Wie starb Leonardo da Vinci?

Leonardo da Vinci starb am 2. Mai 1519 im Alter von 67 Jahren auf seinem Schloss Le Clos Lucé in Amboise, Frankreich. Leonardos Todesursache ist unbekannt, doch es wird vermutet, er sei an einem Schlaganfall gestorben. Sein Tod kam vermutlich nicht überraschend, denn er hatte eine Woche zuvor sein Testament aufgesetzt.

Wie wurde Leonardo beerdigt?

Leonardo legte in seinem Testament fest, wie er beerdigt werden wollte. Am Tag der Beerdigung wurden in den vier Kirchen von Amboise drei große und dreißig stille Messen gehalten. Der Trauerzug führte von Leonardos Schloss Le Clos Lucé zum Friedhof der Kirche Saint-Florentin am Schloss von Amboise. Leonardos Sarg wurde von den Pfarrern der Kirche Saint-Florentin getragen. Begleitet wurde er von Geistlichen der vier Kirchen, ebenso von 60 Armen, die je eine große Kerze trugen. Die 60 Kerzen wurden dann auf die vier Kirchen verteilt.

Wo ist Leonardo da Vinci begraben?

Leonardo da Vinci wurde im Kreuzgang der Kirche Saint-Florentin in Amboise beigesetzt. Das Grab wurde in den Hugenottenkriegen (1562-1598) zerstört. Leonardos Überreste galten seitdem als verschollen. Bei späteren Grabungsarbeiten auf dem Gelände der Kirche wurden Gebeine entdeckt, die für die Überreste Leonardos gehalten wurden. Diese wurden in die Hubertuskapelle von Schloss Amboise umgebettet, wo sich heute das angenommene Grab Leonardos befindet.

Wer erbte Leonardos Besitz?

Leonardos beachtliches Vermögen wurde unter seinen Halbbrüdern, den beiden Schülern Francesco Melzi und Salai, sowie seinem Diener Vilanis und seiner Magd aufgeteilt. Sie erbten Gold, Grundstücke, Gerätschaften, Möbel und Kleider. Die Gemälde aus Leonardos Besitz gingen vermutlich an Salai und nach seinem Tod an den französischen König. Leonardos Notizbücher gingen an Francesco Melzi.

Leonardos letztes Domizil

Nach dem überraschenden Tod von Leonardos Gönner Giuliano di Lorenzo de’ Medici im März 1516, folgte Leonardo im Sommer 1516 einer Einladung des französischen Königs Franz I. und verließ mit seinen Schülern Francesco Melzi und Salai den päpstlichen Hof in Rom und ging nach Frankreich, zum königlichen Hof in Amboise.

Franz I. war einer der sogenannten Loire-Könige, das heißt er residierte nicht in Paris. Denn während des hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England (1337-1453) war die französische Hauptstadt 1420-1436 von englischen Streitkräften besetzt worden. Daraufhin zogen sich die französischen Könige in das Loire-Tal im Westen Frankreichs zurück und organisierten von dort aus den Widerstand. Schloss Amboise und das etwa 30 km entfernte Schloss Blois waren fortan die bevorzugten Residenzen der französischen Könige. Erst unter Franz I. wurde Paris ab 1528 wieder Residenzstadt und die Schlösser an der Loire verloren ihre einstige Bedeutung.

Schloss Le Clos Lucé

Leonardo war am französischen Hof zwar hochangesehen, bekam aber mit einem Gehalt von 1000 Dukaten jährlich nur die Hälfte dessen, was ihm einst der Mailänder Herzog gezahlt hatte. Vermutlich hatte das hofpolitische Gründe. Der höchste Beamte des Königs erhielt dasselbe Gehalt. Daher konnte Leonardo, ein Ausländer und noch dazu ein Maler, also nach damaligen Verständnis nur ein Handwerker, kein höheres Gehalt gezahlt werden, denn das hätte vermutlich zu Unruhe am Hof geführt. Daher hat Leonardo, vermutlich als zusätzliches Privileg, das nahegelegene Schloss Cloux zur Verfügung gestellt bekommen, das heute Schloss Le Clos Lucé genannt wird. Es ist nur etwa 500m von Schloss Amboise entfernt. Beide Schlösser sind über einen Tunnel miteinander verbunden, den der französische König Franz I. genutzt haben soll, um Leonardo für private Gespräche zu besuchen. Das Schloss ist immer noch erhalten und kann besucht werden.

Leonardos Krankheiten

Über die letzten drei Lebensjahre Leonardos, die er in Frankreich verbrachte, ist nur wenig bekannt. In der Literatur ist häufig zu lesen, dass Leonardo zu dem Zeitpunkt bereits sehr gebrechlich gewesen sei. Eine Reihe von Schlaganfällen soll zu Lähmungserscheinungen geführt haben.

Grundsätzlich gibt es zu Leonardos Alterskrankheiten nur zwei zeitgenössische Quellen. Zum einen handelt es sich um einen Brief von 1515, den Leonardo an seinen Gönner Giuliano di Lorenzo de’ Medici in Rom richtet, dem Bruder von Papst Leo X., und zum anderen gibt es den Reisebericht des Antonio de Beatis, der 1517 als letzte Quelle über den noch lebenden Leonardo berichtet. Alle Spekulationen zu Leonardos Todesursache gehen auf diese beiden Quellen zurück. Sie enthalten jedoch nur sehr spärliche Informationen und sind außerdem sehr frei interpretierbar.

Der Brief an Giuliano di Lorenzo de’ Medici

In Leonardos Notizbüchern ist der Entwurf eines Briefes an seinen Gönner Giuliano de’ Medici erhalten, der auf 1515 datiert ist. Giuliano hatte einen Schwindsuchtanfall erlitten (Tuberkulose) und Leonardo beginnt einen Brief an ihn mit:

"Über die ersehnte Wiederherstellung Eurer Gesundheit, erlauchter Herr, habe ich mich so sehr gefreut, dass meine Krankheit fast von mir gewichen ist." (Codex Atlanticus, folio 671)

Der Satz kann aber auch folgendermaßen übersetzt werden:

"Es hat mich so sehr gefreut, Eure Exzellenz, dass Sie die ersehnte Gesundheit wiedererlangt haben, dass es mich fast mein eigenes Übel vergessen ließ."

