrund seiner mathematischen Eigenschaften als die schönste Proportion gilt, wird mit ihm meist eine Besonderheit eines Kunstwerks hervorgehoben.
Die Mona Lisa ist jedoch das einzige der drei zweifelsfrei echten Leonardo Porträts, dass das linke Auge im Goldenen Schnitt der Bildhöhe betont. Bei der Dame mit dem Hermelin verfehlt eine Teilung wie bei der Mona Lisa das linke Auge, und verläuft knapp darüber, bei der Belle Ferronière wird statt des Auges das Juwel am Stirnband betont.

Die Mona Lisa zeigt den goldenen Schnitt in einer weniger komplexen Form. Interessanter ist dessen Einbindung in diesem Altargemälde. Es hat das Format eines goldenen Rechtecks. Dessen Diagonale führt zum rechten Auge und der Halsbrosche der Madonna. Das Auge des Johannesknaben links ist im goldenen Schnitt der Bildhöhe. Eine goldene Spirale führt zum Auge des Jesusknaben. Die Spirale selbst endet im Dunkel

Die Inszenierung des goldenen Schnitts nimmt den der Mona Lisa vorweg, nur dass hier nicht das Auge, sondern das Juwel am Stirnband betont wird. Außerdem zeigt das Gemälde ebenfalls eine Mauer, hier jedoch abgrenzend im Vordergrund. Die Belle Ferroniere scheint damit in Leonardos Augen auf andere Dinge Wert zu legen, als die Mona Lisa, die, ungewöhnlich für eine Adelige, keinen Schmuck trägt. Der goldene Schnitt betont meist eine wichtige Bildaussage
Mögliche Fortführungen des goldenen Schnitts
Es sind noch weitere Unterteilungen der entstandenen Teilstrecken im goldenen Schnitt möglich (Mouseover). Jedoch verfehlen sie allesamt markante Elemente im Gemälde: das obere Kopfende wird knapp verfehlt, das obere Ende der Schulter wird nicht genau getroffen usw. Wenn dann doch mal z.B. die Nasenspitze oder das Ende des Kopfschleiers unterhalb ihres Mittelscheitels getroffen wird, ist unklar, ob dies in der Absicht Leonardos lag. Wenn Leonardo den goldenen Schnitt klar aufzeigen will, macht er das sehr präzise, wie an den Säulenfüßen und den Augen zu erkennen ist. Weitere Unterteilungen im goldenen Schnitt nach dem Prinzip der stetigen Teilung scheinen lediglich zufällig in der Nähe markanter Bildelemente zu liegen.


Goldene Spirale
Die Kanten der Säulenfüße am linken und rechten Bildrand bilden die Ränder eines goldenen Rechtecks, was auf eine goldene Spirale hindeutet. Im Gegensatz zur Felsgrottenmadonna hat Leonardo keine Bildelemente entlang der goldenen Spirale positioniert.




