Mona Lisa – Leonardo da Vinci

Bisweilen aber vereinigen sich in einer einzigen Person Schönheit, Liebenswürdigkeit und Tugend auf so höchste Weise, dass, wohin jene sich auch wendet, jede ihrer Handlungen göttlich erscheint, alle anderen Sterblichen hinter ihr zurückbleiben und sich deutlich offenbart: ihre Leistung ist von Gott gespendet, nicht aber durch menschliches Können errungen. Dies erkannte man bei Leonardo da Vinci, der außer der nie genug gerühmten körperlichen Schönheit, in allem was er tat, eine mehr als unendliche Anmut hatte.

Giorgio Vasari in "Die Leben der hervorragendsten Maler, Bildhauer und Architekten", 1550

Leonardo da Vinci Steckbrief

Wer war Leonardo da Vinci?

Leonardo da Vinci war ein berühmter Künstler, Erfinder und Wissenschaftler, der während der Renaissance in Italien lebte. Er ist vor allem bekannt für seine Gemälde "Mona Lisa" und "Das letzte Abendmahl". Aber Leonardo da Vinci war ebenso ein herausragender Ingenieur und Erfinder und er hat wichtige Beiträge im Bereich der Anatomie geleistet. Leonardo war ein wahrer Renaissance-Mann mit einer Vielzahl von Interessen und einer großen Neugier auf die Welt um ihn herum. Er gilt als eines der größten Genies der Geschichte.

Wo lebte Leonardo da Vinci?

Leonardo da Vinci war Italiener. Er wurde in dem Dorf Vinci in der Toskana geboren und lebte den Großteil seines Lebens in Italien. Er wohnte in Florenz, Mailand und Rom. Seine letzten drei Lebensjahre verbrachte er in Frankreich am französischen Königshof in Amboise.

In welcher Epoche lebte Leonardo da Vinci?

Leonardo da Vinci lebte von 1452 bis 1519, also vor ungefähr 550 Jahren. Die Epoche in der er lebte, wird heute als Renaissance bezeichnet. Die Renaissance (frz. 'Wiedergeburt') begann im 14. und 15. Jahrhundert in Italien und meint die Wiederentdeckung des eigentlich verlorengeglaubten Wissens der griechischen und römischen Antike. Zum Beispiel wurden bei Bauarbeiten hochwertige antike Statuen entdeckt, alte Schriften der griechischen Philosophen wurden in den Bibiliotheken gefunden und es wurde sich an die Ingenieurleistungen antiker römischer Baumeister erinnert. Die Menschen der Renaissance versuchten dann die antiken Vorbilder zu übertreffen. Die Renaissance war geprägt von diesem neuen Interesse an der Antike und der klassischen Kultur, dem Fokus auf individuelle Freiheit und menschlichen Fähigkeiten, sowie der Betonung von rationalem Denken und wissenschaftlicher Erkenntnis. Die Renaissance wurde dann zu einer kulturellen, wissenschaftlichen und künstlerischen Bewegung, die sich von Italien ausgehend auf ganz Europa ausbreitete. Die Renaissance führte zu zahlreichen bedeutenden Fortschritten in den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Architektur und Philosophie und hat die westliche Kultur nachhaltig geprägt. Neben Leonardo sind Donatello, Michelangelo und Raffael berühmte Künstler der Renaissance.

Wie sah Leonardo da Vinci aus?

Es gibt keine zeitgenössischen Porträts, die als gesicherte Darstellungen Leonardo da Vincis gelten. Es gibt jedoch einige Beschreibungen von ihm, die darauf hinweisen, dass er groß und gutaussehend war. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Beschreibungen auf Berichten aus zweiter Hand basieren und daher nicht unbedingt genau sein müssen. Aus Leonardos Notizbüchern ist bekannt, dass er sich in edlen Gewändern kleidete und auf Sauberkeit und eine gepflegte Erscheinung großen Wert legte. Obwohl es kein gesichertes Porträt von ihm gibt, werden häufig diese vier Darstellungen als Bildnisse Leonardos angenommen.