Im Original heißt es an dieser Stelle “[…], che quasi el mal mio da me s'è fuggito”. “Mal mio” hat eine sehr allgemeine Bedeutung und meint sehr unspezifisch etwas schlechtes, z.B. Übel, Böses, Krankheit, Unheil, Plage, Unglück, Problem, Elend usw. Das Wort gibt es auch im französischen, wo es dieselbe Bedeutung hat.

Doch auf eine "Krankheit" geht Leonardo in dem Brief nicht weiter ein. Stattdessen beklagt er sich bei Giuliano ausführlich über einen faulen Handwerker, der ihm einiges Übel bereitet, ihm also Probleme macht und andere Kleinigkeiten. Der einleitende Satz des Briefes macht also mehr Sinn, wenn er mit "Übel" statt mit "Krankheit" übersetzt wird. Insofern ist das Wenige im ersten Satz des Briefes kein Nachweis über ein schweres Gebrechen Leonardos.

Der Reisebericht des Antonio de Beatis

Dass Leonardo in Frankreich, möglicherweise bereits vorher in Rom, eine Reihe von Schlaganfällen gehabt soll, geht auf den Reisebericht des Antonio de Beatis zurück. Der vollständige Bericht zu de Beatis Begegnung mit Leonardo kann am Ende dieser Seite nachgelesen werden.

Antonio de Beatis war Schreiber des Kardinals Luigi d’Aragona. Der Kardinal unternahm 1517-1518 eine großangelegte diplomatische Reise durch Westeuropa. Er ließ dabei durch seinen Schreiber Antonio de Beatis ein Reisetagebuch führen. Dieses Reisetagebuch ist die letzte Quelle, die über den noch lebenden Leonardo berichtet.

Der Kardinal besuchte den französischen König Franz I. am 10.10.1517 auf Schloss Amboise in Frankreich. Bei der Gelegenheit besuchten sie auch Leonardo in dem nahegelegenen Schloss Le Clos Lucé. Antonio Beatis machte darüber ein paar Notizen. Er beschreibt einen "greisen Leonardo da Vinci" (Leonardo war gerade erst 65) und merkt an: "leider kann man von dem Meister nichts mehr erwarten, denn seine Rechte ist gelähmt". Weitere Angaben zum Gesundheitszustand Leonardos macht er nicht.

Hatte Leonardo eine Reihe von Schlaganfällen?

Aus dem wenigen wird häufig geschlussfolgert, Leonardo müsse einen oder mehrere Schlaganfälle gehabt haben, da halbseitige Lähmungen ein typisches Krankheitsbild für Schlaganfälle sind. Dabei wird übersehen, dass Leonardo Linkshänder war und daher die Rechte auffallend wenig bewegte und stattdessen überwiegend den linken Arm benutzte. Dieses Verhalten kann bei Fremden den Eindruck erweckt haben, dass Leonardos Rechte gelähmt gewesen sei. Außerdem ist festzustellen, dass Leonardo auch nach 1517, also dem Jahr von de Beatis Besuch, noch Einträge in seinem Notizbuch vorgenommen hat, wie datierte Aufzeichnungen von 1518 zeigen. Darunter befinden sich auch detaillierte Zeichnungen. Insofern ist der Eindruck von de Beatis kaum nachzuvollziehen.

War Leonardo ein Greis?

Gegen einen "greisen Leonardo" wie de Beatis ihn nennt, spricht die Tatsache, dass Leonardo mindestens bis Mitte 1518 sehr aktiv das Loire-Tal bereiste, um Bautätigkeiten zu planen oder zu überwachen. So waren die Entfernungen zwischen Amboise, Chambord, Blois und Romorantin in der damaligen Zeit nicht unerheblich. Für die bis zu 60 km lange Wegstrecke benötigte Leonardo etwa 1-2 Tage, wenn er zu Pferd oder mit Kutschen in die teils wenig erschlossenen Gebiete reiste. Das wären doch sehr große Strapazen für einen Greis gewesen. Zumal, wenn er noch dazu halbseitig gelähmt gewesen wäre.

Leonardos Tod

Am 24.6.1518, zehn Monate vor seinem Tod, notiert Leonardo, dass er die Bauarbeiten am königlichen Palast in Romorantin verlassen habe und nach Schloss Le Clos Lucé gehe. Das ist der letzte datierte Eintrag Leonardos. Da Leonardo nicht alle Einträge in seinen Notizbüchern datierte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass er auch nach dem 24.6.1518 das Loire-Tal bereiste. Das Datum hat einen hohen Symbolwert. Der 24.6. ist der Johannistag, der Geburtstag von Johannes dem Täufer. In Leonardos Heimatstadt Florenz ist dieser Tag der höchste Feiertag, da Johannes der Täufer der Schutzheilige der Stadt ist. Leonardos letztes Gemälde ist eine Darstellung von Johnnes dem Täufer.

Leonardo da Vinci stirbt am 02.05.1519. Er wurde nur 67 Jahre alt. Sein Tod kam vermutlich nicht überraschend, denn er hatte eine Woche zuvor sein Testament gemacht. Über die genauen Umstände seines Todes gibt es keine zeitgenössischen Quellen. Vor allem, weil der ca. 20 Jahre jüngere Michelangelo ein sehr hohes Lebensalter von 88 Jahren erreichen konnte, wird Leonardos Lebensspanne als zu kurz wahrgenommen.

Vasaris Bericht von Leonardos Tod

Giorgio Vasari war ein Maler und Architekt aus Florenz. Er gilt als der erste Kunsthistoriker und ist heute vor allem für seine Künstlerbiografien bekannt. Seine Leonardo Biografie gilt als erste ausführlichere Beschreibung von Leonardos Leben. Die Biografie wurde allerdings erst ca. 30 Jahre nach Leonardos Tod geschrieben und erstmals 1550 veröffentlicht. Als Leonardo starb, war Vasari sieben Jahre alt.