III Die falschen Perspektiven
Eine Besonderheit des Gemäldes ist die Verwendung mehrerer Perspektiven, was an mehreren Horizontlinien deutlich wird. In der Realität ist das jedoch nicht möglich, es können nicht zur selben Zeit mehrere Horizontlinien sichtbar werden. Entweder ist der Hintergrund also ein gemaltes Bild im Bild, wie etwa die frühen Fotografien gemalte Kulissen im Hintergrund zeigen. Oder aber Leonardo hat Ansichten der Landschaft aus verschiedenen Blickwinkeln übereinandergelegt.
Frontale Darstellung der Mona Lisa
Die porträtierte Dame sitzt auf einem Stuhl und blickt Betrachtende frontal an. Sie befinden sich mit ihr auf Augenhöhe und schauen weder zu ihr herauf, noch auf sie herab.
Zentralperspektive
Ein architektonischer Fluchtpunkt lässt sich bestimmen, sobald mindestens zwei Fluchtlinien im Gemälde eingezeichnet sind. Der Fluchtpunkt einer Zentralperspektive verläuft immer durch den Horizont.
Auch wenn die Architektur im Gemälde sehr reduziert ist, ist sie dennoch vorhanden. Die Mauer hinter der Mona Lisa und die darauf ruhenden Füße der Säulen lassen sich als Fluchtlinien erkennen. Da wo beide Fluchtlinien sich treffen, befindet sich der Fluchtpunkt der Zentralperspektive. Dieser liegt genau im Mittelscheitel der Mona Lisa (weiße Linien). Das bedeutet zugleich, dass sich dort die Horizontlinie der architektonischen Perspektive befindet (weiße Horizontale). Betrachtende blicken also in einem vergleichsweise steilen Winkel von oben auf die Mauer. Diese Ansicht steht aber im Gegensatz zum frontal gemalten Körper der Mona Lisa.
Der blaue Horizont
Das Gemälde zeigt auf den ersten Blick keine klare Horizontlinie. Vielmehr scheint es mehrere zu geben.
Eine erste gemalte Horizontlinie wird durch zwei waagerechte hellblaue Flächen angedeutet (blaue Linie). Auf beiden Seiten ist der Horizont zwar durch Berge verdeckt, doch lässt sich im transparenten Schleier ihres Haares, rechts von ihrem Kopf eine sehr kurze horizontale Linie ausmachen. Diese Linie befindet sich auf derselben Höhe wie eine waagerechte hellblaue Fläche (ein See oder Meer) am linken Bildrand, sowie eine größere hellblaue Fläche auf selber Höhe in der rechten Bildhälfte (auch wieder ein See oder Meer). Diese rechte Fläche ist in einer geraden Linie nach rechts unten hin geneigt (blaue Linie). Eine Gewässerfläche kann jedoch nicht derart schräg erscheinen, sie ist immer nach der Erdoberfläche ausgerichtet. Das Prinzip, das Wasser sich immer gerade ausrichtet, wird z.B. in einer Wasserwaage genutzt. Erst aus größerer Höhe nimmt die Erdoberfläche eine gekrümmte, aber nie schräge Ausrichtung an. Eine “echte” Horizontlinie kann diese Linie daher nicht sein, ebensowenig ein Gewässer, aufgrund des schräg dargestellten Verlaufs auf der rechten Seite.
Der orange Horizont
Eine zweite gemalte Horizontlinie wird durch einen Komplementär-Kontrast angedeutet, der das Gemälde unterhalb des obersten Drittels durchzieht. Die orange-braunen Erdtöne grenzen sich recht scharf entlang einer kreisrunden Linie von einem darüber liegenden blauen Farbfeld ab (grüne Linie). Das für eine reale Landschaft unnatürlich blaue Farbfeld darüber kann aufgrund der Farbgebung und der verschwommenen Formen auch als dunkle Wolkenwand betrachtet werden, z.B. während eines schweren Sturms. Doch für eine Horizontlinie ist diese Linie zu stark gekrümmt (grüne Linie). Für einen derartig rund erscheinenden Horizont müsste aus sehr großer Höhe auf die Erde geschaut werden.
Fazit zu den verschiedenen Horizonten der Mona Lisa
Hinsichtlich der verwendeten Perspektive entsteht zunächst ein unstimmiger Gesamteindruck. Leonardo war ein Meister der Perspektive, so dass malerisches Unvermögen ausgeschlossen werden kann. Möglicherweise zeigt die Hintergrundlandschaft ein Bild im Bild, das heißt eine bemalte Wand oder einen Wandteppich. Das würde zum einen den unfertigen Gesamteindruck erklären und zum anderen die perspektivischen Fehler. Vor allem der Fluchtpunkt der Säulen am Bildrand ist eindeutig fehlerhaft.
Anders verhält es sich, wenn Leonardo die vier Perspektiven (Person, Architektur, blauer und oranger Horizont) als mehrere übereinandergelagerte Ansichten einer Landschaft darstellen wollte, die von immer höheren Standpunkten aus gezeigt wird.
- dann würden Betrachtende zuerst neben der Mona Lisa sitzend auf sie blicken
- die architektonische Horizontlinie liegt hoch im Bild, was bedeutet, dass die Szene von einem niedrigen Standpunkt aus betrachtet wird, der sich aber oberhalb des Kopfes der Mona Lisa befindet, z.b. eine nicht neben ihr sitzende, sondern stehende Person (weiße Linie)
- die blaue Horizontlinie liegt niedriger, was bedeutet, dass die Szene nun von einem höheren Standpunkt aus betrachtet wird, die Horizontlinie neigt sich nur auf der rechten Seite leicht nach unten (blaue Linie)
- die orange Horizontlinie liegt noch niedriger, was bedeutet, dass die Szene nun von einem noch höheren Standpunkt aus betrachtet wird, die Horizontlinie ist stark gekrümmt (grüne Linie)
Die Reihenfolge kann auch umgekehrt werden. Dann würden Betrachtende die Mona Lisa zuerst aus großer Höhe erblicken und sich dann in drei Stufen zu ihr hinab auf Augenhöhe begeben. Das Motiv der großen Höhe, des in die Luftaufsteigens ist ein zentrales Motiv in Leonardos Leben. Um 1505, zwei Jahre nach Beginn der Arbeiten an der Mona Lisa machte Leonardo Flugversuche mit den von ihm konstruierten Flugmaschinen am Schwanenberg bei Florenz. Er entwickelte Flugschrauben (Helikopter) und er erfand einen funktionstüchtigen Fallschirm, der senkrecht nach unten gleitet.



IV Das Motiv des Wassers
Eines der Leitmotive in Leonardos Werk ist das Wasser und die damit verbundene Kraft der Bewegung. Drei Jahre vor Beginn der Arbeiten an der Mona Lisa, hielt sich Leonardo um 1500 in Venedig auf. Die Republik kämpfte zu der Zeit gegen die Osmanen, die vom Balkan her Italien bedrohten. Leonardo empfahl den Bau eines Staudamms, der bei seiner Zerstörung die Armeen des Sultans vernichten sollte. Vermutlich in diesem Zusammenhang sind Zeichnungen einer alles zerstörenden Sintflut entstanden.