Wie hieß Leonardo da Vinci wirklich?

Leonardos echter Name lautet Lionardo di Ser Piero da Vinci

Lionardo ist die italienische Version von Leonardo. Der Vorname bedeutet in etwa "stark wie ein Löwe". Die Wahl des Vornamens zeigt den Stolz von Leonardos Familie auf ihre Heimatstadt, denn der Löwe "Marzocco" ist das Wappentier von Florenz.

In Italien war es damals üblich, nach dem Vornamen den Vornamen des Vaters anzugeben. Der Vater von Leonardo hieß Piero, daher der Name Lionardo di Ser Piero da Vinci.

Die Familie von Leonardo besaß seit vielen Generationen Land in einem Ort namens Vinci in der Nähe von Florenz. Deshalb führten sie den Namenszusatz "da Vinci", was so viel bedeutet wie "aus Vinci". Es war kein Adelstitel, sondern einfach ein Hinweis auf ihren Herkunftsort.

Der Titel "Ser" war ein Ehrentitel für Juristen in Italien, und Leonardos Vater Piero war Notar in Florenz. Daher lautete Leonardos vollständiger Name Lionardo di Ser Piero da Vinci, was so viel bedeutet wie "Lionardo, Sohn des Juristen Piero aus Vinci".

Vermutlich mit Abschluss seiner Ausbildung nannte sich Leonardo nur noch Leonardo da Vinci. Wie andere Künstler der Renaissance, zum Beispiel Michelangelo oder Raffael, wird er meistens nur mit seinem Vornamen genannt, Leonardo.

Der Nachname "Vinci" hat im Italienischen die Bedeutung von “Du gewinnst” ("Tu vinci", 2. Person Singular, Präsens).

Leonardo brachte sich in späteren Jahren Latein bei, um antike Lehrbücher im Original lesen zu können. Im Lateinischen hat Vinci zwei weitere Bedeutungen:

  • Im Lateinischen bedeutet “vinci” nicht mehr siegen, sondern genau das Gegenteil: “besiegt werden” (passiver Infinitiv von “vincere”)
  • Außerdem kann „Vinci!“ übersetzt werden mit “Verknüpfe!”, “Verbinde!”, aber auch “Fessle!” (Imperativ Singular von “vincire”, nicht zu verwechseln mit "vincere")

Leonardo war sich der verschiedenen Bedeutungen seines Nachnamens bewusst und spielte auf vielfältige Weise damit.

Der "Marzocco" ist das Wappentier von Florenz. Der Löwe hält mit der rechten Pranke einen Schild mit einer Lilie, dem Stadtwappen von Florenz, Donatello, Bronzeguss, um 1418-1420

Der Vater von Leonardo war Notar. Er sah diese Statue häufig, wenn er in Florenz für die Regierung arbeitete. Sie stand damals vor dem Stadtparlament von Florenz. Der Vorname Leonardo bedeutet in etwa "stark wie ein Löwe"
Leonardo da Vincis Erfindungen – Zeichnung zu einem mechanischen Löwen
Studie zu einem mechanischen Löwen, Leonardo da Vinci

Der mechanische Löwe war eine Erfindung Leonardos für ein höfisches Fest. Er ist nicht erhalten geblieben und nur durch zwei Skizzen Leonardos und zeitgenössische Berichte bekannt. Der Löwe konnte einige Schritte selbstständig gehen und dann und wann die Brust öffnen, die voller Lilien war
Leonardo da Vinci – Flechtwerk Leonardi Vinci Academia
Zeichnung eines Flechtwerks (In der Mitte "LEONARDO ACADEMIA" um das Wort "VICI" im roten Siegel), Leonardo da Vinci, um 1500