"Endlich, alt geworden, lag er viele Monate krank, und als der Tod ihm nahte, wollte er sich mit allem Fleiß in dem katholischen Ritus und der richtigen Lehre der heiligen christlichen Religion unterweisen lassen. Er beichtete reuevoll unter vielen Tränen, und obwohl er nicht mehr auf den Füßen stehen konnte, ließ er sich doch, von den Armen seiner Freunde und Diener unterstützt, das heilige Sakrament außerhalb des Bettes reichen. Der König, der ihn oft und liebevoll besuchte, kam bald nachher zu ihm. Leonardo richtete sich ehrfurchtsvoll empor, um im Bett zu sitzen, schilderte ihm sein Übel mit allen Umständen und klagte, daß er gegen Gott und Menschen gefehlt habe, da er in der Kunst nichts getan hätte, wie seine Pflicht gewesen wäre. Diese Anstrengung rief einen stärkeren Anfall hervor, der der Vorbote des Todes war. Der König erhob sich und hielt ihm das Haupt, um ihm eine Hilfe und Gunst zur Erleichterung seines Übels zu erweisen. Da erkannte Leonardos göttlicher Geist, es könne ihm größere Ehre nicht widerfahren, und er verschied in den Armen des Königs im 75. Jahre seines Lebens."

Dass Leonardo in den Armen des französischen Königs Franz I. starb, ist eine Legende Vasaris. Franz I. feierte an Leonardos Todestag in Saint-Germain-en-Laye die Geburt seines zweiten Sohnes Henri (*31.3.1519). Grundsätzlich haben Vasaris Berichte den Ruf, zahlreiche Ungenauigkeiten zu enthalten. Unter anderem irrt Vasari in der Angabe von Leonardos erreichtem Lebensalter. Er ließ ihn 75 Jahre alt werden, dabei starb Leonardo bereits mit 67. Dennoch trug Vasaris Darstellung von Leonardos Leben viel zur Legendenbildung um Leonardo bei. So beziehen sich bis in die Gegenwart noch viele Kunstschaffende und Kunsthistoriker auf dessen Darstellungen. Das Gemälde "Der Tod des Leonardo da Vinci" (1818) des berühmten Malers Ingres bezieht sich auf Vasaris Erzählung.

Leonardos Beerdigung

Etwa eine Woche vor Leonardos Tod, am 23. April 1519, kam der Notar Boreau zum Schloss Le Clos Lucé und Leonardo setzte sein Testament auf. Das vollständige Testament Leonardos kann am Ende dieser Seite nachgelesen werden. Das Testament lässt sich in zwei Teile gliedern. Zum einen legte Leonardo fest, wie er beerdigt werden wollte und zum anderen teilte er seine Besitztümer auf. Dass Leonardo überhaupt ein Testament machen durfte, das heißt selbst über den Verbleib seiner Besitztümer bestimmen durfte, war nur aufgrund einer Sondererlaubnis des Königs möglich. Leonardo war kein Angehöriger des Adels und damit wäre nach damaligen Recht sein gesamter Besitz an den König gegangen.

Angaben zur Beerdigungszeremonie

  • Leonardo wollte in der Kirche Saint-Florentin in Amboise beerdigt werden. Die Kirche ist benannt nach dem heiligen Florentin. Der Name Florentin leitet sich ab vom lateinischen Verb florens ('blühend'), ebenso der Name von Leonardos Heimatstadt Florenz, 'die Blühende'. Das Wappen von Florenz ist eine blühende Lilie. Das Wappen des königlichen Frankreichs war eine blühende Lilie
  • in den vier Kirchen des Königssitzes von Amboise wurden vor der Beerdigung drei feierliche und dreißig stille Messen gehalten
  • Leonardos Sarg wurde dann vom Schloss Le Clos Lucé zu der Kirche Saint-Florentin von den Kaplänen dieser Kirche getragen
  • der Sarg wurde begleitet von 60 Armen, die je eine große Kerze trugen, sowie von den Vorstehern der Kirche Saint-Florentin bzw. deren Delegierte und Würdenträgern der drei anderen Kirchen
  • die sechzig Kerzen wurden dann zu gleichen Teilen auf die vier Kirchen von Amboise verteilt, also 15 Kerzen je Kirche

Angaben zum Erbe

  • Leonardos Schüler Francesco Melzi (28 Jahre alt) wurde zum Testamentvollstrecker ernannt. Er bekam die Notizen, Bücher, Gerätschaften und Kleider Leonardos, sowie den noch ausstehenden Lohn und Leonardos im Schloss Le Clos Lucé vorhandenes Geldvermögen
  • Leonardos Brüder bekamen sein Vermögen auf der Bank in Florenz (400 Sonnen-Ecus, ca. 1,4kg Gold)
  • Sein Schüler Salai (etwa 39 Jahre alt) bekam die Hälfte eines Grundstücks bei Mailand
  • Sein Diener Vilanis die andere Hälfte. Dazu erhielt er die Rechte zum Schöpfen von Wasser am schiffbaren Kanal von St. Christoph in Mailand, die König Ludwig XII. einst an Leonardo übertrug, sowie alle Möbel und Utensilien Leonardos im Schloss Le Clos Lucé
  • Seine Magd Maturina bekam ein feines Gewand und zwei Dukaten (etwa 2-3 Monatsgehälter)
  • Weiterhin wurde eine geringe Summe an die Armen der Umgebung von Amboise gespendet (70 Soldi= 3,5 Lira ~ etwa ein durchschnittliches Monatsgehalt)

Leonardos Grab

Historische Quellen zu Leonardos Beerdigung sind nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass sie so verlief, wie es in Leonardos Testament festgelegt wurde. Mit Sicherheit wurde er in der dort genannten Kirche Saint-Florentin begraben, denn im Register des Königlichen Kapitels der Kirche Saint-Florentin lässt sich folgender Eintrag finden:

"Im Kreuzgang dieser Kirche wurde beigesetzt: Meister Lionard de Vincy, Edler aus Mailand, erster Maler, Ingenieur und Architekt des Königs, Staatlicher Experte der Mechanik und ehemaliger Direktor der Malerei beim Herzog von Mailand."

