1981 Cottbus, DE
Variationen über die Basis 2 - Hommage an Max Mahlmann, 2020
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Er studierte die Malerei. Er war Soldat im zweiten Weltkrieg. Er half mit beim Wiederaufbau. Er war ein Pionier der neuen Zeit. Soviel über ihn weiß ich jetzt.
Variationen über die Basis 2, 2020
Hommage an Max Mahlmann
Dieses kopistische Meisterwerk versteht sich als digitale Referenz auf das Gemälde Netzeinheit dezentral (1974) von Max Mahlmann, das zum Zeitpunkt der Entstehung von Variationen über die Basis 2 im Jahr 2020 im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen war. Der Stuttgarter Kopist Nico Franz bleibt seiner Linie treu: Er verschiebt den Fokus der innewohnenden Schönheit – von Linie und Struktur – auf eine metaphysische Bedeutungsebene. Die starre, planbare Netzstruktur des Originals wird in ihre elementaren Bestandteile zerlegt und algorithmisch neu zusammengesetzt, ohne dabei ihren architektonisch-mechanischen Charakter zu verlieren.
So wird sichtbar, dass sich Max Mahlmann aus unzähligen Möglichkeiten genau für diese vier Bildwelten entschieden hat. Der generative Nachbau legt offen, dass dem vermeintlich rationalen Aufbau des Bildes eine bewusste, künstlerische Selektion zugrunde liegt. Aus dem Algorithmus folgt nicht die Form – die Form folgt der Entscheidung. Das auf den ersten Blick streng strukturierte Werk entfaltet bei genauerer Betrachtung eine Ästhetik der Erkenntnis. Es basiert auf einfachen mathematischen Prinzipien, insbesondere Potenzen der Basis 2. Gerade in dieser Reduktion offenbart sich eine überraschende Vielfalt: Die Kombination weniger binärer Entscheidungen erzeugt unendliche Komplexität. Mahlmanns Werk kann so als spirituelles Bekenntnis gelesen werden – als Spiegel des Großen im Kleinen. Bereits vier Variationen zeigen das Potenzial des Algorithmus, und erinnern uns daran, dass Achtsamkeit oft im Detail beginnt. Das Ganze ist nichts anderes als die Summe kleinster Entscheidungen.
Der Algorithmus
Aus einfachen Regeln entsteht komplexe Struktur: Variationen über die Basis 2 übersetzt das Prinzip der Konkreten Kunst in eine digitale Formensprache. Inspiriert von Max Mahlmanns Netzeinheit dezentral (1974), untersucht das Werk die Wechselwirkung von Ordnung, Variation und algorithmischer Logik.

Mahlmann gilt als ein bedeutender Vertreter der Konkreten Kunst. Das Werk ist Teil der Dauerausstellung im Kunstmuseum Stuttgart

Ein graues Quadrat ist in vier gleich große Teilquadrate unterteilt. Diese sind sowohl voneinander als auch vom Rand der Grundfläche durch schmale Zwischenräume getrennt, wodurch ein fensterartiges Gesamtmuster entsteht. Jedes der vier Teilquadrate dient als Rahmen für eine Variation eines gemeinsamen Basismusters

Die Breite der vertikalen Sektionen ergibt sich aus der Unterteilung der Gesamtbreite des Quadrats in Potenzen von 2 (2, 4, 8, 16, 32), deren Summe stets 90 beträgt. Die Anfangsbreite der ersten Sektion links wird zufällig bestimmt – sie ist immer eine der ersten fünf Potenzen von 2 – und wird für jede folgende Sektion zunächst verdoppelt. Wird ein maximaler Wert (32) oder minimaler Wert (2) erreicht, kehrt sich die Richtung um: Auf eine Verdopplung folgt eine Halbierung – und umgekehrt. Jede Sektion ist vertikal in vier gleich große Streifen unterteilt

Der Horizont wurde hier durch eine dicke schwarze Linie hervorgehoben. Ausgehend von dieser Linie wird jede vertikale Sektion sowohl ober- als auch unterhalb des Horizonts in jeweils vier horizontale Sektionen gegliedert, die wiederum in jeweils vier gleich große waagerechte Streifen unterteilt sind. Die Anfangshöhe jeder Sektion – ausgehend vom Horizont – wird zufällig bestimmt: Oberhalb des Horizonts beträgt sie entweder 4 oder 32, unterhalb entweder 2 oder 16, und wird anschließend – wie auch bei den vertikalen Sektionen – jeweils verdoppelt (bei einer Starthöhe von 2 oder 4) oder halbiert (bei einer Starthöhe von 16 oder 32). Die Summe der Sektionshöhen unterhalb des Horizonts beträgt stets 30 (siehe Maßstab rechts), oberhalb 60 – also insgesamt immer 90. Dadurch steht die Gesamthöhe der unteren und oberen Sektionen zueinander im Verhältnis 1:2. Zugleich ergibt sich ein Verhältnis von 1:3 zwischen der Höhe bis zum Horizont und der Gesamthöhe des Quadrats. Das Quadrat selbst hat das Seitenverhältnis 1:1, jede Sektion wiederum ein Verhältnis von 1:4 gegenüber ihren Streifen. Mahlmanns Algorithmus folgt hier einer streng geordneten Logik
Potenzen der Basis 2
Die Grundidee des Gemäldes ist ein Spiel mit Potenzen von 2 – es folgt damit einer binären Logik stetiger Halbierungen und Verdopplungen. Ein im Kern sehr naturverbundenes Prinzip, das noch zu Lebzeiten Mahlmanns in seinem mathematischen Ausdruck zur Grundlage moderner Informationstechnologie wurde – etwa in Schaltkreisen oder der Netzwerktechnik.
2 = 21
4 = 22
8 = 23
16 = 24
32 = 25
Arithmetisch interessant ist die Feststellung, dass die Summe der ersten vier Potenzen von 2
21 + 22 + 23 + 24
= 2 + 4 + 8 + 16
= 30
und die Summe der nächsten vier Potenzen, also jeweils um eine Potenz erhöht
21+1 + 22+1 + 23+1 + 24+1
= 4 + 8 + 16 + 32
= 60
im Verhältnis von einem Drittel zu zwei Dritteln ihrer Gesamtsumme stehen. Mahlmann betont dieses Verhältnis durch die Einführung der Horizontlinie, die das Quadrat einer gedachten Höhe von 90 im Verhältnis 30 : 60 teilt.
Technische Gestaltung
Mit dem Ziel, dem digitalen Werk den Eindruck einer fotografierten Zeichnung zu verleihen, ist die graue Fläche im Hintergrund nicht homogen, sondern weist mithilfe zufällig verteilter Graustufen eine feine Struktur auf, die dem Original näherkommt. Auch die Linien bestehen nicht aus durchgehenden Strichen, sondern aus dicht gesetzten Punkten entlang leicht oszillierender Pfade. Geringfügige Farbabweichungen innerhalb dieser Punkte verstärken den Eindruck einer analogen Ausführung und tragen zur Gesamtwirkung eines gezeichneten Originals bei. Bei jedem Klick auf das Bild wird eine neue Version zufällig generiert.

Die Fläche wirkt nicht einheitlich, sondern ist durch zufällig gestreute Graustufen subtil strukturiert


Mahlmann nahm sich ein Quadrat, halbierte es zu Vierteln, setzte darin Drittel, variierte über die Basis 2, um schließlich erneut zu vierteln – nur zum Vergnügen
Nobody is perfect - das gilt auch für nicofranz.art!
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