Leonardo wird als der erste Wissenschaftler seit der Antike angesehen, der sich systematisch mit der Strömungslehre auseinandersetzte, einem Teilgebiet der Physik

Die transparent gemalten Raffungen im Brustbereich des Kleides werden von vielen Autoren mit dem Anblick fallendem Wassers in Verbindung gebracht
Rechter Bildhintergrund: Wassermassen
Formal lässt sich das Gemälde aufgrund des Seitenverhältnisses von 2:3 in sechs Quadrate teilen. Die vertikale Teilung des Bildes wird betont durch die Mittelsenkrechte, die durch das linke Auge der Mona Lisa führt. Die Landschaft befindet sich jeweils in zwei Quadranten links und rechts von der Mona Lisa. Sie zeigt auf der linken Seite einen anderen Charakter, als auf der rechten Seite.
Zunächst wird die rechte Landschaft für sich betrachtet. Dafür wird die linke Bildhälfte und die Silhouette der Mona Lisa eingefärbt IV. In der wenig ausgearbeiteten Landschaft sind zwei Akzente gesetzt. Der erste Akzent ist eine Brücke. Sie befindet sich direkt unterhalb des ersten Drittels der zwei Quadrate. Die Brücke wirkt als optischer Mittelpunkt eines ruhig und idyllisch anmutenden Bereichs mit orangenen und hellen Farbtönen.
Darüber bäumt sich im Komplementärkontrast zum unteren Orange eine gewaltige blaue Fläche auf. Sie beginnt bzw. endet auf Höhe des Goldenen Schnitts der beiden Quadrate (orange Horizontale). Im Kontext der Landschaft soll es sich um Gebirge handeln, auf dem sich ein großflächiger See befindet. Dafür erscheint die Felswand jedoch zu blau, und das Gewässer ist nicht waagerecht. Auch wenn sich das Gemälde über die Jahrhunderte farblich leicht verändert hat, führte das nicht dazu, dass die Berge heute blauer erscheinen, als von Leonardo gemalt. Eine gut erhaltene, parallel zur Mona Lisa entstandene Kopie durch Francesco Melzi zeigt ebenfalls diese für ein Gebirge unnatürlich wirkende Farbgebung.
Die blaue Fläche kann demnach keine Berge darstellen. Vielmehr scheint es sich um Wassermassen zu handeln. Es entsteht der Eindruck einer sich gigantisch aufbäumenden Flutwelle, wie es z.B. der Leonardo-Experte Martin Kemp bemerkt. Sie scheint ins Tal hinabzurasen und droht dabei alles zu vernichten, was sich ihr entgegenstellt. Um ihre enorme Größe abschätzen zu können, wurde ihr eine Brücke vorangestellt. Die Brücke ist die einzige menschengemachte Struktur in der Hintergrundlandschaft.

Es konnte gezeigt werden, dass das Werk parallel zur Mona Lisa entstand, da verschiedene Farbschichten dieselben kompositorischen Änderungen zeigen. Wie beim Original ist auch hier der Hintergrund durch Orange- und Blautöne streng getrennt. Daneben wird deutlich, dass Melzi kopierte, ohne den Charakter des Originals einfangen zu können

Im direkten Größenvergleich mit der Brücke wirkt die Flutwelle gigantisch
Die Brücke
Die Brücke besteht aus 3, 4 oder 5 Bögen, das ist nicht zweifelsfrei zu erkennen. Interessant ist die Feststellung, dass die Brücke um ziemlich genau 5° nach rechts oben geneigt ist (blaue Linie). Dieser Winkel ist symbolisch, denn er entspricht der Bahnneigung des Mondes (5,145°), einer seit der Antike bekannten astronomischen Größe. Das Motiv von Ebbe und Flut ist unweigerlich mit dem Mond verknüpft. Dessen Anziehungskraft ist die kosmische Ursache für das periodisch wiederkehrende Anheben der Weltmeere.