Die Kirche Saint-Florentin ist erhalten geblieben, doch Leonardos Grab wurde während der Hugenottenkriege (1562-1598) zerstört. Seine Überreste galten seitdem als verschollen. Bei späteren Grabungsarbeiten auf dem Gelände wurden menschliche Gebeine entdeckt, die für die Überreste Leonardos gehalten wurden. Sie wurden in die Hubertuskapelle überführt, die sich auf dem Gelände des Schlosses in Amboise befindet. Das angenommene Grab Leonardos wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und kann besichtigt werden.

Ein Youtube-Video zeigt das Innere der Kapelle. Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Videos befindet sich auf der rechten Seite des Altars ein großer Strauß weißer Lilien. Lilien waren das Symbol des königlichen Frankreichs, und ein stilisierte Lilie ziert noch heute das Stadtwappen von Florenz, Leonardos Heimatstadt.

Warum Leonardo in Frankreich starb

Leonardo verbrachte fast sein ganzes Leben in Norditalien, vor allem in den beiden Städten Florenz und Mailand, später auch drei Jahre in Rom. Es kann aus heutiger Sicht überraschend sein, dass Leonardo Italien verließ, um die letzten drei Jahre seines Lebens in Frankreich zu verbringen. Doch Leonardo hatte etwa 25 Jahre seines Lebens im Herzogtum Mailand gelebt. Durch die geographische Nähe zu Frankreich und zahlreiche diplomatische Kontakte stand Leonardo schon länger mit dem französischen Königshof in Kontakt und hatte dort zahlreiche Bewunderer.

Einflussreiche Bewunderer Leonardos

Anne de Bretagne, französische Königin

Anne de Bretagne war die letzte Herrscherin des bis dahin unabhängigen Herzogtums Bretagne im äußersten Nordwesten Frankreichs und zeitlebens Ziel politischer Heiraten. Zunächst heiratete sie 1490 den deutschen Kaiser Maximilian I. Auf Druck des französischen Königs Karl VIII. wurde die Ehe bald darauf annulliert, damit Karl VIII. selbst Anne heiraten konnte, um damit die Herrschaft über die Bretagne zu erringen. In der Zwischenzeit hatte der hoch verschuldete Kaiser Maximilian I. 1494 die eigentlich unstandesgemäße Bianca Maria Sforza geheiratet, die Nichte von Leonardos langjährigen Dienstherren, Ludovico Sforza, dem Herzog von Mailand. Neben einer enormen Mitgift, brachte Bianca vermutlich unter anderem das Leonardo Gemälde "Felsgrottenmadonna" in die Ehe ein, dass Ludovico zuvor von Leonardo erworben hatte.

"Er [Leonardo] malte ein Altarbild für Ludovico, den Herrscher von Mailand, und alle, die das Bild gesehen haben, erklären es für eines der schönsten und ungewöhnlichsten Werke, die man in der Malerei finden kann. Es wurde von besagtem Herzog an den Kaiser nach Deutschland geschickt." (Codex Magliabechiano)

Es wird klar, wie eng verflochten das deutsche Kaiserhaus, das französische Königshaus und der Hof von Mailand zu Leonardos Lebzeiten waren. Als der französische König Karl VIII. 1498 bei einem tragischen Unfall auf Schloss Amboise starb (er hatte sich unglücklich den Kopf gestoßen) heiratete Anne de Bretagne seinen Cousin und Nachfolger Ludwig XII. und wurde erneut Königin von Frankreich. Sie starb 1514, zwei Jahre bevor Leonardo nach Frankreich kam. Sie stand aber vorher bereits mit Leonardo in Kontakt und war vermutlich bereits um 1501 die Auftraggeberin für Leonardos Gemälde Anna selbdritt.

Ludwig XII., König von Frankreich

Leonardo hatte 1498 sein mit Abstand größtes Gemälde vollendet, das berühmte Abendmahl an einer Wand der Klosterkirche Santa Maria delle Grazie in Mailand. Ein Jahr später eroberte Ludwig XII. Mailand und vertrieb Leonardos langjährigen Dienstherren, den Herzog Ludovico Sforza. Der französische König soll von Leonardos Abendmahl so begeistert gewesen sein, dass er prüfen ließ, ob das neun Meter breite Gemälde samt Mauer nach Frankreich verbracht werden könne. Das stellte sich jedoch als undurchführbar heraus und das Abendmahl blieb in Mailand. Als Leonardo sich 1507 mit seinen Brüdern um das Erbe seines verstorbenen Onkels Francesco stritt, setzte sich der König persönlich für Leonardo ein und richtete entsprechende Schreiben an die Stadtregierung von Florenz.

Florimond I. Robertet, Sekretär und Schatzmeister des französischen Königs

Etwa zur selben Zeit fertigte Leonardos Werkstatt um 1501 zwei Versionen einer Madonna mit der Spindel an, die für den Sekretär und Schatzmeister Florimond I. Robertet bestimmt waren, seinerzeit einer der reichsten und einflussreichsten Männer Frankreichs.

Charles II. d'Amboise, französischer Statthalter von Mailand

Nachdem die Franzosen 1499 Mailand eroberten, war Leonardo von 1506-1512 für den französischen Statthalter von Mailand tätig, Charles II. d'Amboise. In dieser Zeit übten er und der französische König Druck auf die Stadtregierung von Florenz aus, als Leonardo von seinen Brüdern um das Erbe seines Onkels betrogen werden sollte.

