Nico Franz

1981 Cottbus, DE

Moving Piet, 2014

Animation auf Aftereffects

Moving Piet, 2014

Bildbeschreibung

Es werden drei gleich hohe, schmale schwarze horizontale Linien und drei gleich breite, schwarze vertikale Linien auf weißem Grund dargestellt. die horizontalen und vertikalen Linien erstrecken sich über die gesamte Höhe bzw. Breite des Gemäldes. Eine Ausnahme bildet eine horizontale Linie in der unteren linken Ecke, die vom linken Rand her bis zur zweiten vertikalen Linie führt. Insgesamt handelt es sich also um sieben schwarze Linien.

Flächen, die sich aus den Zwischenräumen der Überkreuzungen der schwarzen Linien ergeben, sind zum Teil in den Primärfarben Rot, Gelb und Blau ausgemalt. Farbflächen im selben Farbton sind direkt nebeneinander angeordnet. Die Flächen der drei Grundfarben sind in verschiedenen Ecken des Gemäldes positioniert. Insgesamt sind 4 rote, 2 blaue und 2 gelbe Flächen entstanden, insgesamt acht. Die zwei gelben Flächen sind nebeneinander in der linken oberen Ecke positioniert, die zwei blauen übereinander rechts oben und die vier roten in einer 2*2 Matrix in der linken unteren Ecke.

Die Darstellung wurde gegenüber dem Original in Farbe und Form geglättet. Ursprüngliche Farbunterschiede durch den Pinselauftrag wurden nicht übernommen, Ebenso wurden die Kanten der Linien begradigt. Zusätzlich wurde das Gemälde um 90 Grad nach links gekippt. Die äußeren Abmessungen wurden auf ein 16:9 Format angepasst, wodurch sich die ursprünglichen Zahlenverhältnisse der Abstände der schwarzen Linien gegenüber denen des Originals leicht verändert haben.

Bildinterpretatation

Das originale Gemälde wird in der gegenwärtigen Kunstwissenschaft Piet Mondrian zugeschrieben. Es ist mittlerweile verschollen und soll den Titel „Ohne Titel“ getragen haben. Das Entstehungsjahr ist unbekannt.

Der Stuttgarter Kopist Nico Franz nahm sich der Frage an, ob Piet Mondrian bei diesem Werk nicht einen Fehler begangen haben könnte, in dem er die sich zwingend aufdrängende Symetrie durch die Auswahl der Anzahl der Flächen außer Acht ließ. Also ob er nicht fälschlicherweise von der Positionierung der Linien als Bedingung für die entstehenden Flächen statt der Positionierung der Flächen als Bedingung für die Linien ausging.

Nico Franz löst in seinem Werk „Moving Piet“ (2014) diese Fragestellung auf amüsante Weise in einem visuellen Prozess auf, der zuallererst das durch die mondriansche Kompositionslehre verursachte Chaos in jene verlorengegangene Ordnung überführt, welcher sich jener widersetzte und zeigt im folgenden zuerst die alternative und schließlich auch die finale Darstellung einer jeden Komposition: nämlich die Bewegung selbst als höchstes Ziel.

Hierbei scheut er sich nicht die 2Dimensionalität der Mondrianschen Malerei weiterzuentwickeln und sie in den 3D Raum zu überführen, um dieses von Mondrian offensichtlich unbeabsichtigte höchste Ziel ersichtlich zu machen, die Bewegung als Katharsis erstarrter Strukturen. Kraft der begleitenden Komposition wird diese Intention weiter verstärkt und dadurch die Grundaussage dieses früh-kopistischen Meisterwerks als Ausdruck seines Mediums verdeutlicht: Der nach Erkenntnis suchende Betrachter irrt immanent und kann sich nur durch sein Vorbild befreien.

Die Befreiung des Kopisten hingegen lag im kreativen Prozess selbst. Da das Wesen der Kunst nicht der Konsum ist, war dieser Prozess allein seine Intention. Wo andere sich hierbei und danach radikaler und sicherlich erhabener von ihrem Publikum abgrenzen, ist Nico Franz vielmehr bemüht sich als Teil seines Publikums und somit auch als Konsument zu bekennen. Wenn auch nur für eine kurze Zeit.