Klar zu erkennen sind 3 Bögen. Ein heller Strich links könnte einen 4. Bogen meinen (oder eine spätere Übermalung sein). Rechts könnte ein 5. Bogen den sandigen Teil des Ufers überspannen. Möglicherweise ist die irritierende Art der Darstellung beabsichtigt, denn 3, 4 und 5 sind symbolische Zahlen der klassischen Geometrie. Sie sind dort als "Pythagoreisches Tripel" bekannt (Satz des Pythagoras). Geometrie und Architektur sind eng miteinander verbunden
Die Flutwelle der Mona Lisa bei Martin Kemp
Martin Kemp war Professor für Kunstgeschichte an der University of Oxford mit Gastprofessuren in Harvard und Princeton und gilt als der weltweit renommierteste Leonardo-Experte. Er formuliert die Sintflutdarstellung in Leonardos Mona Lisa:
"Die auf zwei Ebenen angesiedelte Landschaft der Mona Lisa - die höher gelegene Wasserfläche auf der rechten Seite [des Bildes] befindet sich oberhalb ihrer natürlichen Position - ist die Quintessenz dessen, was Leonardo beim Nachdenken über hoch und niedrig gelegene Orte in der Toskana erfahren hatte. Die Instabilität eines der Berge links des Kopfes [d.h. von ihr aus gesehen links], der einen extrem ausgeprägten Felsvorsprung aufweist und darunter stark eingeschnitten ist, deutet an, daß sich die Dinge zu einem unbekannten Zeitpunkt in der Zukunft radikal verändern werden. Es steht eine gewaltige Veränderung bevor, bei der die sanft mäandernden [kurvenreich verlaufenden] Flußläufe im Flachland unter dem Balkon der Mona Lisa mit der säuberlich gefertigten Brücke von einer force majeur [gewaltigen Kraft] überrascht und umgestaltet werden und gegenüber der jeder menschliche Ingenieur ohnmächtig ist".
(Kemp, Martin [2005]: Leonardo. München: Verlag C.H. Beck oHG, S. 176 f.)
Kemp ist demnach der Auffassung, dass Leonardo die gewaltige Kraft des ins Tal stürzenden Wassers aufzeigen wollte. Kemp macht diese Ausführungen im Kapitel 'Meister des Wassers', speziell im Zusammenhang mit Leonardos Versuchen, die unbändige Kraft des Wassers nutzbar zu machen.

Leonardo fertigte um 1500 eine Bildserie aus etwa 10 Zeichnungen dieser Art an. Sie zeigen die zerstörerische Kraft des Wassers. In dieser Darstellung sind im linken oberen Bildhintergrund Gebäude einer Stadt kaum noch zu erkennen. Im rechten Vordergrund ein hoher massiver Felsen, auf ihm ein herrschaftliches Anwesen
V Sintflut
Wenn Leonardo eine so gewaltige Flutwelle andeutet, dann muss er dabei auch die berühmteste Sintflut der Menschheit im Sinn gehabt haben. Die Sintflut nämlich, mit der der biblische Gott alles Übel auf der Welt auszulöschen gedachte. Zuvor hatte er den Noah gewarnt, er solle sich mit seiner Familie und zahlreichen Tieren auf eine selbstgebaute Arche retten.
Die Silhouette
Und tatsächlich erscheint die rechte Silhouette der Mona Lisa als eine von hinten betrachtete Person im Gegenlicht, die aus einem Fenster nach draußen schaut, die Flutwelle noch in weiter Ferne (V, Mouseover) Dabei muss es sich dann um einen Blick von Noahs Arche handeln. In der Ferne ist nur auf der rechten Bildhälfte über der dunklen Wolkenwand ein heller Sonnenschein zu erkennen. Sicher verweist er auf das Ende der Sintflut:
“Im sechshundertersten Jahr Noahs, am ersten Tag des ersten Monats, hatte sich das Wasser verlaufen. Da entfernte Noah das Verdeck der Arche, blickte hinaus, und siehe: Die Erdoberfläche war trocken.” (gen 8, 13)
Leonardo hätte die Mona Lisa nicht so malen müssen, dass sie sich rundherum durch eine dunkle Farbe vom Hintergrund abhebt. Das tat er, um ihre Silhouette zu betonen. Ebenso wie er das Gemälde durch eine Mittelsenkrechte durch Mona Lisas Auge in eine linke und in eine rechte Hälfte teilte.
Die Maße der Arche Noah
Leonardo betont den Zusammenhang mit der Sintflut Noahs, indem er die in der Bibel genannten Maße von Noahs Arche für das untere Drittel des Bildes benutzt:
“Mach dir eine Arche aus Zypressenholz! Statte sie mit Kammern aus, und dichte sie innen und außen mit Pech ab!
So sollst du die Arche bauen: Dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch soll sie sein. Mach der Arche ein Dach und hebe es genau um eine Elle nach oben an! Den Eingang der Arche bring an der Seite an! Richte ein unteres, ein zweites und ein drittes Stockwerk ein!” (gen 6, 14-16).
Die Arche hatte demnach die Maße des goldenen Schnitts:
- Sie war 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch
- Das Verhältnis der Seitenlängen war damit (durch 10) 30:5:3
- Das Verhältnis von Breite und Höhe war also 3:5 (0,6). Das verweist auf den goldenen Schnitt, denn 3 und 5 sind Fibonacci Zahlen
- Das Dach sollte zusätzlich noch um eine Elle angehoben werden. Die Arche war am höchsten Punkt also 30+1 Ellen hoch
- Das Verhältnis von 31:50 (Höhe des Dachs und Breite der Arche) war demnach 0,62. Das Verhältnis des goldenen Schnitts läge bei 0,618
- Eine Arche der Breite 1 hatte also ein angehobenes Dach mit einer Höhe zwischen 0,6 und 0,62
Noch dazu sollte der Eingang der Arche an der Seite sein.