Franz I., König von Frankreich

Franz I. wurde im Januar 1515 im Alter von 20 Jahren König von Frankreich. Im selben Monat heiratete Leonardos Gönner Giuliano di Lorenzo de’ Medici die Tante des Königs. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde anlässlich dieser Hochzeit Leonardos berühmter mechanischer Löwe vorgeführt, der einige Schritte von selbst gehen konnte. Leonardo selbst war bei der Hochzeit nicht anwesend. Im Dezember 1515 begab sich der Medici-Papst Leo X. mit einem großen Gefolge, dem auch Leonardo angehörte, zuerst nach Florenz und dann nach Bologna. Dort müssen sich Franz I. und Leonardo das erste Mal persönlich begegnet sein. Nach dem frühen Tod von Giuliano di Lorenzo de’ Medici wurde Franz I. im Herbst des darauffolgenden Jahres der neue und letzte Dienstherr Leonardos.

Die Schlösser an der Loire

Amboise liegt am idyllischen Fluss Loire, der während des hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich (1337-1453) stark befestigt wurde. Entlang der Loire gab es etwa 40 größere Burgen, die nach der Vertreibung der Engländer aus Frankreich nicht mehr benötigt wurden.

Wohlhabende Höflinge hatten bereits in den 1490er Jahren damit begonnen, die alten Burgen abzutragen und auf den Fundamenten prächtige Schlösser zu errichten.

Im Wettbewerb um das prächtigste der Schlösser an der Loire bestand Leonardos hauptsächliche Aufgabe darin, den französischen König Franz I. beratend und planerisch bei seinen eigenen repräsentativen Bauten zu begleiten. Dabei galt das Interesse des Königs vor allem dem Umbau von Schloss Romorantin, Schloss Blois und Schloss Chambord. Das Jagdschloss Chambord war dabei das Lieblingsprojekt von Franz I. und gilt heute als das prächtigste der Loire Schlösser.

Weitere Aufgaben Leonardos am französischen Hof 

In Frankreich wirkte Leonardo nicht nur als Architekt und Ingenieur des Königs. Er war auch der kreative Kopf höfischer Feste zu öffentlichen Anlässen. Das berühmte PARADIESFEST, das er mehr als 20 Jahre zuvor für den Mailänder Hof veranstaltete, hat er auf Bitten des französischen Königs erneut aufgeführt. Außerdem hat Leonardo ein Kanalisationsprojekt in Sologne betreut. Und schließlich hat Leonardo auch in dieser Zeit an einigen seiner berühmten Gemälde weitergearbeitet. Der letzte Zeitzeugenbericht von Antonio de Beatis aus dem Jahr 1517 erwähnt vier Gemälde Leonardos, die er beim Besuch des französischen Königshofs gesehen hat.

Verbleib der Notizbücher und Gemälde

Leonardos Notizbücher

Das meiste von dem, was heute über Leonardo bekannt ist, stammt von ihm selbst, also aus seinen Notizbüchern, Codices genannt. Francesco Melzi bewahrte sie in seiner Villa bei Vaprio d’Adda in Mailand auf. Nach modernen Schätzungen könnten es bis zu 20.000 Seiten gewesen sein, teils gebunden, teils in einzelnen Blättern. Melzi begann die enorme Menge an Aufzeichnungen zu ordnen und mit eigenen Anmerkungen zu versehen. Nach seinem Tod verstreute sich die Sammlung innerhalb Europas. Im 19. Jh. wurde damit begonnen, sie wieder zusammenzuführen. Heute befinden sich die Codices in den Museen von Madrid, London, Paris, Turin, Mailand und Rom. Ein weiteres befindet sich im Privatbesitz des Unternehmers Bill Gates (Codex Leicester).

Leonardos Gemälde

Aus dem Reisebericht des de Beatis geht hervor, dass einige von Leonardos Gemälden stets in seinem Besitz waren. Dazu gehören La Belle Ferronnière, Anna selbdritt, Mona Lisa und Johannes der Täufer.

Leonardos Gemälde befanden sich nach seinem Tod vermutlich im Besitz seines Schülers Salai. Salai starb bereits 1524 in einer nicht näher bekannten Auseinandersetzung. In der Folge stritten sich seine Frau Blanca de Anono und seine Schwestern Angelina und Laurentiola um seinen Nachlass. Aus einer notariellen Urkunde geht hervor, dass dieser Nachlass hauptsächlich aus Gemälden bestand.

Aus den Notariatsakten von Pietro Paolo Crevenna:
"Im Namen des Herrn von seiner Geburt im fünfzehnhundertfünfundzwanzigsten Jahr [1525], dreißigste Bekanntmachung, am Freitag, 1. April. John Jacobus de Caprotis de Oprena, genannt Salay, Maler bis zum 29. Januar 1524, ist eines gewaltsamen Todes gestorben und hinterlässt die Damen Angelina und Laurentiola, Schwestern Caprotis de Opprena, als seine legitimen Schwestern und Erben zu gleichen Teilen, und auch die Dame Blanca de Anono, seine rechtmäßige Ehefrau [...]

1 Gemälde, genannt Leda, 200 Scudo [Leda mit dem Schwan?]
1 Gemälde, genannt Heilige Anna, 100 Scudo [Anna selbdritt?]
1 Gemälde, Frau nach hinten versetzt, genannt La Joconda, 100 Scudo [Mona Lisa?]
1 großes Gemälde mit einem Johannes dem Täufer, 80 Scudo [Bacchus?]
1 Gemälde mit einem großen Heiligen Hieronymus, 40 Scudo [Der heilige Hieronymus?]
1 Gemälde mit einer halbnackten Frau, 25 Scudo [Monna Vanna?]
1 Gemälde mit einem halbnackten heiligen Hieronymus, 25 Scudo [Der heilige Hieronymus?]
1 kleines Gemälde mit einem jungen Johannes, 25 Scudo [Johannes der Täufer?]
1 Gemälde mit einem Christus als Gottvater, 25 Scudo
1 Madonna mit ihrem Kind im Arm, 20 Scudo [Madonna mit der Spindel?]
1 Christus an der Säule, unvollendet, 5 Scudo
[...]"