Das lateinische Wort Vici hat zwei Bedeutungen, die jeweils auf Leonardos Heimatdorf Vinci anspielen. Denn das Substantiv Vici kann zum einen "am/ im Dorf" oder auch "Dörfer" bedeuten (Genitiv bzw. Plural von "Vicus", 'Dorf').
Zum anderen betont das Verb Vici ("ich habe gesiegt") zugleich die lateinische Bedeutung von Vinci ("besiegt werden"), indem es dessen Bedeutung umdreht: "Ich habe gesiegt".
Das Flechtwerk selbst bezieht sich auf eine weitere lateinische Bedeutung von Leonardos Geburtsort Vinci: "Verbinde!"
Verschiedene Bedeutungen zu einem Kunstwerk zu verdichten, ist charakteristisch für Leonardo

Steckbrief zu Leonardo da Vinci

Allgemeine Angaben

VornameLeonardo
Nachnameda Vinci
InitialenL D V (zufälllig die römischen Ziffern für 50, 500 und 5, addiert 555)
GeburtsnameLionardo di Ser Piero da Vinci
Geboren 15.04.1452 in einem Bauernhaus bei Vinci, Italien
Taufdatum16.04.1452 in der Pfarrkirche Santa Croce in Vinci, Italien
SternzeichenWidder
NationalitätItaliener (Republik Florenz)
EpocheRenaissance
BerufeMaler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur, Wissenschaftler
LehrerAndrea del Verrocchio (Bildende Künste)
MitschülerSandro Botticelli, Lorenzo di Credi, Perugino
Verstorben02.05.1519, im Alter von 67 Jahren
Sterbeortauf Schloss Cloux in Amboise, Frankreich
GrabstätteFriedhof der Kirche St. Florentin, Amboise, genaue Lage heute unbekannt

Familie

Elternuneheliches Kind einer Affäre von Ser Piero da Vinci (Notar) mit Caterina (Bauernmädchen)
Geschwister17 Halbbrüder und -schwestern (12 väterlicherseits, 5 mütterlicherseits)
Familienstandunverheiratet
NachkommenKeine

Besonderheiten

ErnährungsweiseVegetarier
HandschriftLinkshänder; schrieb stets in Spiegelschrift, vermutlich um die Tinte nicht zu verwischen
Lerneiferpraktizierte "lebenslanges Lernen"
Selbstanredeschrieb sich selbst Erinnerungen in "Du" Form, z.B.: "Mache ein Pferd, wie du es für den Herzog getan hast".
Gerichtsverfahrenwegen Homosexualität angeklagt und in Untersuchungshaft, schließlich freigesprochen

Werke

MalereiFelsgrottenmadonna, Dame mit Hermelin, Belle Ferroniere, Das letzte Abendmahl, Anna Selbdritt, Mona Lisa, Johannes der Täufer, Vitruvianischer Mensch
ErfindungenFluggeräte, Helikopter, Fallschirm, Automobil und mechanische Roboter mit Zugfederantrieb, Panzer und vieles mehr
SchriftenBuch von der Malerei, Kodex über den Vogelflug, Diverse wissenschaftliche Aufzeichnungen ( Codex Atlanticus, Codex Leicester u.v.m.)
SchülerFrancesco Melzi, Jacopo da Pontormo, Andrea Solari, Bernardino Luini, Giovanni Antonio Boltraffio

Wissensgebiete

BiologieAnatomie, Botanik
MathematikGeometrie, Arithmetik
PhysikOptik, Astronomie, Mechanik, Maschinenbau, Hydraulik, Strömungsmechanik
SprachenItalienisch, Latein und Französisch
KünsteMalerei, Bildhauerei, Dichtung, Gesang, diverse Musikinstrumente

Zeitgeschehen

EreignisseErfindung des Buchdrucks, Entwicklung des heliozentrischen Weltbildes, Entdeckung Amerikas, Reformation
ZeitgenossenJohannes Gutenberg, Nikolaus Kopernikus, Christopher Kolumbus, Martin Luther