Höhe und Breite stehen zueinander im Goldenen Schnitt. Der Eingang befindet sich seitlich (hier mittig). Die Bibel macht keine genauen Angaben zu seiner Position. Die drei Stockwerke der Arche werden durch transparente Flächen gekennzeichnet. Sie dritteln die Höhe der Arche

Über dem Eingang wurde ein Rechteck mit den Proportionen des Mona Lisa Gemäldes ergänzt (2:3), dessen goldener Schnitt sich am Dach der Arche befindet. Vor dem Hintergrund der Flutwelle am rechten Bildrand des Gemäldes wird deutlich, dass Leonardo die geometrische Bildkomposition auch nach den biblischen Angaben zu Noahs Arche angelegt hat
Die Maße der Mauer
Leonardo nutzt die in der Bibel genannten Maße der Arche Noahs für die geometrischen Beziehungen im unteren Drittel des Bildes V.
- Wird die Höhe der Mauer bis zur unteren Kante der Brüstung (obere grüne Linie) um 1/30 erweitert, führt dies zur Höhe der Säulenfüße, d.h. dem goldenen Schnitt der Bildhöhe (orange Linie). Das Dach von Noahs Arche sollte um 1/30 angehoben werden
- Wird die Höhe der Mauer gedrittelt, führt sie entlang der oberen Kante der Stuhllehne (Mouseover, grüne Linien). Es braucht nur wenig Fantasie den Eingang der Arche in der Lücke zwischen der ersten beiden Säulen von Mona Lisas Stuhl zu erkennen, auch wenn dieser durch eine halbkreisförmige Stuhllehne gebildet wird und dadurch nicht ganz waagerecht ist. Insgesamt bestätigt sich dennoch der Eindruck eines Eingangsbereichs, der damit das erste Stockwerk von Noahs Arche bildet. Der Eingang liegt genau in der Mitte des Bildes. Die Arche wäre damit von der Seite her abgebildet
Die verwendete geometrische Symbolik verweist klar auf die Maße von Noahs Arche und bestätigt damit das Motiv des Wassers als biblische Sintflut.


Im Gegensatz zur Mona Lisa kann ohne aufsetzende Säulen oder ähnliches kein Fluchtpunkt einer Zentralperspektive bestimmt werden

Im Vergleich zur Mona Lisa ist die Einteilung der Mauer in drei gleich große Abschnitte hier klar erkennbar. Das zeigt erneut einen Zusammenhang mit der Mona Lisa, dem nachfolgenden Porträt
VI Das gleichseitige Dreieck
Erstaunliches ergibt sich, wenn die Mauerhöhe nicht gedrittelt, sondern stattdessen halbiert wird. Die Idee dazu gibt eine nur fein angedeutete, waagerecht verlaufende Linie, die am linken und rechten Bildrand zu erkennen ist. Die in der grundlegenden Komposition identische und zeitgleich entstandene Kopie durch Francesco Melzi zeigt diese Unterteilung ebenfalls.



Bei der zeitgleichen Kopie Melzis zeigt sich ebenfalls die Teilung auf der halben Höhe des sichtbaren Teils der Mauer (grau und orange)
Weitere Geometrische Beziehungen der Hintergrundmauer
- auf der halben Mauerhöhe kann ein gleichschenkliges Dreieck mit den Innenwinkeln von 30°, 30° und 120° errichtet werden (weiß-transparente Fläche). Ein solches Dreieck entsteht durch die Winkelhalbierenden in einem gleichseitigen Dreieck. Die Spitze des Dreiecks berührt den goldenen Schnitt der Bildhöhe (orange Horizontale)
- vom linken Auge der Mona Lisa, das bereits durch die Mittelsenkrechte betont wird, lassen sich zwei Linien zur Basis des gleichschenkligen Dreiecks ziehen. Es entsteht ein gleichseitiges Dreieck, d.h. die Innenwinkel sind 60° groß (weiße Schrägen)
- der Abstand von Auge und Spitze des gleichschenkligen Dreiecks entspricht dem Abstand der Säulenfüße zum unteren Bildrand, d.h. dem goldenen Schnitt der Bildhöhe (weiße, mittige Vertikale)
- ein gleichseitiges Dreieck mit eingezeichneten Winkelhalbierenden ähnelt in einer bestimmten Perspektive der Form eines Tetraeders
Möglicherweise sind diese Beziehungen hinsichtlich des grundlegenden Bildformats von 2:3 rechnerisch nicht exakt, doch liegen die Punkte optisch so nah zusammen, dass ein Zufall denkbar ist, aber vermutlich eher eine geometrisch-konstruktive Absicht dahinter stand. Es ist unwahrscheinlich, dass der Bildausschnitt zufällig so gewählt wurde, dass die Markierung der Dreiecksbasis sich genau auf der Hälfte der Höhe einer Mauer im Bildhintergrund zeigt. Leonardo muss die Mauer bewusst an der Stelle unterteilt haben.
Zusammenarbeit mit Luca Pacioli
Leonardo und der bedeutende Mathematiker Luca Pacioli standen kurz vor der Entstehungszeit der Mona Lisa (ab 1503) in engem Kontakt. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstlern fand im Rahmen von Paciolis Buch "Divina proportione" statt, das sich mit dem goldenen Schnitt in der Natur und seiner Anwendung in der Kunst befasste. Um 1500 fertigte Leonardo zahlreiche Illustrationen für dieses Werk an, darunter auch Zeichnungen der platonischen Körper wie das Tetraeder. Diese geometrischen Körper wurden in einer neuartigen Skelettstruktur dargestellt, die die räumlichen Beziehungen der Körper besser zur Geltung brachte. Die intensive Auseinandersetzung mit geometrischen Untersuchungen setzte Leonardo ab 1501 fort, wie aus seinen Notizbüchern und zeitgenössischen Briefen hervorgeht.