Ihren Titeln nach könnte es sich bei den genannten Gemälden um Gemälde Leonardos handeln. Dass es sich dabei um Originale aus Leonardos Werkstatt oder um hochwertige Arbeiten seiner Schüler handelte, zeigt sich an der relativ hohen Summe, mit der die Werke bewertet wurden. Ein sehr guter Maler konnte zwischen 100 und 300 Scudo verlangen, je nach Größe des Bildes. Gemälde oder Porträts für fremde, also nicht direkt in Auftrag gegebene Arbeiten, wurden jedoch um ein Vielfaches billiger gehandelt. Die Tatsache, dass Salais Gemälde wie Auftragsarbeiten bewertet wurden, ist daher bemerkenswert.

Auf welche Art die oben genannten Gemälde danach in den Besitz des französischen Königs kamen ist unbekannt. Möglicherweise haben die Originale, die Leonardo nach Frankreich brachte, den französischen Königshof nie verlassen, denn Salai könnte lediglich gute Kopien besessen haben, die von Leonardos Schülern oder möglicherweise auch von ihm selbst angefertigt wurden.

Sein Tod verursachte allen, die ihn gekannt hatten, größte Betrübnis. Nie war der Malerei von einem Künstler mehr Ehre gemacht worden.

Giorgio Vasari

Originaltexte

Der Originaltext aus Antonio de Beatis Reisebericht

"In einem der Bezirke gingen mein Herr und der Rest von uns zu dem Florentiner Leonardo Vinci, mehr als 70 Jahre alt [hier irrt der Schreiber, Leonardo war zu dem Zeitpunkt 65 jahre alt], einem hervorragenden Maler unserer Zeit, der seiner illustren Lordschaft drei Gemälde zeigte: eines von einer gewissen Florentinerin [Mona Lisa], ein sehr schönes Gemälde, das auf Wunsch des Magnifico Giuliano de Medici angefertigt wurde [Bruder vom amtierenden Papst Leo X. und ein Jahr zuvor jung verstorben], das andere von einem jungen Johannes dem Täufer und eines von der Madonna und ihrem Sohn, die in den Schoß der heiligen Anna gelegt werden [Anna Selbdritt], alles sehr perfekt, auch wenn wir wegen einer gewissen Lähmung auf der rechten Seite nichts Gutes mehr von ihm erwarten können.

Er hat einen Mailänder gut ausgebildet, der seine Sache sehr gut macht [Francesco Melzi oder Salai]. Und obwohl der besagte Sir Leonardo nicht mit der gewohnten Süße malen kann, kann er Zeichnungen anfertigen und andere unterrichten. Dieser Herr hat die Anatomie mit der Malerei behandelt, sowohl der Gliedmaßen als auch der Muskeln, Nerven, Venen, Gelenke, Eingeweide und dessen, was über die Körper von Männern und Frauen gesagt werden kann, in einer Art und Weise, wie es noch kein anderer Mensch getan hat und die wir mit eigenen Augen gesehen haben; und schon erzählte er uns, dass er die Anatomie von mehr als 30 Körpern von Männern und Frauen aller Altersgruppen gemacht hatte.

Er hat auch von der Natur des Wassers, von verschiedenen Maschinen und anderen Dingen, nach dem, was er berichtet hat, in einer unendlichen Anzahl von Bänden in der Volkssprache geschrieben, die, wenn sie ans Licht kommen, sehr erkenntnisreich und wohltuend zu lesen sein werden.

In dem besagten Palast hat man eine nicht kleine Bibliothek gesehen, die nicht nur mit Schreibtischen von Kopf bis Fuß, sondern auch mit Regalen von unten bis oben ausgestattet war, die alle voll mit Büchern waren. Zusätzlich zu diesen gibt es einige in einem Schrank in Kisten aufbewahrt. Die besagten Bücher sind alle aus Pergament, mit schöner Handschrift geschrieben, mit verschiedenfarbiger Seide überzogen und mit pompösen Schlössern und Verschlüssen aus vergoldetem Silber versehen. Dort wurde uns die Triomphi von Petrarca gezeigt, die von einem Flamen mit einer ganz hervorragenden Miniatur handgeschrieben wurde. Und die Remedio contra adversam fortunam von demselben Messer Francesco. Ein gewisses Stundenbuch der Madonna in großem Umfang mit seinen Geschichten, und die Geheimnisse der Passion der Malerei, sehr schön und alt. Eine der Metamorphosen in lateinischer und französischer Sprache, alle verziert, mit vielen anderen schönen Büchern, die aus Zeitmangel nicht gesehen werden konnten. Und in einem der besagten Bücher waren in den Ecken und in der Mitte sehr schöne Einfassungen oder Kameen aus Muscheln in Form eines halben großen Eies der Länge nach angebracht, sehr fein gearbeitet. Unter diesen Büchern befinden sich viele, die aufgrund der Wappen auf den Einbänden König Ferdinand dem Ersten und Herzog Ludovico Sforza gehört haben müssen: die von König Ferdinand, die von der unglücklichen Königin Isabella nach dem Tod von König Friedrich in Frankreich gekauft wurden, und die anderen, die, wie ich glaube, bei der Invasion des Herzogtums Mailand erworben wurden.

Es gab auch ein Gemälde, auf dem eine gewisse Dame aus Mailand [La Belle Ferroniere] nach der Natur in Öl gemalt wurde, das sehr schön ist, aber meiner Meinung nach nicht so schön wie Signora Isabella Gualanda [eine für ihre Schönheit gerühmte Dame aus Neapel, der Kardinal (Leiter der Gesandtschaft) kam aus Neapel].