Lebenslauf

  • Erster Sohn seines Vaters Ser Piero und seiner Mutter Caterina
  • Der Vater Ser Piero beendet die Beziehung zur Mutter Leonardos. Wie damals üblich überlässt sie den gemeinsamen Sohn dem Vater
  • Ser Piero arbeitet als Notar in Florenz und sieht Leonardo sehr selten
  • Ausbildung in der Künstlerwerkstatt von Andrea del Verrocchio zum Maler, Bildhauer, Architekt und Ingenieur
  • Bildhauerei/ Kranarbeiten: Beteiligung an der Herstellung und Anbringung einer ca. 2m großen, vergoldeten Bronzekugel auf der Kuppel der Kathedrale von Florenz
  • Aufnahme in die Malergilde von Florenz ("Compagnia di San Luca", ital. ‘Lukasgilde’)
  • Leonardo ist 20 Jahre alt
  • Gemälde: mutmaßliche Beteiligung an Verrocchios Gemälde “Taufe Christi”, Porträt der Ginevra de’ Benci (strittige Zuschreibung)
  • Anklage wegen Homosexualität, Inhaftierung, Gerichtsverfahren und Freispruch
  • Gründung einer Künstlerwerkstatt mit Gehilfen und Schülern, schwierige Auftragslage
  • Ingenieur: Reparatur einer Kirchturmglocke
  • Gemälde: Der heilige Hieronymus, Anbetung der Könige (aufgrund des Umzugs nach Mailand blieben beide Gemälde unvollendet)
  • Leonardo ist 30 Jahre alt
  • Gemälde: Felsgrottenmadonna (erstes zweifelsfrei echtes und vollendetes Gemälde Leonardos)
  • Beginn von Leonardos schriftlichen Aufzeichnungen, den “Codices”
  • Bekanntschaft mit Donato Bramante (Architekt des Petersdoms) und Luca Pacioli (bedeutender Mathematiker)
  • Architektur: Beratung beim Bau des Doms von Pavia, sowie des Doms von Mailand, Beratung bei der Stadtplanung Mailands, Zahlreiche Entwürfe für Villen und Zierbauten für den Herzog und wohlhabende Mailänder, Verbesserung des Kanalsystems von Mailand
  • Werkstatt: Aufnahme des zehnjährigen Problemkindes Salai (lebenslanger Schüler)
  • Bildhauerei: Reiterstandbild Ludovico Sforzas (durch Invasion der Franzosen unvollendet)
  • Bühnenbild: Künstlerische Leitung der "Festa del Paradiso" (ital. ‘Paradiesfest’)
  • Gemälde: Porträts zweier Mätressen des Herzogs “Dame mit dem Hermelin” und “La Belle Ferronière”, sowie das Wandgemälde “Das letzte Abendmahl”
  • Mathematik: Illustrationen für Paciolis Buch “Divina Proportione” (ital. ‘Göttliche Teilung’), Illustration zu Vitruvs Angaben über menschliche Proportionen ("Vitruvianischer Mensch")
  • Frühe Kontakte zum französischen Königshof
  • Grundbesitz: Der Herzog schenkt Leonardo einen Weinberg am Stadtrand von Mailand (1499)
  • Familie: Tod der Mutter (1494)
  • Auf der Reise nach Florenz mehrmonatige Aufenthalte am Hof von Mantua und in der Republik von Venedig
  • Leonardo ist etwa 50 Jahre alt
  • Gemälde: Madonna mit der Spindel (Werkstattarbeit), Anna selbdritt (erste Version)
  • Geometrie: intensive Studien des antiken Mathematikers Euklid
  • Architektur: Studienreise nach Rom (1501) und Besichtigung der antiken Palaststadt von Kaiser Hadrian bei Tivoli in der Nähe von Rom ("Villa Adriana")
  • Architektur: Erfindung der “Leonardo Brücke” für eine Flussüberquerung (lediglich lose übereinandergelegte Hölzer), Studien von neuartigen Festungsbauten
  • Vermessung: erster moderner Stadtplan (“Stadtplan von Imola”), diverse Karten Nord- und Mittelitaliens
  • Erfindungen: Kriegs- und Belagerungsmaschinen
  • Gemälde: Mona Lisa (erste Version), Schlacht von Anghiari (Wandgemälde, unvollendet)
  • Malerwettstreit: Leonardo, Michelangelo und Raffael treffen erstmals aufeinander: Michelangelo fertigt im selben Saal wie Leonardo ein Wandgemälde an (Schlacht von Cascina, unvollendet), Raffael sieht die Mona Lisa in Leonardos Werkstatt und fertigt frühe Imitationen an
  • Erfindungen: Flugversuche am Schwanenberg bei Florenz (unbekannter Ausgang)
  • Familie: Tod des Vaters (1504) und verlorener Erbstreit mit Geschwistern
  • Aufnahme des jungen Mailänder Adeligen Francesco Melzi (lebenslanger Schüler)
  • Familie: Tod des Onkels Francesco (1507) und gewonnener Erbstreit mit Geschwistern
  • Grundbesitz: Leonardo erbt Grundstücke in Vinci
  • Gemälde: Grundlegende Überarbeitung der Mona Lisa und Anna selbdritt
  • Anatomie: Arbeiten an einem Lehrbuch über Anatomie mit dem Medizinprofessor Marcantonio della Torre (unvollendet aufgrund des frühen Todes des Professors)
  • Grundbesitz: Der frz. König schenkt Leonardo einen Wasserkanal in Mailand als lukrative Einnahmequelle (Recht zum Schöpfen und Verkauf des Wassers)
  • Leonardo ist etwa 60 Jahre alt
  • Gemälde: Johannes der Täufer (letztes Gemälde)
  • Architektur: Studien zu Tragwerken
  • Wissenschaft: Untersuchung von Kräften auf schiefen Ebenen
  • Erfindungen: Arbeiten an einem optischen Instrument mit gekrümmten Spiegelflächen (unbekannte Funktion, möglicherweise ein Spiegelteleskop oder ein Solarofen)
  • Architektur: Entwurf von Schloss Chambord (speziell der ersten Treppe in Form einer Doppelhelix im Zentrum des Bauwerks), Planung der Bauarbeiten für ein Schloss in Romorantin (unausgeführt)
  • Bühnenbild: Künstlerische Leitung bei der Wiederaufführung des “Festa del Paradiso” (ital. ‘Paradiesfest’)
  • Leonardo stirbt aus unbekannten Gründen im Alter von 67 Jahren, eine Woche nachdem er sein Testament aufgesetzt hat
  • Leonardo wird im Kreuzgang der Kirche Saint-Florentin direkt unterhalb von Schloss Amboise beigesetzt
  • Leonardos Grab wird später bei Aufständen zerstört, seine vermuteten Überreste wurden daraufhin in die Hubertuskapelle von Schloss Amboise umgebettet