Eine Seite aus dem Manuskript von Paciolis Buch "Divina proportione" ('Göttliche Teilung'). Die 60 Illustrationen geometrischer Körper wurden in dieser völlig neuartigen Skelletstruktur dargestellt. Sie erhöht die Anschaulichkeit enorm
Linke Hintergrundlandschaft
Bis hierhin wurde nur die rechte Hintergrundlandschaft betrachtet. Es konnte gezeigt werden, dass diese Landschaft von einer Flutwelle bedroht wird, die auf die biblische Sintfluterzählung verweist. Dieser bildlichen Darstellung entspricht die geometrische Konstruktion im unteren Drittel des Bildes, die die in der Bibel angegebenen Maße der Arche Noah übernimmt. Darauf aufbauend verweist ein, durch ein gleichseitiges Dreieck betontes, linkes Auge der Mona Lisa auf die Mitte des Bildes.
Mit der Feststellung, dass das Gemälde einige geometrische Besonderheiten hat, soll nun die linke Seite des Bildes näher untersucht werden.
Das Platon-Motiv
Leonardo wurde von zeitgenössischen Künstlern als Entsprechung des Platon verehrt. Platon war ein bedeutender antiker griechischer Philosoph, Schüler von Sokrates und Lehrer von Aristoteles. Er gründete in Athen eine Schule für höhere Bildung. Die “Akademeia” lag nahe des Akademos Heiligtum, wonach sie benannt wurde. Der moderne Begriff “Akademie” leitet sich von Platons Schule ab. Der Legende nach soll sich über dem Eingang der Akademie eine Inschrift befunden haben: “Ohne Kenntnis der Geometrie soll keiner eintreten”. Platon versuchte eine ganzheitliche Synthese zu schaffen aus Naturwissenschaften, metaphysischen Ideen, ethischen Prinzipien und politischen Theorien.
Das Buch Timaios (ital. “Timeo”)
Zu den bekanntesten Werken Platons gehört das Buch Timaios. Es enthält zwei Themen, deren Zusammenhang nicht sofort offensichtlich ist. Zum einen wird dort erstmals von der sagenhaften Stadt Atlantis berichtet und eindrucksvoll beschrieben, wie sie nach einer gewaltigen Flut im Meer versank. Es enthält außerdem die Erklärung der nach Platon benannten platonischen Körper. Die Verbindung von Flut und Geometrie in Timaios stellt einen Zusammenhang mit Leonardos Mona Lisa dar.
Raffel zeigt Leonardo als Platon mit Timaios
Nachdem Leonardo ab 1508 der Mona Lisa ihr heutiges Aussehen gab, wurde er von dem jüngeren Raffael als Platon dargestellt ("Schule von Athen", 1510-1511). Platon hält dort das Buch Timaios in der Hand. Raffael hatte einige Jahre zuvor die ursprüngliche Version der Mona Lisa in Leonardos Werkstatt in Florenz gesehen und in drei Gemälden imitiert.

Das Bild zeigt die idealisierte Baustelle des Petersdoms. Außerdem werden die vier zeitgenössischen Künstler als antike Personen dargestellt, die am Bau des Petersdoms beteiligt waren oder sein werden: Leonardo (Ideengeber), Bramante (erster Architekt), Raffael (zweiter Architekt) und Michelangelo (vierter Architekt)


Leonardos Akademie
Der jüngere Raffael könnte Leonardo aus einem allgemeinen Gefühl des Respekts heraus als Platon dargestellt haben. Es könnte aber auch Ausdruck eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses gewesen sein, in welcher Leonardos Werkstatt als Akademie im Sinne Platons verstanden wurde. Leonardo selbst fertigte um 1500, während eines kurzen Aufenthalts in Venedig, mehrere Zeichnungen mit geometrischen Flechtmustern an. In deren Mitte schrieb Leonardo in Anlehnung an Platons Akademie “Leonardo Academia”, die das Wort "Vici" umrahmen (lat. 'Ich habe gewonnen').

