Dieses kopistische Meisterwerk versteht sich als digitale Referenz auf das Gemälde Netzeinheit dezentral (1974) von Max Mahlmann, das zum Zeitpunkt der Entstehung von Variationen über die Basis 2 im Jahr 2020 im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen war. Der Stuttgarter Kopist Nico Franz bleibt seiner Linie treu: Er verschiebt den Fokus der innewohnenden Schönheit – von Linie und Struktur – auf eine metaphysische Bedeutungsebene. Die starre, planbare Netzstruktur des Originals wird in ihre elementaren Bestandteile zerlegt und algorithmisch neu zusammengesetzt, ohne dabei ihren architektonisch-mechanischen Charakter zu verlieren.
So wird sichtbar, dass sich Max Mahlmann aus unzähligen Möglichkeiten genau für diese vier Bildwelten entschieden hat. Der generative Nachbau legt offen, dass dem vermeintlich rationalen Aufbau des Bildes eine bewusste, künstlerische Selektion zugrunde liegt. Aus dem Algorithmus folgt nicht die Form – die Form folgt der Entscheidung. Das auf den ersten Blick streng strukturierte Werk entfaltet bei genauerer Betrachtung eine Ästhetik der Erkenntnis. Es basiert auf einfachen mathematischen Prinzipien, insbesondere Potenzen der Basis 2. Gerade in dieser Reduktion offenbart sich eine überraschende Vielfalt: Die Kombination weniger binärer Entscheidungen erzeugt unendliche Komplexität. Mahlmanns Werk kann so als spirituelles Bekenntnis gelesen werden – als Spiegel des Großen im Kleinen. Bereits vier Variationen zeigen das Potenzial des Algorithmus, und erinnern uns daran, dass Achtsamkeit oft im Detail beginnt. Das Ganze ist nichts anderes als die Summe kleinster Entscheidungen.