Besonderheiten des Lebenslaufs

Leonardo da Vinci starb 17 Tage nach seinem 67. Geburtstag. Interessant ist die Feststellung, dass es ein Muster in der Dauer seiner Aufenthalte in den jeweiligen Wirkungsstätten gibt. In Florenz und Mailand hatte Leonardo jeweils 30 Jahre seinen Lebensmittelpunkt. Dann folgten das päpstliche Rom und das königliche Amboise mit jeweils drei Jahren Aufenthalt. Dies kann als Ausdruck einer Zeit verstanden werden, die höchsten Wert auf Symbolik legte.

AufenthaltsdauerZeitraumLebensmittelpunktBemerkung
30 Jahre1452-1482FlorenzGeburt und Jugend in Vinci bei Florenz, Ausbildung und beginnende Selbstständigkeit in Florenz
30 (+1) Jahre1482-1513Mailandin Folge der Vertreibung der Herzogsfamilie Sforza durch die Franzosen verlässt Leonardo 1500 die Stadt nach 18 Jahren und hält sich sechs Jahre außerhalb auf. In dieser Zeit reist er durch Nord- (1501) und Mittelitalien (1502-1503). Den Rest der Zeit verbringt er in Florenz, bevor er wieder nach Mailand zurückkehrt und dort nochmals sechs Jahre arbeitet, nun für die französischen Besatzer
3 Jahre1513-1516Romauf Einladung von Papst Leo X. aus der Florentiner Bankiersfamilie Medici. Die Medici waren lebenslange Förderer Leonardos
3 Jahre1516-1519Amboiseauf Einladung des französischen Königs Franz I. Das frz. Königshaus hatte sich viele Jahre um eine Anstellung Leonardos bemüht