In der Mitte "LEONARDO ACADEMIA" um das Wort "VICI" (lat. 'gewonnen') im roten Siegel. Interessanterweise haben "Vici" und Leonardos Nachname Vinci denselben Wortstamm. Das lateinische Vinci ist der Passiv von "vincere", im Sinne von 'besiegt werden'

Geometrisches Flechtwerk ist das verbindende Element in den drei zweifelsfrei echten Frauenporträts von Leonardo.
Es ist ein Wortspiel mit "Vinci", dem Imperativ vom lateinischen/ italienischen "vincire" (nicht zu verwechseln mit "vincere"), was soviel heißt, wie 'etwas verbinden'. Es kann aber auch fesseln bedeuten, im Sinne von den Blick fesseln. "Vinci" bedeutet also "Fessle!"

VII Vexierbild – Die Familie
Leonardos Gemälde zeigen neben der offenkundigen Abbildung stets noch weitere, mehr oder weniger schwer zu entdeckende verborgene Abbildungen. Hierfür verwendete Maltechniken werden unter dem Begriff Vexierbild zusammengefasst. Leonardo zeigt in seinem gesamten Werk, dass er mit der Ähnlichkeit von Abbildungen spielte, nicht nur in seinen Gemälden.

Ein nach vorn gerichteter Mund wurde so platziert, dass er die Augen eines Gesichts formt

Die Beine der hinteren Anna könnten ebenso die Beine einer stehenden Maria sein


Der Kopf des ungläubigen Thomas (links, genannt der Zwilling) scheint dem Körper des anderen zu entwachsen

Die linke Gesichtshälfte schaut frontal auf Betrachtende

Die Mütterliche
Die Mona Lisa wird häufig mit mütterlichen Eigenschaften beschrieben: sanftmütig, warmherzig und fürsorglich. Wenigen ist bewusst, dass Leonardo dieses unbestimmte Gefühl unter anderem durch verborgene Bilder betont.
Der Väterliche
Auf der rechten Seite des Bildes ist die Kontur eines unnatürlich fallenden, beinah transparenten Schleiers zu erkennen VII. Im Zusammenspiel mit ihren rötlich-braunen, wellenförmig fallenden Locken lässt sich die Gesichtsform eines bärtigen, älteren Mannes erkennen, der andächtig nach links unten in Richtung des linken Säulenfußes blickt (Mouseover). Der Kopf ist kleiner als der der Mona Lisa, er muss sich also hinter hier befinden.
Das Kind
Die Haare der Mona Lisa scheinen über ihre rechte Schulter nach unten bis zum Ellbogen zu fallen. Bei näheren Hinsehen wird deutlich, dass die haarartige Strukur auf ihrer rechten Schulter der sich stark stauchende transparente Schleier ist, der ihren Kopf und die Schultern bedeckt. Dennoch erscheint der Bereich der rechten Schulter wie ein Teil ihrer Frisur. Es entsteht der Eindruck, dass die Mona Lisa vom linken Bildrand her von einem jüngeren Kind umarmt wird, dass sein Gesicht in ihre rechte Seite gräbt. Besonders beeindruckend ist die Darstellung des rechten Arms der Mona Lisa, der nun zum rechten Arm des Kindes wird.
Leonardos zwei Jahre zuvor begonnenes, aber 1503 noch unfertiges Gemälde “Anna selbdritt” spielt ebenfalls mit einer verfremdeten Variante des Themas von Vater, Mutter und Kind. Leonardo hat die Arbeit daran vermutlich zeitgleich mit der Mona Lisa ab 1508 fortgeführt, als er sich nach acht unruhigen Jahren wieder in Mailand aufhielt.



VIII Platons Dreiecke
Der alte Mann im Haar der Mona Lisa betrachtet mit dem linken Säulenfuß einen gestauchten Würfel, auf dem sich eine gestauchte Kugel befindet VII. Die Säulenfüße sind auf der linken Seite scharfkantiger ausgearbeitet, als auf der beinah transparent erscheinenden rechten Seite, wodurch er zusätzlich betont wird. Die Säulenfüße befinden sich zudem im goldenen Schnitt der Bildhöhe. Zusammen mit dem Mittelscheitel der Mona Lisa bilden die Ecken der Säulenfüße die perspektivischen Fluchtlinien des Gemäldes III. Der alte Mann schaut daher nicht grundlos auf genau diese Stelle. Er lädt dazu ein, weitere geometrische Besonderheiten des Gemäldes zu entdecken. Beinah scherzhaft wirkt nun das Kind auf der linken Seite, dass sich angesichts dieser Aufgabe in die Arme seiner Mutter flüchtet.
Die platonischen Körper und ihre Winkel
Die platonischen Körper sind Tetraeder, Oktaeder, Würfel, Dodekaeder und Ikosaeder.






Alle fünf platonischen Körper bestehen aus nur drei Grundformen: gleichseitiges Dreieck, Quadrat und regelmäßiges Fünfeck. Jede dieser Formen hat spezifische Winkel. Nach ihrer Größe sortiert sind das:
30°, 45°, 54°, 60°, 72°, 90°, 108° und 120°.