Uns wurde auch ein sehr schönes und großes Astrolabium gezeigt, auf dem die ganze Kosmographie gemalt ist: und in einem der Schränke, von denen es zwei gibt, befindet sich eine sehr geniale Uhr, auf der viele Dinge der Astrologie und Himmelszeichen gezeigt werden. Unter dem Palast befinden sich drei Gärten mit Obst- und Laubbäumen, die durch eine Galerie erreicht werden können"

Der Originaltext von Leonardos Testament

[Der besseren Übersicht wegen wird der Text mit Absätzen und Überschriften versehen]

[Einleitung]

"Es soll allen Anwesenden und denen, die sich später zu uns gesellen, bekannt gemacht werden, dass am Hofe des Königs unseres Souveräns in Amboise Herr Leonardo da Vinci, Maler des Königs, persönlich vor uns erschienen ist;
Derselbe hält sich gegenwärtig an dem Ort Cloux, in der Nähe von Amboise, auf, und in Anbetracht der Gewissheit des Todes und der Ungewissheit der Stunde desselben hat er vor dem besagten Gericht, dem er sich unterworfen hat und dem er untersteht, und vor uns erklärt und gestanden, dass er durch den Wortlaut dieses Schreibens sein Testament und die Verfügung seines letzten Willens in folgender Weise gemacht und festgelegt hat. Vor allem anderen empfiehlt er seine Seele dem Herrn, unserem Gott, der glorreichen Jungfrau Maria, dem heiligen Erzengel Michael und allen seligen Engeln und Heiligen im Paradies.

[Grabstätte, Überführung und Gottesdienste in vier Kirchen]

Ferner, dass der besagte Erblasser in der Kirche Saint-Florentin in Amboise beigesetzt wird, wobei sein Leichnam von den Kaplänen der Kirche dorthin getragen werden soll.

Ferner, dass sein Leichnam vom besagten Ort zur Kirche Saint-Florentin durch das Kollegium der besagten Kirche, nämlich den Rektor und den Prior, oder durch die Deputierten und die Kapläne der Kirche Saint-Dionysius von Amboise, außerdem durch die Minoriten des besagten Ortes, überführt wird, und bevor sein Leichnam in die Kirche gebracht wird, wünscht der Erblasser, dass in der genannten Kirche St. Florentin drei Hochämter mit Diakon und Subdiakon gefeiert werden, und an dem Tag, an dem drei Hochämter gefeiert werden, sollen auch dreißig gregorianische stille Messen gehalten werden.

Ferner sollen in der Kirche St. Dionysius die gleichen Gottesdienste wie oben gefeiert werden.

Ferner sollen die gleichen Gottesdienste in der Kirche der oben genannten Mönche und Minoritenbrüder gefeiert werden.

[Bücher und Instrumente an Francesco Melzi]

Außerdem schenkt und vermacht der oben genannte Erblasser dem Messer Francesco de Melzo, Edelmann aus Mailand, als Bezahlung für die ihm in der Vergangenheit durch seine eigene Höflichkeit geleisteten Dienste alle und jedes einzelne der Bücher, die der Erblasser gegenwärtig besitzt, und außerdem die Instrumente und Abhandlungen über seine Kunst und die Technik des Malers.

[Grundstück in Mailand an Salai und Battista de Vilanis]

Außerdem schenkt und vermacht derselbe Erblasser seinem Diener Battista de Vilanis für immer und ewig die Hälfte, d.h. die Hälfte des Gartens, den er vor den Toren von Mailand besitzt, und die andere Hälfte desselben Gartens seinem Diener Salai; In diesem Garten hat der besagte Salai ein Haus errichtet und gebaut, das ebenfalls dem besagten Salai, seinen Erben und Nachfolgern für immer gehören und verbleiben soll, als Entschädigung für die guten und willkommenen Dienste, die ihm seine Diener, die besagten de Vilanis und Salai, von nun an und für immer geleistet haben.

[Gewand und Lohn an Maturina]

Ferner schenkt derselbe Erblasser seiner Magd Maturina ein Obergewand von gutem schwarzem Tuch, das mit Leder gefüttert ist, und eine einmalige Zahlung von zwei Dukaten: auch dies als Vergütung für gute Dienste, die dieselbe Maturina ihm geleistet hat, von jetzt an und für immer.

[Der Trauermarsch mit 60 Kerzen]

Ferner wünscht er, dass bei seinem Begräbnis sechzig große Wachskerzen von sechzig Armen getragen werden, denen nach dem Ermessen des besagten Melzi Geld dafür gegeben werden soll, und diese Wachskerzen sollen auf die vier genannten Kirchen verteilt werden.

[Weitere Kerzen für die vier Kirchen]

Ferner gibt der besagte Erblasser jeder der oben genannten Kirchen zehn Pfund Wachs in Form von großen Kerzen, die in den besagten Kirchen aufgestellt werden sollen, um an dem Tag, an dem die besagten Gottesdienste abgehalten werden, zu dienen.

[Spenden an die Armen]

Außerdem sollen die Armen im Hospiz, die Armen des heiligen Lazarus von Amboise, etwas erhalten, und dafür soll die Summe und der Betrag von siebzig soldi tornesi an die Schatzmeister dieser Bruderschaft gegeben und bezahlt werden.

[Ausstehender Lohn und Kleider an Francesco Melzi]

Ferner schenkt und vermacht derselbe Erblasser dem besagten anwesenden und zustimmenden Herrn Francesco da Melzi den Rest seines bis zu seinem Todestag fälligen Gehalts und die Geldsumme, die der Schatzmeister oder Hauptkämmerer M. Johan Sapin ihm schuldet, und die Geldsumme, die er von dem vorgenannten Sapin als sein besagtes Gehalt erhalten hat, und für den Fall, dass er den vorgenannten Melzi vorverstirbt, und nicht anders, [vermacht er ihm] die Gelder, die sich nach seinen Angaben gegenwärtig im Besitz des besagten Erblassers an dem besagten Ort Cloux befinden. Und ebenso schenkt und vermacht er dem besagten Melzi alle seine Kleider, die er gegenwärtig in dem besagten Ort Cloux besitzt, sowohl als Belohnung für die guten und angenehmen Dienste, die er ihm geleistet hat, für diesen Tag und alle Zeit, als auch als Lohn und Honorar für seine Mühe, die er durch die Ausführung dieses Testaments haben mag, alles jedoch auf Kosten des besagten Erblassers.