Die Jahre ergeben addiert 66 Jahre, Leonardo wurde aber 67 Jahre alt. Das lässt sich auf einen Rundungsfehler zurückführen, da die Monate hier nicht berücksichtigt wurden. 

Der Fehler liegt in den Jahren 1512-1513. Die französischen Besatzer von Mailand, für die Leonardo ab 1506 gearbeitet hatte, wurden aus Mailand vertrieben und die frühere Herzogsfamilie Sforza erlangte erneut die Macht über Mailand. Leonardo hielt sich außerhalb der Stadt auf und wartete die Ereignisse ab. Als die Franzosen 1513 damit scheiterten, die Macht über Mailand zurückzuerhalten, verließ Leonardo die Stadt endgültig und folgte dem Ruf des Papstes nach Rom. Insofern wäre es korrekter, Leonardos Mailänder Lebensmittelpunkt mit 30+1 Jahren anzugeben.

Drei der vier Lebensmittelpunkte Leonardos stehen mit der Lilie in Verbindung. Die Lilie ist das Stadtwappen von Florenz, war Teil des päpstlichen Wappens, als Leonardo sich in Rom aufhielt und zierte die Fahne des königlichen Frankreichs.

Leonardo wusste um die Bedeutungen der Lilie und verwendete sie in seinen Kunstwerken. Zum Beispiel zieren Lilien den grünen Saum der Porträtierten im Gemälde “La Belle Ferronière”, das vermutlich eine Mailänder Edeldame zeigt. Eine Erfindung Leonardos, vermutlich für den französischen König, war ein mechanischer Löwe. Er konnte ein paar Schritte gehen und seine Brust öffnen, die voller Lilien war.

Die Symbolik der Lilie geht auf die Bibel zurück, wo sie mehrmals in verschiedenen Zusammenhängen erwähnt wird:

  • “Ich will für Israel wie der Tau sein, dass es blüht wie eine Lilie und seine Wurzeln ausschlagen wie der Libanon” Hos 14,6
  • “Ich bin eine Blume des Scharon, eine Lilie der Täler. Wie eine Lilie unter Disteln, so ist meine Freundin unter den Töchtern.” Hohelied des Salomo, Hld 2,1-2
  • “Sehet die Lilien: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.” Rede Jesu (im Matthäusevangelium Teil der Bergpredigt), Lk 12,27
  • Seit dem frühen Mittelalter ist die Lilie traditionell ein christliches Symbol für die Schönheit und Reinheit von Maria, der Mutter Jesu
Wappen von Papst Leo X. (1513-1521) mit Wappen der Medici
Leo war der erste von insgesamt vier Medici Päpsten. Als gewählter Papst und damit König des Kirchenstaats, erhob er seine bürgerlichen Verwandten in den Adelsstand. In der Folge wurde die Republik Florenz in ein Herzogtum umgewandelt. Zwei Frauen der Familie wurde frz. Königinnen, eine weitere Königin von England
Nationalflagge des königlichen Frankreichs bis zur französischen Revolution 1789
Die französische Flagge zierten zahlreiche goldene Lilien auf weißem Grund
Familienwappen der Florentiner Familie Medici
Der Name leitet sich ab vom italienischen Wort für Ärzte. Es ist unklar, ob die Medici-Familie ursprünglich Ärzte waren. Der französische König gestattete ihnen 1465 die oberste ihrer ursprünglich sechs roten Pillen auf gelbem Schild mit den königlichen Lilien Frankreichs zu verzieren. Die bürgerlichen Medici besaßen zu der Zeit die größte Bank Europas. Außerdem beherrschten sie Florenz als mächtigste politische Kraft
Florentiner Lilie
Florentiner Lilie, Stadtwappen von Florenz (aus dem Lateinischen 'Die Blühende')
Die Republik Florenz war politisch eng mit dem königlichen Frankreich verbunden. Das Herzogtum Mailand hingegen war ein Lehen des deutschen Kaisers
vermutliches Porträt Leonardo da Vincis, Francesco Melzi