Die Winkel sind 60°, 120° und 30°

Die Winkel sind 90° und 45°

Die Winkel sind 108°, 72° und 54°
Leonardos geometrische Symbolik
Leonardos Bildkonstruktionen sind stark geometrisch betont. Grundlage sind Proportionen, Winkel und Formen. Für diese nutzt er fast ausschließlich die Winkel, die sich aus den zweidimensionalen Grundformen der platonischen Körper ergeben. Einige Beispiele:

Die rechten Augen der vier Figuren können durch einen Kreis verbunden werden. Sie bilden zudem Dreiecke mit symbolischen Winkeln: 45°, 90° und 45° (gelbes Dreieck), sowie 30°, 60° und 90° (blaues Dreieck). Die Spitze des oberen Dreiecks liegt genau rechts vom Auge der Madonna

Der goldene Schnitt der Bildhöhe und der Bildbreite (orange Linien) sowie die Mittelsenkrechte (rote Linie) bilden ein gleichschenkliges Dreieck mit 30°, 120° und 30°. Seine Ecken befinden sich am rechten Ohr und den beiden Augen des Hermelins

Zwei auf der Mauer aufsetzende Quadrate sind halb so hoch wie die Dame.
An der linken Schulter sind Bänder mit feinen Knoten am Kleid befestigt. Sie bilden ein gleichschenkliges Dreieck aus 30°, 120° und 30°. Die Basis des Dreiecks befindet sich im goldenen Schnitt der Höhe des rechten unteren Quadrats

Die Hände und der Kopf des Jesus formen ein gleichseitiges Dreieck
Die Winkel der Dreiecke in der Mona Lisa
Wie auch in seinen anderen Gemälden hat Leonardo für die Mona Lisa die Winkel der drei Grundformen der platonischen Körper für die Bildkonstruktion verwendet. Eine Besonderheit stellt jedoch deren wasserfallartige Anordnung dar. Leonardo verband markante Bildelemente durch Dreiecke, deren Spitzenwinkel von oben nach unten größer werden. Ein Spitzenwinkel ist die obere Spitze eines Dreiecks. So zeigt er nacheinander 60°, 72°, 90° und 120°. Diese Winkel stehen nacheinander mit gleichseitigen 3-Eck, gleichseitigen 5-Eck, gleichseitigen 4-Eck (Quadrat) und gleichseitigen 6-Eck in Verbindung.
coming soon
Das Auge der Mona Lisa
Es ist deutlich geworden, dass Leonardos Mona Lisa klar nach geometrischen Proportionen und Winkeln komponiert wurde. Von besonderer Bedeutung scheint dabei das linke Auge der Mona Lisa zu sein, dass in mehrfacher Hinsicht ein Zentrum der Komposition darstellt.
Die Malerei als Kunstform ist die Kunst des Sehens, dem Sinn, der dem Auge zugeordnet wird. Daher wird das Auge der Mona Lisa in dem Gemälde so betont. Die Komplexität mit der Leonardo die darauf aufbauenden geometrischen Beziehungen miteinander verknüpft, ist überaus beeindruckend. Insgesamt scheint es sich dabei um ein Spiel mit der Geometrie zu handeln, speziell der der platonischen Körper.
Eine Bildteilung in linke und rechte Hälfte, entlang der Mittelsenkrechten, durch das linke Auge der Mona Lisa, stellt einen Ausgangspunkt dar, für Winkel und Proportionen, die die Grundformen der platonischen Körper bilden: regelmäßiges 3-Eck, 4-Eck und 5-Eck. Leonardo hat diese Formen so konstruiert, dass sie jeweils einen Winkel oder eine Proportion aus einer anderen Form enthalten, und so auf sie verweisen. Aus dieser Verkettung lässt sich eine Reihenfolge ableiten, die, nach einer ersten Teilung auf der Mittelsenkrechten, von einem 5-Eck (entlang der Mittelsenkrechten), über ein 3-Eck (mit der Proportion des goldenen Schnitts) zu einem 4-Eck führt (nach Konstruktion eines Dreiecks).




Das größte Vergnügen ist die Erkenntnis
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Quellen
Website des ausstellenden Museums: Louvre-Museum, Paris
Frank Zöllner, Leonardo, Taschen (2019)
Martin Kemp, Leonardo, C.H. Beck (2008)
Charles Niccholl, Leonardo da Vinci: Die Biographie, Fischer (2019)
Johannes Itten, Bildanalysen, Ravensburger (1988)
Robert Descharnes und Gilles Néret, Dali – Das malerische Werk, Taschen (2001)
Die Bibel, Einheitsübersetzung, Altes und Neues Testament, Pattloch Verlag (1992)
Platon, Timaios, Holzinger (2016)
Besonders empfehlenswert
Marianne Schneider, Das große Leonardo Buch – Sein Leben und Werk in Zeugnissen, Selbstzeugnissen und Dokumenten, Schirmer/ Mosel (2019)
Leonardo da Vinci, Schriften zur Malerei und sämtliche Gemälde, Schirmer/ Mosel (2011)
Nobody is perfect - das gilt auch für nicofranz.art!
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