Nico Franz

1981 Cottbus, DE

Von der Dualität der Kunst, 2020

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Von der Dualität der Kunst, 2020

Bildbeschreibung

Zu sehen ist ein dreidimensionales Objekt. Da das Objekt nur in einer digitalen Version und nicht physisch vorliegt, kann über die Maße nichts gesagt werden.

Der Objektträger

Der Objektträger ist eine vermutlich mit rotem Samt überzogene sehr dünne Tafel aus unbekannten Material. Darauf wurden, vertikal und horizontal mittig zentriert, zehn hohle Prismen mit dreieckiger Grundfläche montiert, die vertikal und direkt nebeneinander angeordnet sind. Die dreieckigen Grundflächen sind gleichseitig, wobei die Spitze des rechten Winkels auf die Betrachter zeigt. Dieser Gemäldetypus wird Riefelbild genannt.

Die linke Seite des Prismas

Bei frontaler Betrachtung des Objekts sind auf den linken Flächen der Prismen Fragmente des Gemäldes Ginevra de' Benci abgebildet, das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird (*1452). Nico Franz hat das Original des Bildes verändert und um das mittige rechte Auge der Ginevra ein von einem goldenen Strahlenkranz umgebendes gleichseitiges Dreieck aufgezogen. Es ist Teil des finalen Schlussbildes seiner vielbeachteten Analyse der geometrischen Beziehungen in dem Gemälde. Sie sind Ausgangspunkt seiner These, dass das Gemälde nicht von Leonardo da Vinci gemalt worden sein kann und von einem Autor des späten 18.Jh. gemalt worden sein muss.

Die rechte Seite des Prismas

Auf der rechten Seite zeigen die Fragmente die Rückseite des großen Siegels der USA auf schwarzem Grund. Die grüne Färbung lässt darauf schließen, dass es der Rückseite der 1-Dollar-Banknote der USA entnommen wurde, wo es in dieser Form dargestellt wird. Bei beiden Bildern handelt es sich um Kopien der Originale.

Aufhängung des Objekts

Der Objektträger selbst ist beweglich und kann entlang der mittig angelegten y-Achse um jeweils 90 Grad nach links und rechts gedreht werden. Im Winkel von 30 Grad gedreht, wird durch die veränderte Perspektive die Fragmentierung aufgehoben. Es ist dann entweder das Bildnis der Ginevra de' Benci, bzw. des großen Siegels der USA sichtbar.

Von der Dualität der Kunst - isometrische Perspektive
Isometrische Ansicht des Werks
Nico Franz hat die Flächen als Prismen angeordnet
Von der Dualität der Kunst - Ansicht von unten
Vetikale Ansicht
Das hohle Prisma hat die Grundform eines gleichseitigen Dreiecks

Bilderläuterung

Der Stuttgarter Kopist Nico Franz bedient sich hier einer Idee, die auf ​​​​​​ein Werk aus dem Umkreis von Guido Reni (17.Jh.) zurückgeht. Dieser zeigte ein Riefelbild mit Porträts von Jesus und Maria. Nico Franz sah das Werk 2019 anlässlich einer Op-Art Ausstellung im Stuttgarter Kunstmuseum. Er war begeistert.

Nico Franz zum Anlass des Werkes

Die Dualität der Kunst ist eines der bestimmenden Themen im künstlerischen Wirken von Nico Franz: "Viel zu lange suchte ich nach einer Möglichkeit, widerstrebende Kopien so zusammenzuführen, dass sie als Eins erscheinen und doch ihre gegensätzliche Ausdruckskraft bewahren können. Ich war ein Narr nicht an den dritten Raum zu denken. Im zweiten konnte es mir nicht gelingen. Renis Werk war in dieser Hinsicht für mich eine tiefe Einsicht". Nico Franz kopierte das Werk von Reni in den digitalen Raum und nahm einige Veränderungen vor. Das Riefelbild ist nun nicht mehr fest an einer Wand montiert, damit es vom Betrachter "jetzt nicht mehr aktiv umgangen werden muss". Darüber hinaus hat sich Nico Franz zu diesem kopistischen Meisterwerk nicht mehr geäußert.

Die schlechtere Kopie?

Sein beständig vorgebrachtes Credo von einer Dynamisierung der Kunst stellt im Hinblick auf das Werk von Reni überraschenderweise einen Rückschritt dar. Der Betrachter wird bei Nico Franz in eine passive Rolle gezwungen, das Rätselhafte wird direkt aufgelöst, der Betrachter kommt gar nicht erst in die Verlegenheit das Werk durch Umgehen für sich erschließen zu müssen. Der so zur Passivität degradierte Betrachter hat nach der Vorführung keine Möglichkeit das Gesehene zu wiederholen oder den Betrachtungswinkel zu individualisieren. Eine Deutung über den Prozess des aktiven Erschließens des Werkes durch den Betrachter, wie es bei Reni möglich ist, kann somit bei Nico Franz nicht im Vordergrund gestanden haben.

Der zeitliche Zusammenhang zur Bildanalyse der Ginevra de' Benci

Die von Reni abweichende Auswahl der Gemälde für die Oberflächen der Prismen wirkt zunächst willkürlich, immerhin sind es zwei in Stil und Sujet verschieden wirkende Darstellungen. Doch eine Interpretation der Selektion wäre hier zu gewagt und mutmaßlich zu ausschweifend. Sicher festgestellt werden kann der Zusammenhang zur geometrischen Analyse des Bildnisses der Ginevra de' Benci, die Nico Franz etwa zu dieser Zeit durchführte. Die Ähnlichkeit der Dreiecksformen in den Prismen, der Pyramide im großen Siegel der USA und der Bildkonstruktion der Ginevra de' Benci sind offensichtlich.

Der Titel des Werks

Welche Dualität der Titel des Werks "Von der Dualität der Kunst" nun meint, wurde von Nico Franz nie näher ausgeführt, und so bleibt diese Frage im Unklaren. Oft wird vermutet Nico Franz meinte den Widerspruch zwischen den Anforderungen des Kapitals und dem Wirken der Kunst. Eine frühere Version "Habgier und Geiz", zwischenzeitlich zerstört, zeigt exakt dieselbe Werkkomposition. Lediglich die Bilder auf den Prismen waren andere, und die Farbe des Rahmens.

Das nährt den Verdacht Nico Franz wäre es bei der Betitelung dieses Werkes nicht um die Auswahl der Bilder gegangen und der Titel würde sich auf die dreidimensionale Grundstruktur des Werkes selbst beziehen. So soll letztlich wohl auch dieses Werk, wie jedes andere kopistische Werk, als dem kopistischen Kanon folgende Übersetzung in die digitale Welt verstanden werden und somit als Modernisierung der tradierten Darstellungsformen.