Kurzbiografie zu Leonardo da Vinci

In dieser bebilderten Kurzbiografie sind die wichtigsten Ereignisse in Leonardos Leben zusammengefasst.

Kurzbiografie Leonardo

Wie lebte Leonardo da Vinci?

Leonardo war ein uneheliches Kind. Nach damaliger Sitte wuchs er bei der Familie des Vaters auf und verbrachte seine Kindheit in dem idyllischen Dorf Vinci in der Toskana. Leonardos Vater aber wohnte im nahegelegenen Florenz und sah seinen Sohn kaum. Erst als Jugendlichen holte er ihn zu sich und ließ ihn in Florenz zum Künstler ausbilden. Nach harten Anfangsjahren begann Leonardos Karriere erst mit seinem 30. Lebensjahr. Da verließ er Florenz für fast zwanzig Jahre und brach nach Mailand auf. Leonardo wurde dort sehr vermögend und weltberühmt. In seinen späteren Jahren arbeitete er für den Papst in Rom und den französischen König. Als Leonardo in Frankreich starb, wurde er mit höchsten Ehren am Hof des französischen Königs beigesetzt. Über Leonardos Privatleben ist fast nichts bekannt. Obwohl er schön und von gutem Charakter war, blieb er unverheiratet und kinderlos. Daher wird oft behauptet, Leonardo war homosexuell.

Leonardos Malerei

Leonardo hat mit der Mona Lisa das teuerste Gemälde der Welt erschaffen (geschätzter Wert: über 1 Milliarde Dollar). Obwohl Leonardo bis heute als der beste Maler aller Zeiten gilt, hat er nur sehr wenige Bilder gemalt. Er hat seine Werke nicht signiert und so ist es sehr schwer, genau zu bestimmen, welche Bilder von ihm erschaffen wurden. Um 1900 wurden Leonardo noch ca. 100 Gemälde zugeschrieben. Doch durch immer genauere Untersuchungsmethoden, konnten Leonardos Werke auf heute nur noch 22 Gemälde eingegrenzt werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es tatsächlich noch weniger sind, denn auch davon gelten nur sieben als zweifesfrei echt. Fünf dieser Gemälde befinden sich im berühmten Louvre Museum in Paris. Ein kleines Porträt, die "Dame mit dem Hermelin" wird im polnischen Krakau ausgestellt. "Das letzte Abendmahl" ist eine Wandmalerei in einer kleinen Kirche in Mailand. Die sieben zweifelsfrei echten Gemälde werden hier vorgestellt.

Das Universalgenie

Leonardo da Vinci gilt heute als Inbegriff des Universalgenies. Im Gegensatz zu anderen Genies, wie dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart oder dem Physiker Albert Einstein, beschränkte sich Leonardo nicht auf eine einzige Kunst oder Wissenschaft. Für Leonardo waren Kunst und Wissenschaft untrennbar miteinander verbunden. Denn seine Kunstwerke waren Resultate seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse. Und Wissenschaft betrieb er, um Kunstwerke erschaffen zu können.

