Fall of the Piet, 2017
Bildbeschreibung
Es werden drei gleich breite, schmale schwarze horizontale Linien und drei gleich hohe, schwarze vertikale Linien auf weißem Grund dargestellt. die horizontalen und vertikalen Linien erstrecken sich über die gesamte Breite bzw. Höhe des Gemäldes. Eine Ausnahme bildet eine horizontale Linie in der unteren rechten Ecke, die vom rechten Rand her bis zur ersten vertikalen Linie führt und eine weitere, die erste Vertikale, die nur bis zur zweiten schwarzen horizontalen Linie gezeichnet wurde. Insgesamt handelt es sich also um sieben schwarze Linien.
Dadurch, dass sich die schwarzen Linien überkreuzen, entstehen dazwischenliegende Flächen, die in drei Ecken mitden Primärfarben Rot, Gelb und Blau ausgemalt wurden. Dabei wurde die linke untere Ecke ausgelassen. Liegen Farbflächen direkt nebeneinander, haben sie denselben Farbton. Die Flächen der drei Grundfarben sind in verschiedenen Ecken des Gemäldes positioniert. Auf diese Art sind vier rote, zwei blaue und zwei gelbe Farbflächen entstanden, also insgesamt acht. Die zwei gelben Flächen sind übereinander in der rechten oberen Ecke positioniert, die zwei blauen nebeneinander rechts unten und die vier roten in einer zwei mal zwei Matrix in der linken oberen Bildecke.
Bilderläuterung
"Moving Piet II – Return of the Piet" ist die Fortsetzung des 2014 geschaffenen Werkes "Moving Piet", ebenfalls von Nico Franz. Wie in der ersten Version verwendet Nico Franz für sein kopistisches Werk ein Gemälde mit unbekannten Titel von Piet Mondrian. Das Gemälde wurde in eine digitale Form übertragen und in Farbe und Form geglättet. Ungenauigkeiten in der Pinselführung, unterschiedliche Linienstärken, sowie Farbunterschiede des Originals wurden dabei nicht übernommen.
Nico Franz löst hier, wie auch in dem Vorgänger „Moving Piet“, die Statik der Mondrianschen Vorlage auf und visualisiert eine der vielen Deutungsmöglichkeiten in einem dynamischen Prozess. Anders als noch in "Moving Piet" wagt er diesmal jedoch nicht mehr den Schritt in den Raum, sondern belässt es scheinbar bei der Fläche.
Mondrian und die Symetrie
Nico Franz nimmt sich wie im Vorgänger auch bei diesem Werk der Frage an, ob Piet Mondrian bei seinem Bild nicht einen Fehler begangen haben könnte, in dem er die sich zwingend aufdrängende Symetrie durch die Auswahl der Anzahl der Flächen außer Acht ließ. Also ob er nicht fälschlicherweise von der Positionierung der Linien als Bedingung für die entstehenden Flächen statt der Positionierung der Flächen als Bedingung für die Linien ausging. Diese Fragestellung nutzt Nico Franz als Startpunkt für eine autobiographische Reiseerzählung.
Bildinterpretation
Akt I
Das liebestolle Rot
Ein roter Doppelblock in einer ausweglosen Zelle. Der Boden wird unter ihm hinweggezogen. Er fällt zu Boden.
Das kämpferische Blau
Der harte Schlag des Aufpralls, wirkt das Springen eines Blauen, der von der Schwerkraft trotz verzweifelten Versuchen sich an dem Gelb darüber festzuhalten, gezwungen wird in seinem Drang nach Expansion nunmehr nach links noch auszuweichen. Er teilt sich dabei auf. Ein Teil prescht wagemutig vor, verschafft sich Raum. Der andere schlängelt sich ihm hinterher. Doch dann: Ein Blau, das nicht mehr weiter weiß und nun verharrt.
Das hoffnungsvolle Gelb
Enttäuscht vom Misserfolg des Blau folgt nun das Gelb, scheitert zunächst jedoch bei dem Versuch sich auf die höchste Ebene zu setzen, und rutscht hinab auf eine zweite. Angespornt vom Ausblick auf das furios gescheiterte Blau, gelingt es Gelb die Grenze dieser Ebene nach oben zu verschieben.
Das suchende Rot
Davon angetan sucht nun auch das vormals in den linken Ecken abgestellte Rot sich zu befreien. Zur Ordnung strebend erkennt es seine Plätze, immer noch am Rand doch immerhin in jeder Ecke.
Katharsis
Das Schlussbild dieses ersten Aktes ist ein Lichtblick nach dem höchst chaotischen Beginn, wenn auch nicht der erhoffte. Manche sagen gar, ein Ausblick der enttäuscht. Doch ist er mehr, als zu Beginn der Reise möglich schien. Die Ordnung scheint beständig.
Akt II
Der Horizont verschiebt sich nun. Der Blick in einen neuen Himmel, in das Licht. Verweilen und Besinnen. Abschied nehmen. Aus dem Traum erwachend, erscheint nun ein neues Licht. Man könnte sagen, wie das zweite. Doch ist es nun ein anderer Ort.