[Bankvermögen an Leonardos Brüder]

Er bestimmt und will, dass die Summe von vierhundert Sonnen-Ecus, die sich in den Händen des Kämmerers von Santa Maria Nuova in der Stadt Florenz zur Verwahrung befinden, seinen in Florenz wohnenden leiblichen Brüdern gegeben wird, und dazu die Zinsen und Erträge, die die genannten Kämmerer dem genannten Erblasser bis heute auf die genannten vierhundert Ecus schulden, von dem Tag an, an dem sie vom genannten Erblasser den genannten Kämmerern übergeben und anvertraut wurden.

[Francesco Melzi soll das Testament vollstrecken]

Ferner will und bestimmt der besagte Erblasser, dass der besagte Herr Francesco da Melzi der einzige und ausschließliche Testamentsvollstrecker des gesamten Testaments des besagten Erblassers ist und bleibt, und dass das besagte Testament seine volle und vollständige Wirkung erlangt, und dass das, was erklärt und gesagt wurde, beibehalten und beachtet, überwacht und befolgt wird, wobei der besagte Erblasser, Herr Leonardo da Vinci, der hierin selbst erscheint, hiermit seine Erben und Nachfolger mit allen seinen gegenwärtigen und zukünftigen beweglichen und unbeweglichen Gütern gebunden und verpflichtet und hat hiermit ausdrücklich auf alles Gegenteilige verzichtet.

[Zeugen und Schlussformel]

Gegeben in dem besagten Ort Cloux, in Anwesenheit von Magister Spirito Fleri, Vikar der Kirche St. Dionysius von Amboise, M. Guilelmo Croysant, Pfarrer und Kaplan, Magister Cipriane Fulchin, Frater Francesco de Corton und Francesco von Mailand, Frater des Minoritenklosters in Amboise, die als Zeugen für das besagte Gericht berufen und vorgeladen wurden, und in Anwesenheit des vorgenannten, zustimmenden und einwilligenden Herrn Francesco da Melzi, der durch seinen Glauben und Eid auf seinen Körper, der uns persönlich übergeben wurde, versprochen hat, nie etwas dagegen zu tun, nie etwas dagegen zu sagen, nie etwas dagegen zu unternehmen. Zum Zeichen der Wahrhaftigkeit und wie in den rechtlichen Verträgen von Amboise gefordert und dargelegt, mit dem königlichen Siegel versehen. Gegeben am 23. Tag des April 1518, vor Ostern.

[Rechte am schiffbaren Kanal von St. Christoph an Battista de Vilanis]

Und am 23. April 1518, in Anwesenheit von M. Guilelmo Borian, königlicher Notar am Hof von Amboise, hat der vorgenannte Messer Leonardo da Vinci in seinem Testament und der vorgenannten Verfügung seines letzten Willens und Testaments dem vorgenannten anwesenden und zustimmenden M. Battista de Vilanis das Recht an den Gewässern, die zum schiffbaren Kanal von St. Christoph im Herzogtum Mailand gehören, das der in ehrwürdigem Andenken bewahrte, verstorbene König Ludwig XII. dem besagten da Vinci einst geschenkt hatte, damit der besagte de Vilanis es immer in der Art des besagten Herrn, der es ihm geschenkt hat, genießen kann. In Anwesenheit von Messer Francesco da Melzi, Edelmann von Mailand, und mir selbst.

[Möbel und Utensilien an Battista de Vilanis]

Und am oben genannten Tag des besagten Monats April im besagten Jahr 1518 schenkte der besagte Herr Leonardo da Vinci in seinem Testament und der oben genannten Verfügung seines letzten Willens dem besagten Herrn Battista de Vilanis, gegenwärtig und annehmend, alle und jedes seiner Möbel und Utensilien aus seinem gegenwärtigen Haus in besagtem Cloux, aber nur für den Fall, dass der besagte de Vilanis den besagten Herrn Leonardo da Vinci überlebt; in Anwesenheit des besagten Herrn Francesco da Melzi und mir selbst, Notar usw. Boreau."

 

Die Datierung des Testaments

Dass das Testament auf 2018 datiert ist, führt häufig zu Irritationen. Heute gilt es als wahrscheinlich, dass es sich dabei lediglich um einen Schreibfehler gehandelt hat

  • das Testament wird von dem Notar Boreau mit dem "23.04.1518, vor Ostern" datiert
  • der Ostersonntag von 1518 fiel aber auf den 04.04., im Testament hätte es also heißen müssen "23.04.1518, nach Ostern" (und nicht "vor")
  • dagegen fiel der Ostersonntag im Jahr 1519 auf den 24.04., dann wäre der "23.04.1519, vor Ostern" korrekt (Leonardos Todesjahr)

Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Leonardos Testament nicht 1518, sondern 1519 niedergeschrieben wurde und es sich um eine Verwechslung des Notars oder des Schreibers handelte. Das ist deswegen relevant, weil es hinsichtlich des zeitnahen Todes von Leonardo darauf schließen lässt, dass er wusste, dass er bald sterben würde. Das wiederum deutet auf ein akutes Leiden hin.

Quellen

Frank Zöllner, Leonardo, Taschen (2019)

Martin Kemp, Leonardo, C.H. Beck (2008)

Charles Niccholl, Leonardo da Vinci: Die Biographie, Fischer (2019)

Besonders empfehlenswert

Marianne Schneider, Das große Leonardo Buch – Sein Leben und Werk in Zeugnissen, Selbstzeugnissen und Dokumenten, Schirmer/ Mosel (2019)

Nobody is perfect - das gilt auch für nicofranz.art!

Alle Hinweise zu Fehlern und Korrekturen nehmen wir mit Dank entgegen. Solltest Du inhaltliche Fehler auf dieser Seite finden, lass es uns gerne wissen.