Vielseitiger Künstler

Leonardo malte nicht nur die berühmtesten Gemälde, er war auch als Architekt tätig. Er arbeitete eng mit Bramante zusammen, dem ursprünglichen Architekten des Petersdoms in Rom. Berühmt ist Leonardos wundersames Schloss in Chambord, das er für den französischen König entwarf. Außerdem wollte Leonardo die größte Reiterskulptur der damaligen Welt erschaffen. Sie sollte aus Bronze gegossen werden. Das dafür notwendige Gipsmodell in Originalgröße war bereits fertig, doch kurz vor dem finalen Guss wurde das herbeigeschaffte Bronze für Kanonen zweckenfremdet, das Gipsmodell im Krieg zerstört. Leonardo war auch ein vielgerühmter Organisator höfischer Feste. Das von ihm ersonnene Paradiesfest galt als das beeindruckendste Bühnenspektakel seiner Zeit und war so eindrucksvoll, dass der französische König es 25 Jahre später erneut durch Leonardo aufführen ließ. Dagegen bezeugen Leonardos Fabeln anschaulich seine lebendige Sicht auf sämtliche Dinge in der Natur.

Genialer Ingenieur und Wissenschaftler

Leonardo entwickelte ein umfangreiches technisches Verständnis, das er mit seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen kombinierte. Das führte zu zahlreichen Erfindungen und Entdeckungen, die ihrer Zeit teilweise Jahrhunderte voraus waren. Leonardos Fluggeräte gehören dabei zu seinen bekanntesten Erfindungen. Zusammen mit Luca Pacioli, einem der einflussreichsten Mathematiker seiner Zeit, arbeitete Leonardo an einem Buch über Proportionen in der Natur. Weltberühmt ist die Zeichnung vom vitruvianischen Menschen, die vermutlich in diesem Zusammenhang entstand. Um die menschliche Anatomie in seinen Gemälden perfekt abbilden zu können, sezierte Leonardo mindestens 30 Leichen und fertigte Zeichnungen dazu an. Wären diese Zeichnungen wie geplant als Buch veröffentlicht worden, wäre es das erste bebilderte Lehrbuch zur menschlichen Anatomie geworden. Leonardos Neugier auf alles was ihn umgab, führte zu zahlreichen Erkenntnissen auf den Gebieten der Physik, Chemie und Biologie. Um die praktischen Wissenschaften besser verstehen zu können, widmete er sich umfangreichen mathematischen Studien, insbesondere der Geometrie.

Leonardos Notizbücher

Alle heute bekannten Schriften und Zeichnungen Leonardos sind seinen Notizbüchern entnommen. Leonardos Notizbücher werden auch Codices genannt (lat. 'Bücher/ Hefte') und bestehen insgesamt aus ca. 6000 Seiten. Die Codices beinhalten Informationen zu ganz alltäglichen Dingen aus Leonardos Leben, wie Rechnungen, Auflistung von Mitarbeitern, Listen mit Besitztümern, Entwürfe für Briefe usw. Am interessantesten aber sind die darin verstreuten künstlerischen und wissenschaftlichen Studien Leonardos. Sie spiegeln die vielfältigen Interessensgebiete Leonardos, sind aber nur selten thematisch sortiert. Papier war zur Zeit der Renaissance sehr teuer, daher hat Leonardo den zur Verfügung stehenden Platz oft vollständig ausgenutzt. So kann sich die Studie für ein Gemälde, eine geometrische Konstruktion und eine astronomische Beobachtung auf ein und demselben Blatt befinden. Außerdem hatte Leonardo die Angewohnheit stets ein kleines Notizbuch bei sich zu tragen, in das er spontane Gedanken und Ideen eintrug. Auch diese Art von Notizen befindet sich unter den Codices.

Quellen

Frank Zöllner, Leonardo, Taschen (2019)

Martin Kemp, Leonardo, C.H. Beck (2008)

Charles Niccholl, Leonardo da Vinci: Die Biographie, Fischer (2019)

Frank Zöllner/ Johannes Nathan, Leonardo da Vinci - Sämtliche Zeichnungen, Taschen (2019)

Besonders empfehlenswert

Marianne Schneider, Das große Leonardo Buch – Sein Leben und Werk in Zeugnissen, Selbstzeugnissen und Dokumenten, Schirmer/ Mosel (2019)

Nobody is perfect - das gilt auch für nicofranz.art!

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